06.12.2022
Makroökonomisches Umfeld
Realwirtschaftliche Situation:
Nordamerika
In den USA setzten sich die realwirtschaftlichen Trends der letzten Monate fort. Der stetige Zuwachs an Beschäftigung (auch wieder +236.000 im November) mit einem nominalen Lohnwachstum im Bereich von 6-7% führt zu einem stabilen Konsumwachstum (Oktober: +14% p.a.). Das negative Reallohnwachstum von -1% bis -2% wird auch in den folgenden Monaten den Konsum bei hohen Beschäftigungsquoten nicht merklich einschränken, da Haushalte aufgrund der fiskalischen Maßnahmen während der Corona Pandemie weiter eine Überschusssparquote von über 1 Billion besitzen und damit ihren Konsum durch eine Reduktion der Sparquoten (aktuell 2.3%) finanzieren können. Die gestiegenen Zinsen haben zu einer merklichen Abkühlung am Immobilienmarkt geführt, wobei die Aktivität am Häusermarkt jedoch nach wie vor auf Vor-Corona Niveau ist.
Im verarbeitenden Gewerbe ist die Auftragslage weiterhin stabil. Das Auftragsvolumen stieg im Oktober um +1%, obwohl die Stimmungslage bei den Einkaufsmanagern von 50,4 auf 47,6 im November (S&P Global US Manufacturing PMI) weiter gefallen ist. Außerdem sollten sich die andauernde Normalisierung der Lieferengpässe positiv auf die Produktionskapazitäten in den folgenden Monaten auswirken. Der Global Supply Chain Pressure Index der New York Fed liegt gegenwärtig mit einem Wert von 1 nur noch leicht über Normalniveau.
Europa
In Europa überraschten die realwirtschaftlichen Daten positiv. Der häufig prognostizierte Wirtschaftseinbruch blieb weiter aus. Nach einem Rückgang der Industrieproduktion in Deutschland um -1,2% im August stieg das Produktionsvolumen im September um +0,6% an und ist gegenwärtig trotz der erhöhten Energiepreise um +2,6% höher verglichen mit dem Vorjahr. Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone stiegen nach drei fallenden bzw. stagnierenden Monaten um +0,4% und bestätigen eine gewisse Trendwende im Konsumentenvertrauen. Darüber hinaus deutet sich eine leichte Verbesserung bei den Umfragewerten an. Während die Composite PMI Werte für die Eurozone seit April kontinuierlich gefallen sind, stieg der Wert im November das erste Mal leicht an, verbleibt aber im rezessiven Bereich. Die seit Monaten rezessiven Aussichten der Unternehmen führten nicht zu einem Abbau von Arbeitsplätzen. Im Gegenteil, das Beschäftigungsniveau ist gegenwärtig deutlich über Vor-Corona Niveau. Der warme Winterbeginn hat zu einer geringeren Heiznachfrage nach Erdgas geführt. Dies hatte zur Konsequenz, dass die Speicher vollständig ausgelastet waren und die Preise für Erdgas mit kurzfristigen Lieferperioden Ende Oktober wieder das Vorkriegsniveau erreichten. Zusammen mit fallenden Spritpreisen lässt sich dies in einem verbesserten Konsumentenvertrauen messen. Der EC Economic Sentiment Index der europäischen Zentralbank stieg von 92,7 auf 93,7. In der Summe stieg das reale Wirtschaftswachstum im dritten Quartal um +0,2% und auch die ersten veröffentlichen Daten für Oktober und November deuten eher auf eine Abschwächung als auf einen Wirtschaftseinbruch im vierten Quartal hin.
Asien
In Asien hat die restriktive Zero-Covid Strategie der chinesischen Regierung zu Protesten unter der Bevölkerung geführt und belastet die ökonomische Entwicklung insbesondere im Dienstleistungssektor weiterhin signifikant. Eine weitere Sorge bleibt der für das chinesische Wirtschaftswachstum so wichtige Häusermarkt. Die Häuserpreise fielen erneut und liegen aktuell -1,6% unterhalb ihres Vorjahreswertes. In Japan fiel die Wirtschaft im dritten Quartal um -1,2% bei einer im internationalen Vergleich moderaten Inflationsrate von +3,7%. Für japanische Verhältnisse stark steigende Preise haben den dritten Monat in Folge zu einem Rückgang des Konsumentenvertrauens geführt. Dies spiegelt sich aber gegenwärtig noch nicht in einer Reduktion der Haushaltsausgaben wider. Die Einzelhandelsumsätze stiegen in Japan um +0,2 % im Oktober.
In der Summe sind die globalen Aktivitätsdaten gegenwärtig noch nicht besorgniserregend und unser anhaltendes globales „Winter-Regime“ begründet sich vor allem aus den historisch schwachen Umfragewerten und der schwierigen Situation in China.
Monetäre Situation:
Die monetäre Situation im November war geprägt durch den Rückgang der US-Kerninflationsrate von +6,6% im September auf +6,3% im Oktober (Headline CPI fiel von +8,2% auf +7,7%). Wenngleich der Rückgang teilweise durch die spezifische Berechnungsmethodik einzelner Komponenten getrieben war, fielen dennoch zweidrittel der Unterkategorien verglichen mit ihren Vormonatswerten. Allgemein wird davon ausgegangen, dass die FED in ihrem nächsten Treffen deshalb eine Verlangsamung der Zinsanhebungspolitik einleiten wird.
In der Eurozone sind die Inflationsraten weiter stark durch den Anstieg der Energiepreise getrieben. Die Preisveränderung lag mit +10% knapp unter dem Wert des Vormonats, wobei die Kerninflationsrate mit +6,6% leicht angestiegen ist. Die Beschäftigungsniveaus in der Eurozone sind ebenfalls hoch und die hohen Lohnabschlüsse in den letzten Monaten werden es für die Zentralbank weiter schwierig machen, die Inflationsraten in ihren Zielbereich zu bewegen.
Unser monetäres Regime bleibt „Rot“, wobei der leichte Trend nachlassender Inflationsrisiken weiter zu beobachten ist.
Marktentwicklungen
Wieder mal waren die Erwartungen über die Zentralbankpolitik das bestimmende Element der Kapitalmärkte. Schon die Aussicht auf weniger starke Zinserhöhungen haben zu Optimismus geführt. Globale Aktien beendeten den Monat im Mittel mit einem Plus von +6,7%. Die regionalen Ergebnisse unserer sieben Regionen liegen zwischen +5,6% (USA) und +14,8% (Emerging Markets). Gleichzeitig fielen global die langfristigen Zinsen mit entsprechend positiver Performance der Zins-Futures. An der Spitze hier die Gilt-Future mit +4,1%, das Schlusslicht unserer fünf Märkte der Euro-Bund-Future mit +1,8%. Auf der Rohstoffseite fielen die Preise für Energierohstoffe weiter, Industrie- und Edelmetalle schlossen deutlich positiv.