22.01.2020 - Nach einem hervorragenden Jahr 2019 stehen die Vorzeichen an den Finanzmärkten für 2020 auf weitere, wenn auch moderate Kursgewinne. Entscheidende Impulse dürften von der Konjunktur kommen, während geldpolitische Maßnahmen an Einfluss verlieren.
Die Aktienmärkte sind am ersten Handelstag freundlich ins neue Jahr gestartet – doch wie geht es 2020 weiter? Die meisten Prognosen gehen davon aus, dass die Kurse noch Potenzial haben, um etwas weiter zu steigen. Kurz vor dem Jahreswechsel 2019/ 2020 lagen die globalen Industrieländermärkte gemessen am MSCI World-Index auf einem Allzeithoch.
Die außergewöhnliche Länge der Kursrally – in den USA seit zehn Jahren – und hohe Bewertungen wecken nun da und dort Besorgnis. Bullenmärkte enden in Euphorie, lautet eine alte Börsenregel. Doch euphorisch war die Stimmung an den Kapitalmärkten zumindest in den vergangenen Quartalen nicht, wie ein kurzer Rückblick zeigt. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie die ungelöste Brexit-Problematik belasteten die Börsen 2019 immer wieder und führten zu einem sehr volatilen Kursverlauf. Erst ab Herbst ging es deutlich nach oben.
2019: Eines der besten Anlagejahre
2019 wurde eines der besten Anlagejahre überhaupt. Deutsche Aktien legten gemessen am DAX 30-lndex 25,5 Prozent zu, der US-Markt stieg gemessen am S&P 500-Index sogar um 28,9 Prozent. Auch wenn die Bewertungen in den USA im historischen Vergleich sehr hoch sind und in Europa ebenfalls auf höherem Niveau liegen, ist die Ausgangslage für das Kapitalmarktjahr 2020 nicht schlecht.
Denn die Kursrally hatte zwei Gründe: Die Rückkehr zur lockeren Geldpolitik und eine gewisse geopolitische Entspannung. Vor rund eineinhalb Jahren war die Geldpolitik noch ein Belastungsfaktor. Die Europäische Zentralbank (EZB) stand vor dem Ausstieg aus ihrer quantitativen Lockerungspolitik. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) straffte die geldpolitischen Zügel bereits. Dies kam aber für die Märkte zur Unzeit. Der eskalierende Handelskonflikt und die Sorge vor einem ungeregelten Brexit trübten die Konjunkturstimmung und belasteten das Wachstum. Ein Kursrutsch an den Weltbörsen war die Folge.
Die US-Notenbank reagierte rasch auf die Turbulenzen des Jahres 2018 und entschied sich im Frühjahr 2019 für eine lockere Geldpolitik. Das half den Märkten, die anhaltenden geopolitischen Spannungen abzufangen. Das globale Konjunkturumfeld blieb jedoch schwierig. Gerade das Wachstum in Deutschland dürfte 2019 mit geschätzt 0,5 Prozent das schlechteste in der Eurozone gewesen sein. 2020 sieht mit einem prognostizierten Plus von 0,6 Prozent kaum besser aus.
Temporäre Entspannung im Handelskonflikt
Zum Jahreswechsel zeigten sich Zeichen einer konjunkturellen Aufhellung, wenngleich die Lage fragil bleibt. Der private Konsum ist in den USA nach wie vor solide und stützt auch das Wachstum in Europa – selbst in Deutschland, obwohl hier die Lage in der Industrie schwierig bleibt. In China werden wegen einer Wachstumsabschwächung Stimulierungsmaßnahmen umgesetzt. Union Investment erwartet deshalb für 2020 keine Rezession in den USA und auch nicht in Deutschland. In China dürfte sich das Wachstum weiter verlangsamen, aber nicht einbrechen.
Auch einige geopolitische Risikofaktoren sollten an Einfluss verlieren. Im US-Wahljahr 2020 dürfte Präsident Donald Trump wenig Interesse haben, den Handelskonflikt erneut eskalieren zu lassen, weil er damit das US-Wachstum dämpfen und so seine Chancen auf eine Wiederwahl schmälern würde. Eine zumindest zeitlich begrenzte Entspannung im Handelskonflikt scheint also möglich zu sein, wie die Unterzeichnung des ersten Teilabkommens (Phase 1-Deal) zeigt. In Bezug auf den Brexit wiederum besteht nach der britischen Parlamentswahl vom Dezember nun Planbarkeit. Großbritannien wird voraussichtlich ab Februar nicht mehr Teil der Europäischen Union sein.
All dies bedeutet nicht, dass politische Probleme nicht auch 2020 wieder marktbestimmende Themen werden könnten. Doch zinsseitig würde dadurch das Niedrigzinsumfeld nur weiter zementiert. In vielen großen Volkswirtschaften ist die Inflation anhaltend niedrig. Die führenden Notenbanken haben bereits angekündigt, ihre Leitsätze auf absehbare Zeit sehr niedrig zu belassen. Die Fed hat sogar eine größere Inflationstoleranz signalisiert. Nach Meinung von Union Investment wird die lockere Geldpolitik die Kapitalmärkte daher weiter unterstützen, wenn auch weniger als früher, da sich ein Gewöhnungseffekt einstellt.
Dividenden machen Aktien attraktiv
Für das Wachstum der Unternehmensgewinne sieht es vor diesem Hintergrund zwar nicht besonders gut, aber auch nicht allzu schlecht aus. Entscheidend wird sein, ob die globale Konjunktur an Dynamik gewinnt. Diese Ausgangslage spricht für chancenorientierte Anlagen, weil an den Anleihemärkten die Renditen niedrig bleiben. Aktien bringen dank Dividenden regelmäßige Erträge, die über den am europäischen Rentenmarkt erzielbaren Renditen liegen. Im Anleihebereich rücken erneut Spread-Produkte wie Schwellenländeranleihen in den Blick.
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