10. bis 16. August 2024
Internationale Aktien legten diese Woche kräftig zu, da die US-Inflation offensichtlich weiter fällt und die Wirtschaft noch immer moderat wächst. Die US-Zehnjahresrendite gab leicht auf 3,89% nach. Der Preis für ein Barrel Rohöl der Sorte West Texas Intermediate änderte sich mit 76,45 US-Dollar kaum. Weil sich die Märkte beruhigten, fiel die Volatilität gemessen am CBOE Volatility Index (VIX) diese Woche von 21 auf 16.
Konjunktur
Alles wieder beim Alten
Vor zwei Wochen ließ der überraschend schwache US-Arbeitsmarktbericht die Aktienkurse einbrechen. Nach einer Reihe beruhigender US-Konjunkturdaten hofft man jetzt wieder, dass der Fed doch noch eine weiche Landung gelingt. Diese Woche wurde bekannt, dass die Teuerung auch im Juli zurückgegangen ist: Die amerikanischen Verbraucherpreise stiegen um 0,2% z.Vm. und 2,9% z.Vj., sodass der Preisauftrieb erstmals seit Anfang 2021 wieder unter 3% lag. Die Kerninflation betrug 0,2% z.Vm. und 3,2% z.Vj. Allerdings legten die Wohnkosten erneut kräftig zu. Als am Donnerstag auch noch gute Juli-Einzelhandelsumsätze veröffentlicht wurden (+1% z.Vm.), sprach immer mehr dafür, dass der schwache Arbeitsmarktbericht vom Juli ein dem Wetter geschuldeter Ausreißer war und kein Vorbote eines Abschwungs. Beruhigend waren am Donnerstag auch die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosengeld, die nach einem Höchststand von 250.000 Ende Juli auf 227.000 fielen. Am Morgen des 5. August galt eine Zinssenkung um 50 Basispunkte im September noch als ausgemacht, doch jetzt schätzen die Märkte die Wahrscheinlichkeit nur noch auf 25%. Nach wie vor rechnen Anleger aber mit drei bis vier Zinssenkungen um jeweils einen Viertel Prozentpunkt bis Ende 2024.
IRA- und CHIPS-Projekte lassen auf sich warten
Etwa 40% der Investitionsprojekte aus dem ersten Jahr von Bidens riesigen Industrie- und Klimaschutzprogrammen verzögern sich oder werden erst einmal auf Eis gelegt. Das schreibt die Financial Times und beruft sich dabei auf eigene Recherchen. Viele Unternehmen hätten über Planänderungen berichtet und das mit schlechteren Marktbedingungen, nachlassender Nachfrage oder der politischen Unsicherheit in diesem so wichtigen Wahljahr begründet. Laut FT betreffen die Verzögerungen Projekte mit einem Gesamtvolumen von 84 Milliarden US-Dollar.
Einkommensschwache Haushalte unter Druck
Immer mehr US-Verbraucher erwarten, ihre Rechnungen nicht bezahlen zu können. Heute fürchten so viele Haushalte um ihre Zahlungsfähigkeit wie seit Beginn der Pandemie nicht mehr. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Verbraucher in den nächsten drei Monaten seine Mindesttilgung nicht leisten kann, stieg auf 13,3%, den höchsten Wert seit April 2020. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Montag veröffentlichte Umfrage der Federal Reserve Bank of New York. Am stärksten waren Haushalte mit weniger als 50.000 US-Dollar Jahreseinkommen oder ohne höheren Bildungsabschluss betroffen.
Kurz gefasst
Am Freitag, dem 23. August, wird US-Notenbankchef Jerome Powell auf der Notenbankenkonferenz in Jackson Hole in Wyoming seine jährliche Rede zur Lage der US-Wirtschaft halten.
Im Juli haben die Hedgefonds-Kunden der Prime-Brokerage-Sparte von Goldman Sachs beinahe so viele Risiken abgebaut wie seit zehn Jahren nicht mehr, teilte die Bank mit.
Laut EPFR sind seit Anfang Juli über 66 Milliarden US-Dollar in Anleihenfonds geflossen.
Fitch Ratings hat das israelische Länderrating von A+ auf A gesenkt.
Wegen des nachlassenden Wirtschaftswachstums und der fallenden Inflation hat die Reserve Bank of New Zealand ihren Leitzins am Mittwoch um 25 Basispunkte auf 5,25% gesenkt.
Das gewerkschaftsnahe WSI prognostiziert, dass die Tariflöhne in Deutschland dieses Jahr um 5,6% steigen. Das wäre der größte jährliche Zuwachs seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2000.
Wie Japans Premierminister Fumio Kishida diese Woche ankündigte, wird er sich im September nicht erneut um den Vorsitz der Liberaldemokratischen Partei bewerben und als Premierminister zurücktreten. Nach dem Parteispendenskandal 2023 sind Kishidas Beliebtheitswerte stark eingebrochen.
Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte diese Woche, dass sein Land mit dem tiefen Vorstoß auf russisches Gebiet in der Region Kursk ein strategisches Ziel erreicht habe.
Im 2. Quartal wuchs Japans Wirtschaft um überraschend starke 3,1% (annualisiert).
In einer wirtschaftspolitischen Grundsatzrede hat US-Vizepräsidentin Kamala Harris am Freitag vorgeschlagen, den von ihr so genannten „Wucher“ im Lebensmittelsektor per Bundesregelung zu verbieten. Es wäre die erste Maßnahme dieser Art. Außerdem plant sie Steuergutschriften für erstmalige Hauskäufer und weitere steuerliche Anreize zur Förderung des Immobilienangebots.
Im Juli erfüllte Chinas Konjunktur die Erwartungen. Die Verkäufe von Wohnimmobilien fielen aber um knapp 26% z.Vj. Außerdem ging im Juli das Bankkreditvolumen erstmals seit fast 20 Jahren zurück, um umgerechnet etwa 10,7 Milliarden US-Dollar.
Für 2024 erwarten die OPEC+ einen langsameren Anstieg der Weltölnachfrage als bisher. Das Kartell rechnet jetzt mit zusätzlichen 2,11 Millionen Barrel täglich statt der zuvor geschätzten 2,25 Millionen Barrel.
Diese Woche hat das Pentagon weitere US-Truppen in den Nahen Osten entsandt, unter anderem einen Flugzeugträger und ein mit Raketen bestücktes U-Boot.
Im Juli ist die britische Inflation um 0,2% z.Vm. gefallen und um 2,2% z.Vj gestiegen, etwas mehr als im Juni. Die Dienstleistungsinflation ging hingegen von 5,7% z.Vj. im Juni auf 5,2% im Juli zurück. Die Arbeitslosenquote verringerte sich von 4,4% auf 4,2%. Die Einzelhandelsumsätze stiegen nach dem kühlen, nassen Juni im Juli um 0,7% z.Vm. Die Bank of England dürfte ihren Leitzins weiter maßvoll senken.
Zum Börsenschluss am Freitag hatte Japans Nikkei 225 über die Hälfte der Verluste seit Mitte Juli wieder wettgemacht. Er erzielte den höchsten Wochengewinn seit über vier Jahren.
Weil die Rezessionssorgen nachlassen, gehen die amerikanischen Unternehmensanleihen-Spreads nach der Ausweitung zu Monatsbeginn weiter zurück. Der optionsbereinigte Spread des Bloomberg Corporate Bond Index fiel zum Börsenschluss am Donnerstag auf 96 Basispunkte. Am 5. August hatte er 111 Basispunkte betragen.
Am Freitag wandte sich Australiens Notenbankchefin Michele Bullock gegen Spekulationen über eine unmittelbar bevorstehende Zinssenkung.
Nächste Woche
Am Dienstag geben der Euroraum und Kanada ihre Inflationszahlen bekannt. Am Mittwoch wird das Protokoll der Juli-Offenmarktausschusssitzung der Fed veröffentlicht. Am Donnerstag folgen die Flash-Einkaufsmanagerindizes für August. Ebenfalls am Donnerstag beginnt das wirtschaftspolitische Symposium der Federal Reserve Bank of Cansas City in Jackson Hole. US-Notenbankchef Jerome Powell spricht am Freitagmorgen.
Gewinnmeldungen
Bislang haben etwa 93% der S&P-500-Unternehmen die Ergebnisse für das 2. Quartal 2024 vorgelegt. Kombiniert mit Schätzungen für die übrigen 7% sind die Gewinne laut FactSet im Quartal um etwa 11% z.Vj. gestiegen. Damit lag das Wachstum über den 6% vom 1. Quartal. Die Umsätze legten im Vorjahresvergleich um 5,2% zu.
Fokussiert und diversifiziert bleiben
Unabhängig vom Marktumfeld halten wir es für sehr wichtig, dass Investoren stark nach Assetklassen diversifizieren. Durch eine enge Zusammenarbeit mit Ihrem Investmentberater können Sie dazu beitragen, dass Ihr Portfolio angemessen diversifiziert ist und zu Ihren Langfristzielen, Ihrem Zeithorizont und Ihrer Risikobereitschaft passt. Diversifikation garantiert aber keine Gewinne und schützt auch nicht vor Verlusten.
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Quellen: MFS Research, Wall Street Journal, Financial Times, Reuters, Bloomberg News, FactSet Research, CNBC.com.
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