28.04.2023 - Internationale Aktien gaben diese Woche nach. Die US-Zehnjahresrendite fiel auf 3,47%, das Barrel Rohöl der Sorte West Texas Intermediate verbilligte sich um 2,82 US-Dollar auf 75,12 US-Dollar. Gemessen am CBOE Volatility Index (VIX) blieb die Volatilität mit 17,2 nahezu unverändert und war ähnlich niedrig wie im Dezember 2021.
Konjunktur
US-Inflation weiter hoch
Noch immer ist die Inflation in den USA viel zu hoch. Der PCE-Kernindex stieg um 4,6% z.Vj., der Arbeitskostenindex um 1,2% z.Vq. Wegen der anhaltenden Teuerung wird es wahrscheinlicher, dass die Fed den Leitzins noch mindestens einmal anhebt.
US-BIP jetzt doch schwächer
Nach den revidierten Zahlen vom Donnerstag war die US-Wirtschaft im 1. Quartal schwächer als zunächst vermutet. Das Wachstum wurde von 2,6% auf 1,1% herunterrevidiert. Der Konsum wurde zwar nur leicht korrigiert, Unternehmens- und Lagerinvestitionen aber kräftig.
Neue Bankensorgen wegen First Republic
Die krisengeplagte kalifornische First Republic Bank berichtete über den Abfluss von Einlagen in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar im 1. Quartal, was neue Zweifel am Fortbestand des Instituts auslöste. Wegen der unterschiedlichen Laufzeiten von Aktiva und Passiva hatte der Zinsanstieg zu hohen Verlusten geführt, sodass in großem Umfang ungesicherte Einlagen abgezogen wurden. Nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der Signature Bank hatte ein Konsortium aus größeren Instituten 30 Milliarden US-Dollar auf Konten bei der First Republic eingezahlt, um die Bank zu stabilisieren. Aber das reichte nicht. Diese Woche wurde über zahlreiche staatliche und nicht staatliche Rettungspläne berichtet, von denen aber keiner umgesetzt wurde. Manche Investoren fürchten, dass Banken mit einer ähnlich ausgeprägten Fristeninkongruenz noch so lange Probleme machen werden, wie die Geldpolitik gestrafft wird. Moody’s hat diese Woche dann auch mehrere US-Regionalbanken herabgestuft. Erfreulich ist hingegen, dass ausländische Notenbanken bei der Fed jetzt weniger Dollarliquidität nachfragen. In Zukunft soll nur noch eine Auktion wöchentlich stattfinden.
Gewerbeimmobilien im Blickpunkt
In den aktuellen Quartalsberichten vieler Banken ist von höheren Rückstellungen für Abschreibungen auf Gewerbeimmobilien zu lesen. Bei Büroobjekten der Klasse A gibt es kaum Probleme, aber in den Klassen B und C steigt der Leerstand schnell. Laut Financial Times sind immer mehr Kreditgeber zu Nachverhandlungen bereit, um Zwangsvollstreckungen zu verhindern. Die Gläubiger sind häufig Banken, Versicherungen, die öffentliche Hand, CMBS und REITs.
Republikaner verabschieden Gesetz zur Schuldenobergrenze nur knapp
Das US-Repräsentantenhaus hat ein Gesetz verabschiedet, das eine höhere Schuldenobergrenze und niedrigere Staatsausgaben vorsieht. 217 Abgeordnete stimmten dafür, 215 dagegen, auch vier Republikaner. Im Senat ist das Gesetz chancenlos, doch steigt der Druck auf Präsident Biden, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Am Mittwoch erklärte er sich zu einem Treffen mit Kevin McCarthy, dem Sprecher des Repräsentantenhauses, bereit. Er sagte aber auch, dass ein Verzicht auf eine höhere Schuldenobergrenze ausgeschlossen sei.
KURZ GEFASST
In einem Video kündigte Präsident Biden diese Woche seine Kandidatur für eine zweite Amtszeit an.
Die Marktkapitalisierung des Luxusgüterherstellers LVMH ist diese Woche auf 500 Milliarden US-Dollar gestiegen. Damit ist erstmals eine europäische Aktiengesellschaft über eine halbe Billion Dollar wert.
CBOE Inc. legte diese Woche einen Index für die 1-Tages-Volatilität des S&P 500 auf. Grundlage sind Optionen mit bis zu einem Tag Laufzeit. Am OTC-Markt war die Nachfrage nach diesen riskanten Finanzinstrumenten kräftig gestiegen.
Der neue japanische Notenbankgouverneur Kazuo Ueda sagte diese Woche, dass die Inflation vor einem Ende der Zinsstrukturkurvensteuerung erst „kräftig steigen“ müsse.
Erstmals seit dem russischen Einmarsch haben die Präsidenten Chinas und der Ukraine, Xi Jinping und Wolodymyr Selenskyj, am Mittwoch miteinander telefoniert. Nach Angaben des chinesischen Außenministeriums hat Xi die Entsendung eines Vermittlers versprochen, der mit allen Kriegsparteien über eine politische Lösung sprechen solle.
Die britischen Behörden haben die Übernahme von Activision durch Microsoft für 75 Milliarden US-Dollar erst einmal gestoppt. Microsoft schloss einen Einspruch nicht aus. Das Veto der Kartellaufsicht würde Innovationen und Investitionen in Großbritannien verhindern.
Die schwedische Riksbank hat ihre Leitzinsen um 50 Basispunkte auf 3,50% erhöht. Für die nächsten Sitzungen stellte sie einen Anstieg um weitere 25 Basispunkte in Aussicht.
Im März sind die schwebenden Hausverkäufe in den USA um 5,2% z.Vm. und 23,3% z.Vj. gefallen.
GEWINNMELDUNGEN
Bislang haben etwa 47% der S&P-500-Unternehmen die Ergebnisse für das 1. Quartal 2023 vorgelegt. Kombiniert mit Schätzungen für die übrigen etwa 53% sind die Gewinne laut FactSet Research um 4,2% z.Vj. gefallen. Konsumorientierte Unternehmen berichteten voller Stolz, dass sie steigende Kosten leicht an ihre Kunden weitergeben können, insbesondere im Lebensmittel- und Getränkesektor.