Die Hiobsbotschaften mehren sich. Meyer-Werft, Thyssen-Krupp, BASF, VW, mehrere Autozulieferer, darunter ZF, bestimmen aktuell die Schlagzeilen aufgrund ihrer finanziellen und wirtschaftlichen Nöte. Mittelständische Traditionsunternehmen investieren lieber im Ausland. So findet eine nennenswerte Erweiterungsinvestition des Waiblinger Unternehmens Stihl in der Schweiz statt, Miele verlagert Teile der Produktion von Gütersloh nach Polen, Trumpf führt Arbeitszeitverkürzungen mit entsprechenden Gehaltskürzungen am Stammsitz in Ditzingen durch, tätigt aber eine hohe Investition in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe in Österreich. Es sieht so aus, als ob die Deindustrialisierung in Deutschland Fahrt aufnähme.
Konjunkturell zeichnet sich weiterhin kein Aufschwung ab. Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute – IfW Kiel, ifo München, RWI Essen und DIW Berlin – haben jüngst ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum in diesem und im kommenden Jahr nach unten korrigiert. Die deutsche Wirtschaft stagniert im zweiten Halbjahr 2024 weiter; Dynamik versprechen sich die Prognostiker für das kommende Jahr von einem Aufschwung des privaten Konsums – der schon dieses Jahr solche Erwartungen enttäuscht hat. Trotz aller Beruhigung an der Preisfront gibt es hinreichend viele mahnende Stimmen, welche die Inflation noch nicht besiegt sehen. Die EZB erwartet für den Jahresdurchschnitt 2024 wie für 2025 Inflationsraten über 2 Prozent. Erst gegen Ende kommenden Jahres könne man zuversichtlicher sein, die Inflation im Griff zu haben. Der Arbeitsmarkt, lange konjunktureller Lichtblick, zeigt mehr und mehr Spuren der schwachen Wirtschaftsentwicklung. Die konjunkturelle Arbeitslosigkeit steigt, Beschäftigungszuwächse leistet nur noch der öffentliche Sektor.
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