16.12.2021 - Nach einem Konjunkturaufschwung in der ersten Jahreshälfte ist die Weltwirtschaft im dritten Quartal in ein Luftloch geraten. Die Engpässe in den Versorgungsketten verursachten längere Lieferzeiten, und fehlende Teile führten zu einer verringerten Produktion. Im Ergebnis geriet das globale Wachstum ins Stocken und die Teuerungsrate erhöhte sich spürbar.
Unsere kurzfristige Einschätzung ordnet den Rückgang des Wachstums als eine vorübergehende Entwicklung ein. Die Weltwirtschaft wird sich angeführt von den USA im aktuellen Quartal wieder erholen. Eine Abnahme der Probleme mit den Lieferketten hilft der Industrie weltweit, deren Auftragsbücher weiterhin gefüllt bleiben.
Im kommenden Jahr wird sich das Wachstum wohl verringern, da die ultralockere Geldpolitik im Zuge der Pandemie ausläuft. Selbstverständlich werden Verbraucher und die Ausgaben der Unternehmen für eine gewisse Konjunkturtätigkeit sorgen, aber insgesamt wird die Nachfrage abnehmen. Die Teuerung dürfte sich dann abschwächen. Auf die Bestätigung, dass der Anstieg nur vorübergehend war, wird man aber wahrscheinlich bis zur zweiten Hälfte des nächsten Jahres warten müssen.
Die Wachstumsaussichten für 2022 wurden sowohl für die Eurozone als auch Großbritannien gesenkt. Grund dafür ist der Anstieg der Energiepreise, der die Kaufkraft der Haushalte verringert. Das Wachstum wird dennoch kräftig ausfallen, da die Haushalte ihren Konsum weiter steigern und ihre Sparquote senken dürften.
Allerdings wird die Geldpolitik in Großbritannien und der Eurozone wegen der Bedingungen am Arbeitsmarkt unterschiedliche Wege gehen. Die Bank of England dürfte bald die Zinsen anheben, derweil auch die Fiskalpolitik gestrafft wird. Dagegen wird die Europäische Zentralbank ihre quantitative Lockerung wahrscheinlich fortsetzen, wenn auch mit weniger Ankäufen. Außerdem dürfte die Fiskalpolitik noch einige Jahre lang sehr stimulierend bleiben.
Durch die Impfkampagnen in den Schwellenländern sollte es zu weniger Wachstumsstörungen kommen. Allerdings ist mit einer Verlangsamung zu rechnen, da höhere Inflationsraten und Zinssätze die Wirtschaftstätigkeit belasten. China erlebt bereits eine starke Abkühlung. Wir gehen davon aus, dass die lockere Geldpolitik das Wachstum bis Mitte des Jahres stabilisieren wird und eine gewisse Erholung einsetzen kann. Allerdings machen wir uns Sorgen wegen der Abwärtsrisiken, die vom Immobiliensektor ausgehen.
Die Nachricht von der Omikron-Variante machte erst die Runde, als wir unsere Prognosen bereits erstellt hatten. Durch die neue Mutation hat sich die Gefahr erhöht, dass es erneut zu Beschränkungen der Tätigkeit und Störungen auf der Angebotsseite kommt. Noch ist es aber zu früh, um die makroökonomischen Auswirkungen einzuschätzen. Klar ist nur, dass sich das Risiko einer weltweiten Stagflation erhöht.
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