Die Weltkonjunktur befindet sich beileibe nicht in einem freien Fall, der unweigerlich und in naher Zukunft in einer Rezession mündet. Die Hoffnungen auf eine Konjunkturbeschleunigung in den Mittelquartalen dieses Jahres müssen Investoren jedoch vorerst ad acta legen. Zu schwer lasten die fortdauernde Schwäche im Handel und geopolitische Unsicherheiten auf dem globalen verarbeitenden Gewerbe. Der IWF hat daher jüngst seine Konjunkturprognose gesenkt. Für sich genommen kein Grund für überschäumenden Enthusiasmus an den Börsen. Immerhin zeichnen sich positive Signale nach der Wiederaufnahme der Handelsgespräche zwischen den USA und China ab.
Maßgeblich für die höheren Börsenkurse – der globale MSCI-Aktienindex legte seit Jahresbeginn um etwa 17% zu und übertrifft damit den Zehnjahresdurchschnitt – ist derzeit jedoch der Eifer der Notenbanken, weitere Stimulierungsmaßnahmen zu lancieren. Ganz in diesem Sinne signalisierte die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer „taubenhaften“ Ratssitzung am Donnerstag weitere Handlungsbereitschaft. Risikoreichere Anlageklassen wie Aktien und Unternehmensanleihen waren auch in der abgelaufenen Woche begehrt.
Für eine anhaltend aufgehellte Börsenstimmung wird jedoch entscheidend sein, ob den wirtschaftspolitischen Entscheidungsträgern eine (seltene) „weiche Landung“ des alternden Konjunkturzyklus gelingt, mit der die Grundlage für einen erneuten globalen Aufschwung gelegt werden könnte. Ob die Zentralbanken allmächtig sind, sei dahingestellt. Die hohen Markterwartungen bergen unseres Erachtens ein gewisses Enttäuschungspotenzial.
Noch hinterlassen die eingetrübten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Bremsspuren. Zum einen bei den Unternehmensgewinnen, wie sich an den sich mehrenden Gewinnwarnungen in der laufenden Berichtssaison, insbesondere in Europa, ablesen lässt. Die Hoffnungen ruhen auf der zweiten Jahreshälfte. Zum anderen hat im Euroraum – trotz der äußerst günstigen Finanzierungsbedingungen – die steigende Risikoaversion der Banken angesichts der Sorge vor einer wirtschaftlichen Abschwächung zu strafferen Kreditvergaberichtlinien im Firmenkundengeschäft im zweiten Quartal geführt. Eine Kehrtwende des seit 2014 anhaltenden Lockerungszyklus, wie aus der jüngsten EZB-Umfrage hervorgeht.
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