08.03.2022 - Die Entscheidung der Europäischen Kommission, Atomkraft und Gas als „grüne Brückentechnologie“ einstufen zu wollen, sorgt weiterhin für Kritik von nachhaltig investierenden Asset Manager.
Sie ist aus Sicht der bankenunabhängigen Impact Asset Management ein Versuch, atomstromabhängige bzw. atomstromaffine Länder zufriedenzustellen, gleichzeitig wird dabei aber eine konsistente Politik für mehr Nachhaltigkeit in Europa gefährdet. Brisant wird das Thema vor dem Hintergrund aktueller geopolitischer Ereignisse, welche weitere Argumente für die Förderung alternativer Energieformen liefern.
Kaum kalkulierbare Risiken
Atomkraftwerke (AKWs) erzeugen entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette und über den wirtschaftlichen Lebenszyklus hinaus hohe Kosten, darunter auch zulasten der Natur und künftiger Generationen. Beginnend mit dem Abbau von Uran, der Herstellung der Brennelemente, der Konstruktion des Korpus aus Stahlbeton und dem laufenden Betrieb der Werke liegen die Treibhausgasemissionen im Bereich von 3,7 bis 110 Gramm CO2-Äquivalenten pro Kilowattstunde. Bei dieser Betrachtung schneiden AKWs unter den Energieerzeugern noch gut ab, jedoch nur so lange, bis die kaum kalkulierbaren Risiken für Natur und Menschheit auch berücksichtigt werden. Katastrophen wie Fukushima (2011) oder das ungelöste Problem der Endlagerung der verbrauchten Energieträger sind nicht quantifizierbar und relativieren aus Sicht des Wiener Asset Managers jeden vermeintlichen Vorteil.
Erdgas: ein Rückschritt
Nicht besser fällt das Zeugnis für Erdgas aus. Die Energieintensität liegt bei 819 Gramm Co2 pro Kilowattstunde und damit sogar knapp über der Steinkohle. Dies bedeutet nicht nur einen Rückschritt für die Exploration von alternativen Energiequellen, sondern gefährdet auch die Glaubwürdigkeit Europas. Insgesamt wird damit die Grundintention der Taxonomie Verordnung untergraben (Neuausrichtung von Kapitalströmen mit Fokus auf nachhaltige Investitionen; Etablierung von Nachhaltigkeit als Bestandteil des Risikomanagements; Förderung/Ermutigung zu langfristigen Investitionen und Wirtschaften).
Lehren aus dem Ukraine-Konflikt
Auch die aktuellen Ereignisse rund um den Ukraine-Russland Konflikt sollten aus dem Blickwinkel der Energieversorgung lehren, dass mehr Unabhängigkeit bei gleichzeitig größerer Versorgungssicherheit vor allem durch alternative Energiequellen erreicht werden kann. Darüber hinaus begünstigen sie langfristig stabileres – und somit potenziell nachhaltigeres – Wirtschaftswachstum, da sie eine größere Entkopplung und weniger sensitive Preisentwicklungen aufweisen könnten.
Offener Brief an die EU-Kommission
Die Impact Asset Management hat gemeinsam mit vielen weiteren europäischen Branchenkollegen erst im September letzten Jahres ihre Bedenken zum Vorgehen der EU-Kommission im Rahmen eines offenen Briefes zur Kenntnis gebracht. Sogar die im Entstehungsprozess der Taxonomie maßgeblich beteiligte Technical Expert Group on Sustainable Finance, rät davon ab, Atomkraft und Gas als nachhaltige Wirtschaftsaktivität einzuordnen. Diesem Appell folgt auch eine immer breiter werdende Anti-Atomstrom-Allianz (bestehend aus den Staaten Österreich, Deutschland, Spanien, Finnland, Portugal, Belgien und Luxemburg).
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