16.06.2023 - Seit dem Amtsantritt von Präsident Biden und spätestens seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs ist der Handelskonflikt, zwischen China und den USA nicht mehr im Fokus der permanenten Medien-Berichterstattung. Beigelegt ist er aber bei weitem nicht. Im Gegenteil.
„De- Risking" bei fortschrittlichen Technologien
Brüssel und Washington wollen jetzt gemeinsam den Systemrivalen China auf Distanz halten. Kapital, Erfahrung und Wissen sollen nicht länger zur Stärkung Chinas beitragen. In der Erklärung der führenden westlichen Industriestaaten (G7) auf ihrem Gipfel in Hiroshima hieß es: “Wir sind uns auch der Notwendigkeit bewusst, bestimmte fortschrittliche Technologien zu schützen, die zur Bedrohung unserer nationalen Sicherheit eingesetzt werden könnten, ohne Handel und Investitionen übermäßig einzuschränken". Das neue Schlagwort in der westlichen Chinapolitik ist „De- Risking" (Risikominderung).
Mit aufeinander abgestimmten Investitions- und Exportkontrollen wollen die EU und die USA ihren Technologievorsprung zu China verteidigen. Beim Treffen des Transatlantischen Rats für Handel und Technologie" (TTC) wollen US- Regierung und EU-Kommission Maßnahmen verkünden, um China in sicherheitskritischen Bereichen wie der Chipherstellung, der Künstlichen Intelligenz oder der Biotechnologie auf Distanz zu halten. Wie bereits bekannt wurde, soll die koordinierte Anpassung der Exportbeschränkungen für sicherheitskritische Güter Teil der Abmachung sein. Auch eine robuste und auf nationalen Sicherheitserwägungen" beruhende Prüfung von ausländischen Investitionen sagen die transatlantischen Partner einander zu.
Neben Exportkontrollen und Investitionsprüfungen erwägen EU und USA ein neues Kontrollverfahren zu schaffen, das für Auslandsinvestitionen ihrer eigenen Unternehmen gelten soll das sogenannte Outbound Investment Screening. Die USA diskutieren schon länger darüber, inzwischen macht sich auch EU- Kommissionschefin Ursula von der Leyen für ein solches Regelwerk stark.
Europäische Unternehmen tätigen aber weltweit die meisten Auslandsinvestitionen. Es dürfte schwierig werden, aus dieser Menge herauszufiltern, was tatsächlich ein Sicherheitsrisiko darstellt. Deutschland betrachtet das Thema ohnehin differenzierter. Zwar sieht man auch in Berlin, dass der Technologieabfluss ein Problem ist, aber ob Investitionskontrolle das richtige Mittel ist, wird bezweifelt.
Wie wichtig technologisches Know-How ist, spiegelt sich auch an den Börsen wider.
Tech-Werte mit Kl-Phantasie gewinnen wieder an Attraktivität. Weil die Märkte nicht nur keine weiteren. Zinserhöhungen erwarten, sondern sogar auf Zinssenkungen noch in diesem Jahr spekulieren, rückt der Technologiesektor wieder in den Fokus.
Die Tech-Welt insgesamt hat 2022 gelitten, weil viele der betroffenen Firmen vor allem von der Hoffnung auf künftige Gewinne und Gewinnausschüttungen leben. Es dauert also lange, bis Anleger ihr eingesetztes Geld zurückbekommen. In den Analysemodellen der Aktienexperten, bei denen künftige Finanzrückflüsse auf den heutigen Wert umgerechnet werden, spielen die Zinsen eine große Rolle.
Mit Blick auf die Big Four (Apple, Microsoft, Alphabet (Google) und Amazon) gilt allerdings: Ihr Charme liegt gerade darin, dass sie in der Gegenwart schon hohe Gewinne machen. Auch die Rückflüsse sind nicht überall schlecht, bei Apple etwa können sich die Anleger über Aktienrückkäufe freuen.
Hinzu kommt die Faszination, die von Künstlicher Intelligenz (KI) ausgeht. Microsoft sorgt hier seit der vergangenen Herbst mit dem Programm ChatGPT für Furore, das durch die Milliardenbeteiligung am Entwickler OpenAl abgesichert ist. Google hat sogleich mit dem Textroboter Bard" nachgelegt, und Amazon plant eine Kl-Beratung für seine Kunden Die Erwartungen, dass Apple nachzieht, sind hoch und genau diese Schwergewichte führen den Technologiesektor an.
Wichtig ist: Die Entwicklung der sogenannten „Big Four" ist auch für Indexanleger entscheidend. Denn zusammen haben sie seit Jahren ein Gewicht, das um die 20% des S&P 500 schwankt und nach einem Rückgang zum letzten Jahreswechsel wieder gestiegen ist. Sie bewegen den gesamten US-Markt, der am Weltindex MSCI World einen Anteil von rund zwei Dritteln hat. Anders als der nach Marktkapitalisierung gewichtete S&P 500 (+9% Zuwachs seit Jahresbeginn), zeigt eine gleichgewichtete Berechnungsvariante (S&P 500, equal weight), kaum Zuwachs. In der Breite ist der Markt also gar nicht so stark, aber die Schwergewichte treiben den Kurs. Anleger sollten aber auch die Risiken nicht ausblenden: Die Bank of America sieht schon eine kleine Kl- Blase an der Börse. Und die Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung der Fed widersprechen den Aussagen einiger Notenbanken und den Einschätzungen vieler Ökonomen.
Lesen Sie mehr im MMD-Marktbericht Juni 2023.
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