12.06.2020 - Die globalen Aktienmärkte legten nach der deutlichen Erholung der Vorwochen in den vergangenen Tagen eine Verschnaufpause ein. Immerhin bewegt sich der deutsche Leitindex DAX mit rund 12.000 Zählern knapp unter dem Niveau zum Jahresstart, und in den USA konnte der NASDAQ-Index seine Kurszuwächse zuletzt sogar weiter ausbauen. Neben den massiven geld- und fiskalpolitischen Stützungsmaßnahmen sorgten dabei erste Anzeichen für eine Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds (z.B. US-Arbeitslosenquote (Mai) von 14,7% auf 13,3%) für eine Stimmungsaufhellung unter den Investoren.
Auch an den Rohstoffmärkten durften sich die Marktteilnehmer in den vergangenen Tagen über Maßnahmen freuen, die unterstützend auf die Kurse gewirkt haben. So haben die OPEC+-Staaten am vergangenen Wochenende eine Verlängerung der Produktionskürzungen in Höhe von 9,6 Millionen Barrel pro Tag bis Ende Juli dieses Jahres zugestimmt. Sollte ein Land nicht die vereinbarten jeweiligen Kürzungen vornehmen – dies war in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen – müssen die geplanten Kürzungen zwischen Juli und September nachgeholt werden.
Zinsstrukturkurve US-amerikanischer Staatsanleihen reagiert auf erwartete Maßnahmen
Um die heimische Wirtschaft in Zeiten der Corona-Pandemie zu unterstützen und wirtschaftliche Schäden zu begrenzen, hat die Fed schon in den letzten Monaten tief in die Maßnahmen-Kiste gegriffen. Bereits im März hatte man die Untergrenze des Leitzinsfensters um insgesamt 1,5 Prozentpunkte auf 0% gesenkt und Anleihekäufe in unbegrenzter Höhe angekündigt. Zunächst kaufte die Bank Anleihen im Wert vom 75 Mrd. USD pro Tag (!), inzwischen wurde das Volumen auf durchaus gewichtige 22,5 Mrd. USD pro Woche reduziert. Da das Repertoire der Fed schon ziemlich ausgeschöpft scheint und Fed-Chef Jerome Powell Negativzinssätzen eine vorläufige Absage erteilt hatte, wurde zuletzt über Möglichkeiten der Steuerung der Zinsstrukturkurve spekuliert.
In den letzten Wochen war eine deutliche Versteilung der Zinsstrukturkurve bei US- Staatsanleihen zu beobachten gewesen – der Renditeunterschied zwischen 5- und 30-jährigen Staatsanleihen vergrößerte sich deutlich und steht nun bei rund 120 Basispunkten. Dass die Zinsen auf die langfristigen Anleihen kräftig angestiegen sind, lässt sich mit der Hoffnung auf eine Erholung der US-Wirtschaft in Verbindung bringen, könnte aber auch mit der Einschätzung der Marktteilnehmer zusammenhängen, dass die Notenbank vor allem das kürzere Ende der Zinskurve, nicht das (ganz) lange Ende beeinflussen will. Allerdings hat der Offenmarktausschuss der US-Notenbank bei seinem Treffen in dieser Woche darauf verzichtet, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Die Notenbanker bestätigten den aktuellen Kurs, halten sich aber die Option für mehr offen.
Aus Anlegersicht gilt: Niedrige Staatsanleiherenditen könnten das Interesse der Anleger verstärkt in Richtung Corporate Bonds lenken. Einer Analystenumfrage der Financial Times zufolge können sich als Investment Grade eingestufte Unternehmensanleihen (Wertpapiere mit guter bis sehr guter Bonität) im Vergleich zu Staatsanleihen in den nächsten 12 Monaten besser entwickeln, handelt es sich um riskante Titel geht immerhin noch mehr als die Hälfte der Befragten von einem positiven Trend aus. Auch hierfür lässt sich eine Erklärung in den umfangreichen Versprechen der Fed finden – diese hat nämlich zugesagt, auch als „Junk“ eingestufte Unternehmensanleihen zu kaufen (Anleihen mit sehr schlechter Bonität). Dies könnte den Anlegern Sicherheit geben und eine Erholung des Anleihemarktes schaffen, denn eine Welle von Ausfällen wird somit verhindern.
Was erwartet uns in KW 25?
Bereits am Montag werden in China die Daten zur Industrieproduktion sowie zur Entwicklung der Einzelhandelsumsätze für den Monat Mai bekanntgegeben, am Dienstag folgt die Veröffentlichung der ZEW-Umfrage für Deutschland und die Eurozone. In den USA dürften nach der im Mai leicht rückläufigen Arbeitslosenquote am folgenden Donnerstag die Bekanntgabe der Anträge auf Arbeitslosenhilfe im Fokus der Investoren stehen.
Rechtliche Hinweise:
Vergangene Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für die Zukunft. Die Rendite kann infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen. Etwaige Meinungsäußerungen geben die aktuelle Einschätzung des Investment Office der ODDO BHF AG wieder, die sich insbesondere von der Hausmeinung innerhalb der ODDO BHF Gruppe unterscheiden und ohne vorherige Ankündigung ändern kann.
Finden Sie hier weitere Artikel von ODDO BHF.