15.10.2021 -
KONJUNKTUR
US-Inflation auch im September hoch
Nach 5,3% im August sind die amerikanischen Verbraucherpreise im September um 5,4% z.Vj. gestiegen, nicht zuletzt wegen der anhaltenden Lieferengpässe weltweit. Lebensmittel- und Energiepreise sowie Wohnkosten trugen gleichermaßen zur höheren Teuerung bei. Zwar dürfte der Inflationsdruck nachlassen, wenn die coronabedingten Logistikprobleme vorüber sind, doch dauert dies länger als erwartet. Noch ist keine rasche Lösung in Sicht. Für die Notenbanken ist die höhere Inflation ein Problem, da die Geldpolitik bei einem negativen Angebotsschock nicht viel ausrichten kann. Sie behalten die Inflationserwartungen genau im Blick, um auf einen Anstieg vorbereitet zu sein. Aufgrund der zuletzt höheren Lebenshaltungskosten sollen die monatlichen Sozialleistungen für Rentner und andere Empfänger 2022 um 5,9% angehoben werden, die größte Anpassung seit 40 Jahren.
Fed legt Tapering-Zeitplan vor
Im Protokoll der Septembersitzung des Offenmarktausschusses heißt es, dass die monatlichen Staatsanleihenkäufe um 10 Milliarden und die MBS-Käufe um 5 Milliarden US-Dollar verringert werden sollen. Im nächsten Sommer will die Fed sie dann ganz beenden. Sollte sich die Konjunktur völlig anders entwickeln als erwartet, kann das Tapering aber auch angepasst werden, heißt es im Protokoll.
Produktionskürzungen in Europa nach starkem Gaspreisanstieg
In Europa haben energieintensive Branchen wie Ammonium- und Düngerhersteller mit Produktionskürzungen begonnen. Sie reagieren damit auf die hohen Preise für Erdgas und andere Energiequellen. In Deutschland sind die Strompreise letzte Woche auf ein Rekordhoch gestiegen und man schließt nicht aus, dass auch andere Industriezweige schon bald ihre Produktion zurückfahren müssen. Zunehmend fürchtet man auch, dass die Belastungen der Haushalte durch den Energiepreisanstieg den Konsum dämpfen.
Biden spricht mit amerikanischen Öl- und Gasförderern
Nachdem die Biden-Administration die OPEC zu höheren Förderquoten aufgefordert hatte, suchte sie letzte Woche das Gespräch mit amerikanischen Energiekonzernen, um den Preisanstieg zu bremsen. Dies ist ein klarer Politikwechsel, war die Regierung doch bislang immer für eine Energiewende eingetreten. Sie hatte keine neuen Öl- und Gasförderlizenzen für Land im Staatsbesitz mehr vergeben und die Pipeline Keystone XL gestoppt. Aus den Energiekonzernen hieß es, dass sie die Förderung nicht aufstocken wollen. Das würde hohe Investitionen in einer Zeit mit immer strengeren Regulierungen erfordern.
IWF mit niedrigerer Wachstumsprognose
Der Internationale Währungsfonds hat letzte Woche seinen World Economic Outlook aktualisiert und die Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft in diesem Jahr um 0,1 Prozentpunkte auf 5,9% gesenkt. Für die USA erwartet der IWF jetzt statt 6,1% nur noch 6,0% Wachstum, während die Prognose für den Euroraum von 4,6% auf 5,0% angehoben wurde. Für China werden 2021 jetzt 8% erwartet. Wegen der anhaltenden Lieferengpässe müssten die Notenbanken schnell auf einen Inflationsanstieg reagieren, wenn sich die Wirtschaft unerwartet stark erholt, heißt es. Grund zur Sorge seien auch die niedrigen Impfquoten in ärmeren Ländern.
Wenig Fortschritt bei den amerikanisch-chinesischen Handelsgesprächen
Letzte Woche kamen die amerikanische Handelsbeauftragte Katherine Tai und der chinesische Vize-Premier Liu He zu einem virtuellen Treffen zusammen, dem zweiten Spitzentreffen seit Bidens Amtsantritt. Tai äußerte sich erneut besorgt über Chinas wenig marktwirtschaftliche Politik, die nach Ansicht der US-Regierung der amerikanischen Wirtschaft schadet. Ein virtueller Gipfel zwischen Biden und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in den nächsten Wochen ist aber wahrscheinlicher geworden.
KURZ GEFASST
Die amerikanischen Einzelhandelsumsätze sind im September um 0,7% z.Vm. gestiegen. Erwartet worden war ein leichter Rückgang.
Bloomberg News berichtete letzte Woche, dass die amerikanische Wertpapieraufsicht keine Einwände gegen ETFs für Bitcoin-Futures erheben werde. Schon nächste Woche könnten erstmals Fonds in den Handel kommen, deren Anteilspreis an den Kurs der Kryptowährung gebunden ist. An der Chicago Mercantile Exchange werden schon seit Ende 2018 Bitcoin-Futures gehandelt.
Präsident Biden unterzeichnete letzte Woche ein Gesetz, das die amerikanische Schuldenobergrenze auf 480 Milliarden US-Dollar anhebt. Man rechnet damit, dass dies bis zum 3. Dezember reicht.
Der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan hat am Donnerstag drei führende Notenbanker entlassen und damit den Weg für weitere Zinssenkungen geebnet – trotz des starken Inflationsanstiegs. Durch den Vertrauensverlust der Investoren fiel die Lira auf ein Allzeittief.
Erstmals seit Beginn der Pandemie sind die amerikanischen Erstanträge auf Arbeitslosengeld letzte Woche unter 300.000 gefallen.
Die chinesischen Erzeugerpreise[RK1] legten im September um 10,7% zu, so viel wie seit über 25 Jahren nicht mehr. In den letzten 20 Jahren waren der chinesische und der amerikanische Index eng miteinander korreliert.
Auf Drängen des Weißen Hauses werden die südkalifornischen Häfen jetzt jeden Tag rund um die Uhr in Betrieb sein, um den Rückstau abzubauen.
Aufgrund der Coronarestriktionen ist das japanische BIP im August um 0,9% z.Vm. gefallen, obwohl der Notstand aufgehoben wurde.
Die koreanische Notenbank deutete für den November eine Zinserhöhung an. Zurzeit beträgt der Leitzins 0,75%.
Wie das Wall Street Journal letzte Woche berichtete, will Chinas Präsident Xi Jinping den Staatseinfluss weiter stärken, indem er auf engere Verbindungen zwischen den dominierenden Staatsbanken und großen Privatunternehmen setzt.
Goldman Sachs hat die Wachstumsprognose für die USA gesenkt – von 5,7% auf 5,6% in diesem und von 4,4% auf 4,0% im nächsten Jahr.
Nach Angaben der US-Regierung haben 4,3 Millionen Amerikaner im August ihren Arbeitsvertrag gekündigt, so viele wie noch nie. Zugleich gibt es 10,4 Millionen offene Stellen. Offensichtlich sind die Menschen sehr optimistisch, bald eine bessere Arbeit zu finden.
GEWINNMELDUNGEN
Etwa 8% der S&P-500-Unternehmen haben ihre Ergebnisse für das 3. Quartal 2021 vorgelegt. Nach diesen Zahlen (kombiniert mit Schätzungen für die übrigen 92%) sind die Gewinne laut FactSet Research gegenüber dem 3. Quartal 2020 um 29,8% und die Umsätze um etwa 15% gestiegen. Aufgrund der anhaltenden Lieferengpässe und steigenden Faktorkosten halten die Investoren aber fallende Gewinnmargen in den kommenden Quartalen für möglich.
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