Juni 2022
Bewertungen spiegeln überzogene Ängste wider
Seit Jahresbeginn ist bei den europäischen zyklischen Unternehmen eine erhebliche Underperformance im Vergleich zu den defensiven Branchen festzustellen. Aufgrund des immer deutlicher werdenden Trends zu einem Inflationsanstieg befürchten manche Investoren einen radikalen Kurswechsel der Zentralbanken, so dass die Wirtschaft in eine Rezession schlittern könnte.
Der Ukrainekrieg, der den Inflationsdruck noch erhöht, und der kürzlich in China pandemiebedingt verhängte Lockdown schüren weiter diese Befürchtungen. Nach unseren Berechnungen haben diese Ungewissheiten bei den zyklischen Werten zu einem nunmehr übermäßig erscheinenden Kurssturz geführt. In der Tat sind die Bewertungen der zyklischen Unternehmen in Europa verglichen mit den defensiven Branchen derzeit in etwa auf dem Stand, den sie in der Zeit der durch die Subprimes ausgelösten Finanzkrise erreichten.
Die Quartalsberichte zeichnen ein anderes Bild von den tatsächlichen Verhältnissen
Die Veröffentlichungen zeugen von einer weiterhin starken Nachfrage, ohne dass im derzeitigen Stadium ein rückläufiger Trend zu erkennen ist. Darüber hinaus sind die für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor der Eurozone im Mai veröffentlichen PMI-Werte nach wie vor sehr positiv orientiert. Auch im Konsum hält die positive Tendenz trotz der Inflation weiter an und die Haushalte nutzen die Ersparnisse der letzten beiden Jahre. Des Weiteren kommen den Investitionen die staatlichen Förderungen voll und ganz zugute. Gleichzeitig sind die Unternehmen mit dem Anstieg der Energie- und Rohstoffkosten und den anhaltenden Beeinträchtigungen der Lieferkette konfrontiert. Die kürzlich veröffentlichten Daten der zyklischen Unternehmen zeigen allerdings, dass diese negativen Auswirkungen im Allgemeinen durch die positiven Auswirkungen des operativen Hebels und/oder die auf die Kunden abgewälzten Preiserhöhungen ausgeglichen werden.
Beispiele unterbewerteter Unternehmen
Die Bewertungen der Automobilhersteller zum Beispiel spiegeln einen erneut starken Rückgang der Fahrzeugproduktion wider, wobei die Produktion weltweit aktuell bereits um 19 % niedriger liegt als der 2018 erreichte Rekord. Die Branche ist jedoch sehr widerstandsfähig, wie die von BMW für den PKW- Bereich im ersten Quartal veröffentlichte Rekordhöhe der operativen Gewinnmarge beweist (13,2%).
Im Industriesektor weist das bei Beleuchtungslösungen marktführende Unternehmen Signify vergleichbare Merkmale auf. Nachdem die Gesellschaft im ersten Quartal ein organisches Wachstum von 6,4% und eine solide operative Gewinnmarge in Höhe von 10,5% verzeichnete, berücksichtigt die derzeitige Bewertung revidierte Umsatzerwartungen für das laufende Jahr. Die Revision ist vergleichbar mit einem bei der Rezession 2009 eingetretenen Szenario, verbunden mit einem starken Rückgang der Rentabilität. Ein solches Szenario ist zwar nicht ganz auszuschließen, man muss jedoch bedenken, dass Signify in einem Bereich tätig ist, in dem die Energiewende von zentraler Bedeutung ist. Signify bietet Lösungen an, die es den Unternehmen und Gebietskörperschaften, aber auch den Haushalten ermöglichen, ihren Energieverbrauch und ihre Treibhausgasemissionen zu senken.
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