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Interview

Daniel Kröger (ACATIS): „IT, Banken und Versorger sind besonders aussichtsreich“

Fondsmanager Daniel Kröger verantwortet das Portfolio des ACATIS Aktien Europa Fonds UI. Er sieht gut begründete Chancen für weitere Zuwächse bei europäischen Werten.
© ACATIS Investment

multiasset.com: Herr Kröger, was spricht derzeit für europäische Aktien?

Daniel Kröger: In den vergangenen sieben bis acht Jahren haben wir im Anschluss an die Finanzkrise einen Bullenmarkt in den USA gesehen, ausgelöst von der Geldpolitik der US-Notenbank. Europa hingegen liegt noch nicht gleichauf. Hier hat die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank nicht zu dem Erfolg wie in den USA geführt.

Doch der Bullenmarkt in den USA scheint sich abzuschwächen?

Kröger: Das ist der Punkt. US-Aktien sind unserer Auffassung nach inzwischen zu hoch bewertet: In den vergangenen Jahren hatte zum Beispiel die IT-Branche in den USA mit ihren hohen Gewinnmargen einen guten Lauf. Inzwischen sind die Aktienmarkt-Bewertungen hier sehr hoch.

Hinzu kommt: Der Trump-Effekt, auf den viele Anleger in den Monaten nach der US-Präsidentschaftswahl gehofft hatten, zieht nicht mehr. Jüngst wurde bekannt, dass die Kosten für den Bau der Mexiko-Mauer nun doch in den US-Haushalt einfließen sollen. Viel Zeit für eine Einigung mit dem Kongress bleibt nicht: In einem Monat müssen die USA ihr Schuldenlimit anheben. Statt einer weitreichenden Steuerreform und dringend notwendiger Infrastrukturmaßnahmen sollen die US-Amerikaner nun eine Mauer bekommen. Mit diesem unerwarteten Schritt zulasten des US-Haushalts werden letzte Hoffnungen der Anleger auf dringende wirtschaftspolitische Reformen einbetoniert.

Europa hingegen kommt besser voran…

Kröger: … ja! Von den Anlegern lange wegen der nicht vom Fleck kommenden Wirtschaftsentwicklung vernachlässigt, stößt die Eurozone auf neues Interesse. Nicht zuletzt, weil hier exportorientierte Unternehmen besonders stark vertreten sind. Sie dürften aufgrund des vom Internationalen Währungsfonds für 2018 prognostizierten Wachstums der Weltwirtschaft von 3,6 Prozent gut vorankommen. Deutschland allein steht für 43 Prozent aller EU-Exporte. Der IWF hat die Aussichten für das Wirtschaftswachstum deshalb auch zuletzt angehoben: Der Euroraum soll 2017 um 1,9 Prozent wachsen, 2018 mit 1,7 Prozent. In den USA hingegen produzieren 69 Prozent aller Firmen für den einheimischen Markt, hier dürfte das zukünftige Wachstum gedeckelt sein.

Diese Zahlen sind im weltweiten Vergleich nicht allzu hoch. Aber Sie sind offenkundig zuversichtlich. Was bestärkt Sie in dieser Ansicht?

Kröger: Die konjunkturelle Entwicklung Europas verbessert sich langsam. Treiber sind hier unter anderem die Digitalisierung. Ausgewählte Bankaktien sind vor diesem Hintergrund interessant: Deutschlands zweitgrößte Bank, die Commerzbank, aber auch die Metrobank, erste neue Bank in Großbritannien seit mehr als 100 Jahren, sind bei der Digitalisierung ganz vorne mit dabei.

Sie setzen auf Blue Prism, einen Anbieter von Roboter-Prozessautomatisierung für Unternehmen. Banken erhöhen mit diesen neuen Digitalisierungsstrategien ihre Margen und sichern sich langfristig einen herausgehobenen Platz im Wettbewerb. Berater und Anleger, die sich für diese neuen Trends interessieren, können mir gern auf Twitter folgen, wo ich neue Entwicklungen aufgreife: https://twitter.com/eFlation/.

Disruptive Technologien in einzelnen Sektoren können das Wachstum antreiben, aber noch wichtiger ist der geldpolitische Rahmen. Wie dürfte die Politik der Europäischen Zentralbank die Entwicklung von Assets zukünftig beeinflussen?

Kröger: In der Eurozone kommt die Inflation nicht vom Fleck. Zuletzt war sie sogar etwas rückläufig. Vor diesem Hintergrund dürfte die EZB erst ab 2018 eine Senkung der monatlichen Anleihekäufe unter das ab April 2017 gültige Volumen von 60 Milliarden Euro einleiten. Erste Zinsanhebungen könnten dann ab 2019 erfolgen. Der Euro dürfte deshalb weiterhin schwach bleiben, was Exportfirmen in der Eurozone in die Karten spielt und ihre Erträge erhöht.

Besonders mit Blick auf die Inflationsentwicklung gibt es Unterschiede zwischen den USA und Europa. In den USA steigt die Inflation wegen des boomenden Arbeitsmarkts bereits leicht an. Hier hat die Federal Reserve ihr QE-Programm beendet. Der Chefökonom der Investmentbank Goldman Sachs hat im jüngsten Finanzmarktausblick der Bank gute Gründe für weitere Leitzinssteigerungen niedergelegt: Die US-Zinsen könnten bis Ende 2019 3,5 Prozent erreichen. Der US-Dollar dürfte bis dahin weiter steigen und die Gewinne exportorientierter Unternehmen aus den USA schmälern.

Mit Blick auf Anlagechancen ist ebenfalls interessant: In der Eurozone lässt sich im Großen und Ganzen, anders als in den USA, bislang kein wirklich ernst zu nehmender Fachkräftemangel ausmachen. Die verschwindend geringen Zuwächse bei der Lohnentwicklung verdeutlichen diese Tatsache. Die Konjunkturentwicklung in der Eurozone kann folglich weiterhin auf personelle Reserven zurückgreifen – und hat damit noch großes Potenzial.

Welche Sektoren in der Eurozone sehen für die Zukunft besonders chancenreich aus?

Kröger: In der Eurozone halten wir drei Sektoren derzeit für besonders aussichtsreich: IT, ausgewählte Banken und Energieversorger.

Die Digitalisierung entwickelt sich gut, es gibt viele hoch interessante Firmen. Wichtig ist dabei für uns, dass die Firmen unabhängig von der übergreifenden konjunkturellen Entwicklung ein Eigenleben führen. Ein solches Unternehmen ist Tobii, Weltmarktführer bei der Eye-Tracking-Technologie. Eyetracking ist eine Methode, um die Aufmerksamkeit von Konsumenten und ihre spontane Reaktion auf Werbebotschaften zu messen. Diese Einblicke helfen Marketingfachleuten dabei, ihre Kommunikation höchst wirksam einzusetzen.

Im Bankensektor setzen wir nicht etwa auf Deutsche Bank oder Commerzbank, sondern auf ING in den Niederlanden und die Metrobank in Großbritannien. Diese innovativen Player am Markt dürften in ganz besonderem Maße vom Hebel der in einigen Quartalen voraussichtlich wieder langsam steigenden Zinsen in der Eurozone profitieren.

Lukrative Anlagechancen entdecken wir auch bei den Energieversorgern. Erneuerbare, saubere Energien werden in den kommenden Jahren in noch höherem Maße als bislang auf dem Vormarsch sein. Schon heute beträgt der Anteil der Erneuerbaren Energien am Strommix in Deutschland rund 32 Prozent. Disruption wird es trotzdem im Energiebereich geben. Es ist absehbar: Zukünftig wird der mit einer Solaranlage auf dem Dach erzeugte Strom in Batterien gespeichert und bei Bedarf verbraucht.

Energiekonzerne, die sich den neuen technologischen Herausforderungen stellen, dürften profitieren. Wir rechnen hier vor allem mit E.ON. Der Konzern hat derzeit viel Geld für Investitionen: Die von der Bundesregierung von 2011 bis 2016 kassierte Brennelemente-Steuer ist verfassungswidrig; die Rückzahlung der Sondersteuer hat die Bilanz von E.ON erheblich gestärkt. Aufgrund der laufenden Umbaumaßnahmen im Konzern stellt E.ON-Chef Johannes Teyssen den Aktionären attraktive Dividenden in Aussicht. Für die Jahre nach 2017 strebt das Unternehmen mit einer angehobenen Ausschüttungsquote von 50 bis 60 Prozent des bereinigten Konzernüberschusses ein sehr ordentliches Dividendenwachstum an. Wir rechnen mit Dividenden in Höhe von 5 bis 6 Prozent.

Wie wird das Portfolio des ACATIS Aktien Europa Fonds UI gegen mögliche Turbulenzen abgesichert? DAX und EuroStoxx hängen derzeit ziemlich durch.

Kröger: In unübersichtlichen Zeiten ist es ratsam, volatile Unternehmen aus dem Portfolio zu nehmen. Wie gesagt ist es beim Anlegen wichtig, Unternehmen mit einem Eigenleben zu identifizieren, die auch in schwierigen Marktphasen oben schwimmen. Ein Beispiel dafür ist Grenke, ein spezialisierter Anbieter von IT-Leasing für kleine und mittlere Unternehmen. Der Bedarf für diese Dienstleistungen ist ungebrochen.

In turbulenten Marktphasen erhöhen wir nicht zuletzt den Cash-Bestand. Derzeit halten wir 10 Prozent Kasse. Mit diesem Polster, was natürlich nur temporär aufgebaut werden sollte, denn wir wollen ja Gewinne erzielen, können wir in turbulenten Marktphasen Assets nachkaufen, von denen wir besonders überzeugt sind.

Eine letzte Frage: Wie wichtig ist aktives Management angesichts möglicher Einbrüche an den Börsen nach einem aus historischer Sicht ungewöhnlich langen Aktienzyklus?

Kröger: Es ist die Kunst Aktien zu finden, die ihr Potenzial erst in den kommenden Jahren voll ausschöpfen werden. Ein Fondsmanager, der im Jahr 2000 Apple-Aktien ins Depot gebucht und sie bis dato gehalten hat, ist fein raus. Anders hingegen der Fondsmanager, der nach der Jahrtausendwende auf Nokia-Titel gesetzt hat – von damals 30 Euro ist der Wert auf derzeit knapp über 5 Euro zusammengeschnurrt.

Halter von ETFs machen diese Kursbewegungen in jeder Richtung mit. Aktives Management ist hier klar im Vorteil: Verschlechtern sich die fundamentalen Kennzahlen und schwindet das Zukunftspotenzial einer Aktie, fliegt sie aus dem Depot, um Platz zu machen für neue Aufstiegskandidaten. Das Gleiche gilt auch im Vorfeld von Rücksetzern an den Märkten. Aktive Manager nehmen Gewinne mit, stocken flexibel ihre Cash-Position auf und haben damit in Abschwungphasen die Möglichkeit, günstig nachzukaufen.

Um beim ACATIS Aktien Europa Fonds UI zu bleiben: In den vergangenen fünf Jahren sind wir derzeit mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 13,2 Prozent dabei.



 

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