Es dürfte viel Zeit vergehen, bis die Infrastrukturen in diesem ölreichen Bundesstaat wieder funktionieren. Nun gilt es, die tatsächlichen Auswirkungen auf die amerikanische Wirtschaft zu bewerten, die trotz der bislang ausbleibenden Entscheidung über die Steuerreformen weiter wächst.
Während die Kapitalströme seit April in Europa und dem Euroraum nur eine Richtung kannten (einwärts), waren in der letzten Woche zum ersten Mal seit sechsundzwanzig Wochen die Kapitalabflüsse aus Europa höher (1,4 Mrd. US-Dollar). Die Sitzungen der beiden Zentralbanken (Fed und EZB) tragen ihrerseits zur abwartenden Stimmung bei, wobei gesagt sei, dass sie seit 2011 ihre Kommunikation an die Finanzmärkte bislang umsichtig gemeistert und die Sparer verschont haben.
In Europa neigt sich die Berichtssaison ihrem Ende zu, wobei gute Überraschungen (Vivendi) ebenso vertreten sind wie Enttäuschungen (Carrefour). Die Gewinnwarnungen von ProSieben und WPP hatten bereits für Skepsis an den Märkten gesorgt, was einen möglichen Konsens über eine Aufwärtskorrektur der Gewinnprognosen betrifft. Prägend für das zweite Halbjahr werden die sehr starke Aufwertung des Euros gegenüber dem Dollar (die die exportierenden europäischen Unternehmen belastet) und gegebenenfalls die geldpolitischen Entscheidungen sein. Darüber darf jedoch das Anziehen der Wirtschaftstätigkeit im Euroraum nicht übersehen werden, das einen Jahresrhythmus von annähernd 2 % erreichen könnte. Dieses Wirtschaftswachstum ist der beste Garant für erfreuliche Geschäftszahlen und zufriedene Anleger – schließlich ist der europäische Aufschwung in erster Linie hausgemacht und dem europäischen Verbraucher selbst zu verdanken.
Die Volatilität könnte im Verlauf der kommenden Monate an die Märkte zurückkehren und bei bestimmten Sektoren und Unternehmen Einstiegschancen erschließen. Solange der europäische Aktienmarkt Nettorenditen über 3 % abwirft und es zu keinen einschneidenden Veränderungen des makroökonomischen Umfelds kommt, ist eine massive Marktkorrektur hingegen schwer vorstellbar.