Stärkeres Wachstum und bessere Arbeitsmarktdaten als Auslöser für Zinserhöhung
Trotz der Schwäche der Kerninflation in den vergangenen zwei Monaten glauben wir, dass das aktuelle wirtschaftliche Umfeld in den USA die Beibehaltung des geldpolitischen Straffungskurses rechtfertigt.
Nach einem enttäuschenden ersten Quartal befindet sich das US-Wirtschaftswachstum wieder im Aufschwung, unterstützt durch einen synchronen globalen Erholungszyklus in den Industrieländern, in denen die geldpolitischen Bedingungen weiterhin akkommodierend sind.
Um die jüngste Inflationsschwäche auszugleichen, dürfte die Fed einige Arbeitsmarkttrends betonen:
- Die Arbeitslosenquote lag im Mai mit 4,3 Prozent auf dem tiefsten Stand seit 17 Jahren.
- Der Ausblick für Neueinstellungen auf Unternehmensseite ist nach wie vor positiv, in jüngsten Umfragen berichten Unternehmen sogar von erhöhten Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu finden.
- Es ist wahrscheinlich, dass der Übertragungseffekt auf Einstiegsgehälter und -löhne weiter anhält. Im verarbeitenden Gewerbe befinden sie sich bereits auf einem Allzeithoch.
Die Kombination dieser Faktoren sollte weiteren Inflationsdruck und Preiserhöhungen bewirken, sodass die Inflation mittelfristig die 2-Prozent-Zielrate der Fed erreichen dürfte.
Die Fed dürfte im vierten Quartal mit der Normalisierung ihrer Bilanz beginnen
Das Protokoll der Mai-Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) legt nahe, dass die Fed wahrscheinlich die Juni-Sitzung nutzen wird, um ihre Pläne zur Verringerung ihrer Bilanz vorzustellen. Wir gehen davon aus, dass die Fed in einem ersten Schritt die Wiederanlage auslaufender Wertpapiere ab dem vierten Quartal dieses Jahres begrenzen wird. Einen solchen Schritt einige Monate vor der eigentlichen Umsetzung zu verkünden, wäre ein wertvoller Testballon für die Fed. Sie könnte in Echtzeit sehen, wie der Markt auf diesen zusätzlichen Schritt der geldpolitischen Normalisierung reagiert.
Der Markt wird möglicherweise überrascht
Erstaunlicherweise sind die Markterwartungen nicht im Einklang mit der Forward Guidance und den Prognosen der Fed. Wenn die Fed wie erwartet im Juni den Leitzins anhebt, dann sind für die nächsten zwei Jahren nur noch zwei zusätzliche Zinserhöhungen eingepreist. Wir glauben, dass diese Erwartungen zu niedrig sind und wahrscheinlich nach oben korrigiert werden müssen. Dies sollte – ungeachtet der jüngsten Rallye in US-Treasuries – zu einer Erhöhung der langfristigen Anleiherenditen führen.