»Eine Bedrohung stellt insbesondere die neue US-Regierung dar. Niemand weiss, ob Trump vielleicht nur blufft, um am Ende bessere Deals auszuhandeln, oder ob er bereit ist, bis zum Äussersten zu gehen«, stellte Preißler fest. »Wir sind davon überzeugt, dass sich letztendlich die Vernunft durchsetzen wird.«
Auch die Wahlen in den Niederlanden und in Frankreich liessen die Anleger unsicher sein und vorsichtig handeln. »Wir glauben jedoch an einen glimpflichen Ausgang der Wahlen.« Hinzu komme, dass die makroökonomische Entwicklung derzeit sehr viel besser sei als in den Vorjahren, das trage ebenfalls dazu bei, die Gemüter zu beruhigen. »2014, 2015 und 2016 hatten wir aus der Ukraine, China und mit dem Brexit jeweils starke Schocks, die für grosse Unruhe an den Finanzmärkten sorgten. Es hat sich aber jedes Mal gezeigt, dass sich letztlich die positive makroökonomische Entwicklung durchsetzt und sich die Märkte stabilisieren. Und genau das ist auch unser Szenario für 2017.«
Die Konjunktur sei derzeit weltweit stabil, betonte Preißler. Das gelte sowohl sektoral als auch regional. »Dieser weltweit synchrone Aufschwung bedeutet eine neue Qualität, denn das gab es lange nicht mehr.« Besonders erfreulich sei die Entwicklung in den USA. »Von den Frühindikatoren über die realwirtschaftlichen Daten bis hin zu den nachlaufenden Indikatoren wie dem Arbeitsmarkt und der Inflation ergibt sich dort ein starkes Bild. Im Euroraum haben die Frühindikatoren mehrjährige Höchststände erreicht, die Arbeitslosenrate liegt mit 9,6% auf dem niedrigsten Niveau seit dem Jahr 2009. Und nicht nur die Kernländer entwickeln sich robust, sondern auch die Peripherie. Für den Euroraum erwarten wir in diesem Jahr ein BIP-Wachstum von 2%.«
Aufgrund des positiven Umfelds sei Bantleon »offensiv in Risikoanlagen positioniert, aber mit angezogener Handbremse. In Aktien sind wir übergewichtet und setzen zudem auf Hochzinsanleihen. Aktien können unserer Meinung nach vom aktuellen Stand noch um 10 bis 15% zulegen, der DAX kann also dieses Jahr durchaus bis auf 13.000 Punkte steigen.« Allerdings werde die positive Phase wahrscheinlich erst im 2. Quartal einsetzen, möglicherweise zwischen den niederländischen und den französischen Wahlen, wenn die politische Verunsicherung nachlässt beziehungsweise sich abzeichnet, dass die französische Präsidentschaftswahl glimpflich ausgehen wird.
Bundesanleihen seien im Krisenfall der einzige vernünftige Portfolioschutz, stellte Preißler fest. »Einen Abgesang auf Anleihen sollte man daher nicht anstimmen. Derzeit haben wir die Duration in unseren Portfolios verkürzt. Wir sind aber auf dem Sprung, sie wieder zu verlängern, wenn die Renditen auf ein höheres Niveau geklettert sind. Das aktuelle Umfeld zwingt zu einem taktischen Durations-Management, um für exogene Schocks gewappnet zu sein.«