In den USA beeinflusst die Sorge um die Schlagzeilen zu Präsident Donald Trump die Finanzmärkte nicht sonderlich nachhaltig. So hat der US-amerikanische Aktienindex S&P 500 ein Allzeithoch erreicht und auch die Risikoprämien für Unternehmensanleihen wurden nicht nachhaltig erhöht.
Zugleich beobachten wir, dass Unternehmen zunehmend ihre liquiden Mittel für Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe einsetzen. Dadurch ist der Anteil wachstumsorientierter Investments gesunken. Dies kann als Indiz gesehen werden, dass wir uns in einer späten Phase des US-Kreditzyklus befinden. Anleiheinvestoren sollten unserer Einschätzung nach angemessene Risikoprämien für derartige fundamentale Verschiebungen verlangen. In großen Teilen des US-Unternehmensanleihemarktes sind diese allerdings kaum zu finden.
Auf der anderen Seite bleibt der Wirtschaftsausblick für die USA gut. Zyklische Titel lassen sich vor diesem Hintergrund durchaus im Portfolio rechtfertigen. Allerdings sollte das Augenmerk auf das Bewertungsniveau gelegt werden. Hypothekenbesicherte Anleihen stellen eine Möglichkeit dar, weiterhin an der positiven wirtschaftlichen Entwicklung teilzuhaben. Gleichzeitig können Anleger mit Teilen dieser verbrieften Wertpapiere ähnliche Renditen wie am Hochzinsanleihemarkt erwirtschaften.
EZB bereitet den Ausstieg – schrittweise – vor
In Europa haben sich die Wirtschaftsdaten verbessert und die Inflation steigt tendenziell an. Ist damit die aktuelle Geldpolitik noch gerechtfertigt? Eine Frage, mit der sich die Anleger intensiv beschäftigen sollten. Denn schon heute befindet sich der Einkaufsmanagerindex auf einem Niveau, auf dem die Europäische Zentralbank (EZB) in der Vergangenheit eher geneigt war, ihre Geldpolitik restriktiver zu gestalten. Und auch wenn die Inflationsrate noch nicht das angestrebte Ziel erreicht hat, haben sich inzwischen die deflationären Risiken deutlich verringert.
Die EZB könnte es schon im Juni als gerechtfertigt sehen, den ersten Schritt zu machen, um die ultralockere Geldpolitik anzupassen. Zunächst wird die Zentralbank in unseren Augen jedoch ihre Kommunikation anpassen, wenn es um die Bewertung der Wachstumsrisiken geht. Damit würde sie eine Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik signalisieren. Anleger sollten sich darauf vorbereiten, dass schon zu Beginn einer Debatte um ein mögliches „Tapering“ verschiedene Marktsegmente neu bepreist werden könnten. Auch wenn eine detaillierte Ankündigung zur Abkehr vom Aufkaufprogramm zu diesem Zeitpunkt nicht zu erwarten ist, erscheinen äußerst niedrig-verzinsliche europäische Staatsanleihen wie auch europäische Investment-Grade-Unternehmensanleihen besonders anfällig für einen Abverkauf – sie hatte die EZB direkt gekauft und dadurch sehr stark gestützt. Die Negativrenditen könnten somit ein Ende finden und die Risikoaufschläge ansteigen.
Mit der allmählichen Abkehr der EZB von der Strategie des billigen Geldes dürfte es nicht nur im Bereich der Investment-Grade-Unternehmensanleihen, sondern auch bei den Hochzinsanleihen zu Verschiebungen kommen. In der jüngeren Vergangenheit wurden High Yield-Papiere auch von Investoren gekauft, die sich typischerweise in Investment-Grade-Unternehmensanleihen engagiert hatten – aber wegen des Renditeverfalls auf risikoreichere Alternativen ausweichen mussten. Sollten im Zuge einer möglichen Tapering-Debatte bessere Renditen in den Investment-Grade-Bereich zurückkehren, ist durchaus davon auszugehen, dass sich einige Anleger wieder aus dem Markt der Hochzinsanleihen verabschieden. Und das wiederum sorgt im High Yield-Bereich für eine negative Entwicklung der Risikoaufschläge.
‚Flexibilität ist Trumpf‘ – Dieser Spruch sollte im aktuellen Marktumfeld mehr denn je das Credo bei Anlagestrategien sein. So gilt es auf dem europäischen High Yield-Markt die großen Benchmark-Titel zu meiden. Denn viele Anleger, die lediglich aus taktischen Überlegungen an diesem Markt investiert sind, haben die Bewertung dieser Titel über passive oder benchmarknahe Investmentstrategien stark gestützt. Ertragsstärkere Anleihen, die aus dem Marktsegment mit Einzel-B-Bewertung stammen und geringer in den Indizes gewichtet sind, könnten sich als widerstandsfähiger erweisen. Bei den Branchen favorisieren wir derzeit den Finanzsektor. Die Emittenten sind nicht Bestandteil des EZB-Programms und gleichzeitig sehen wir insbesondere bei einigen skandinavischen und kerneuropäischen Instituten eine positive Bilanzentwicklung.
Schwellenländer wieder spannend
Im vergangenen Jahr haben zahlreiche Anleger aufgrund der guten Bewertungen den Schritt in globale Hochzinsanleihen gewagt. Nun ist dieser Markt seit März des letzten Jahres jedoch sehr gut gelaufen und weist keine besonders attraktive Durchschnittsbewertung mehr auf. Anleger müssen sich daher andernorts umsehen. Eine Möglichkeit bietet ein Engagement in Schwellenländer. Die Emerging Markets haben noch nicht die überhöhten Bewertungsniveaus erreicht wie der Hochzinsanleihemarkt. Besonders interessant scheinen derzeit der Markt für Lokalwährungsanleihen sowie das BB/B-Segment der Hartwährungs-Staatsanleihen.
Insbesondere im Lokalwährungssegment sehen wir noch historisch günstige Bewertungen und gleichzeitig wenig Interesse seitens der Trump-Regierung daran, den US-Dollar kurzfristig zu stärken. Im Fokus liegen zum Beispiel Staaten aus Lateinamerika, in denen die Notenbank relativ großen geldpolitischen Handlungsspielraum hat, die Zinsen zu senken. Aspekte wie eine zurückgehende Inflationsrate, ein solides oder gar positives Wachstumsmomentum und darüber hinaus auch positive politische Umwälzungen stützen diese positive Tendenz. Demzufolge können sich auch Lokalwährungen aus den Schwellenländern als zusätzlicher Renditetreiber und als Alternative zu Anlagen aus weniger attraktiven Hochzinssegmenten im Portfolio erweisen.
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