13.01.2023 - Internationale Aktien legten diese Woche zu, da immer mehr für einen weiteren Rückgang der US-Inflation spricht. Die US-Zehnjahresrendite fiel um 13 Basispunkte auf 3,47%, das Barrel Rohöl der Sorte West Texas Intermediate verteuerte sich um 4 US-Dollar auf 78,75 US-Dollar. Gemessen am CBOE Volatility Index (VIX) ging die Volatilität diese Woche von 21,5 auf 19,3 zurück, auf fast den niedrigsten Wert seit einem Jahr.
KONJUNKTUR
Niedrigere US-Inflation im Dezember
Im Dezember ging die amerikanische Verbraucherpreisinflation den sechsten Monat in Folge zurück. Gegenüber dem Vormonat ist der Index um 0,1% gefallen, gegenüber dem Vorjahr hat er um 6,5% zugelegt. Im November waren es noch 7,1%. Seit dem Inflationsmaximum von 9,1% z.Vj. im Juni haben fallende Energie- und Güterpreise die Teuerung gedämpft, während die Dienstleistungspreise weiter zulegten. Der Kern-Dienstleistungspreisindex (ohne Wohnkosten), von Notenbankchef Jerome Powell kürzlich als besonders wichtige Kennziffer für die Geldpolitik bezeichnet, ist dann auch um 7,4 % z.Vj. gestiegen. Zusammen mit den Arbeitslosengeldanträgen zeigt dies, dass noch immer großer Personalmangel herrscht. Dennoch bleiben die Anleger optimistisch, dass die Zinserhöhungen bald ein Ende finden. Am Terminmarkt rechnet man für den 1. Februar und den 22. März jeweils mit 25 Basispunkten, gefolgt von einer Zinspause. Ende dieser Woche meinten auch mehrere Offenmarktausschussmitglieder, dass sie in Zukunft niedrigere Zinserhöhungen erwarteten.
Weltbank rechnet mit schwächerem Wachstum
Die Weltbank hat ihre Wachstumsprognose für 2023 stark gesenkt und vor einer weltweiten Rezession gewarnt. Für dieses Jahr erwartet sie jetzt nur noch 1,7% Weltwirtschaftswachstum, etwa halb so viel wie noch im Juni. „Die Kombination aus schwachem Wachstum, strafferen Finanzbedingungen und hoher Verschuldung dürfte die Investitionen bremsen und kann Unternehmen in die Insolvenz treiben“, meinte Weltbankchef David Malpass.
Weißes Haus bestätigt, dass Yellen im Amt bleibt
Hochrangige Mitarbeiter von Präsident Biden bestätigten diese Woche, dass US-Finanzministerin Janet Yellen weitermacht. Oft geben Kabinettsmitglieder ihren Posten nach den Zwischenwahlen auf. Zu Beginn von Bidens Amtszeit wurde Yellen für ihre Einschätzung kritisiert, dass die Inflation nur vorübergehend sei; eine Fehleinschätzung, die sie später korrigierte. Angesichts des drohenden Streits im Kongress über die Anhebung der Schuldenobergrenze scheint das Finanzministerium bei Yellen in guten Händen. Die frühere Notenbankchefin kann glaubwürdig vor den Gefahren eines Zahlungsausfalls warnen.
Japans Premierminister bereitet Zinsnormalisierung vor
„Zehn Jahre lang haben Notenbank und Regierung in Japan gemeinsam gegen die anhaltende Deflation gekämpft. Jetzt müssen beide eine eigene Rolle finden“, sagte Premierminister Fumio Kishida letztes Wochenende. Unter dem neuen Notenbankgouverneur, den Kishida bald ernennt, müssten Regierung und Notenbank ihre Aufgabenverteilung überprüfen. Anleger werteten die Äußerungen des Regierungschefs als Hinweis darauf, dass ein Ende der extrem lockeren Geldpolitik vorbereitet wird. Die japanische Zehnjahresrendite stieg daraufhin über den Grenzwert von 0,5%. Um einen weiteren Anstieg zu verhindern, musste die Bank of Japan deshalb Anleihen kaufen.
Sonderermittler überprüft Biden
US-Justizminister Merrick Garland hat einen Sonderermittler ernannt, der mögliches Fehlverhalten von Präsident Biden beim Umgang mit Geheimakten untersuchen soll. Die Vorwürfe beziehen sich auf die Zeit zwischen dem Ende seiner Vizepräsidentschaft 2017 und dem Amtsantritt als Präsident im Jahr 2021. Die Dokumente waren im November in Bidens früherem Büro in einer Denkfabrik in Washington, D.C., und in seinem Haus in Wilmington, Delaware, entdeckt worden.
KURZ GEFASST
Zu Beginn der Berichtssaison erwarten die Analysten, dass die Gewinne der S&P-500-Unternehmen im 4. Quartal 2022 um 4,1% z.Vj. gefallen sind. Das wäre der erste Rückgang seit dem 3. Quartal 2020.
China hat diese Woche die Quarantänepflicht für Einreisende aufgehoben. Jetzt ist nur noch ein negativer Coronatest nötig.
Im Dezember sind die Exporte Taiwans den vierten Monat in Folge gefallen, da die Weltnachfrage, vor allem nach Halbleitern, nachlässt.
Nach der Verbraucherumfrage der Federal Reserve Bank of New York sind die Einjahres-Inflationserwartungen im Dezember auf 5% gefallen, den niedrigsten Wert seit Juli 2021. Die Konsumerwartungen gingen drastisch zurück; im Dezember wurde für die nächsten zwölf Monate nur noch ein Anstieg um 5,9% erwartet, nach 6,9% im November. Unterdessen wird mit einem Anstieg der Haushaltseinkommen um 4,6% gerechnet, so viel wie noch nie.
Im 1. Quartal des neuen Haushaltsjahres ist das amerikanische Haushaltsdefizit um 12% z.Vj. gestiegen, da die Zinszahlungen um 37% zunahmen. Im 4. Quartal 2022 betrug das Defizit 421 Milliarden US-Dollar, im Kalenderjahr 2022 insgesamt 1,38 Billionen US-Dollar, nach 2,78 Billionen US-Dollar im stark von Corona geprägten Vorjahr.
Huw Pill, Chefvolkswirt der Bank of England, stellte diese Woche eine niedrigere Inflation in Aussicht und begründete das mit einem schwächeren Arbeitsmarkt. Zugleich warnte er aber vor einer anhaltend hohen Teuerung.
Die australische Inflation ist im November nach 6,9% z.Vj. im Oktober wieder auf 7,3% gestiegen. Der wichtige Trimmed-Mean-Index stieg auf 5,6%, den höchsten Wert seit 2018.
Wie erwartet hat die Bank of Korea ihren Leitzins am Freitag um 25 Basispunkte auf 3,25% erhöht.
Nach der Konsumklimaumfrage der University of Michigan sind die Einjahres-Inflationserwartungen von 4,4% im Dezember auf 4% im Januar gefallen. Auf Sicht von fünf bis zehn Jahren werden jetzt statt 2,9% aber jährlich 3% Inflation erwartet. Das Konsumklima hat sich diesen Monat kräftig erholt, von 59,7 im Dezember auf 64,6.