Die drei wichtigsten Agendapunkte des Investment Forums waren schnell ausgemacht:
- Wirtschaftswachstum: Das Wirtschaftswachstum hat weltweit schon vor Ausbruch der globalen Finanzkrise einen flacheren Pfad eingeschlagen. Hinter dem Rückgang des Trendwachstums stehen vor allem die demografische Entwicklung und das schwache Produktivitätswachstum. Eine "Japanifizierung Europas" ist dabei allerdings nicht zu erwarten, u. a. weil die Verschuldung des Privatsektors in Europa deutlich geringer ist als sie in Japan Anfang der 1990er Jahre war. Außerdem haben sich die Häuserpreise zügiger wieder erholt, was einer Bilanzrezession entgegenwirkt. Aber: Die Reformanstrengungen der europäischen Staaten dürfen nicht nachlassen.
- Geopolitik: Die geopolitischen Spannungsfelder haben deutlich zugenommen. Mit einem "Back to normal" ist kaum zu rechnen. Im Gegenteil. In dem Trend zur De-Globalisierung werden die globalen Verteilungskämpfe deutlich, was das Wachstum zusätzlich behindern könnte.
- Geldpolitik: Die "Wunderwaffe" Geldpolitik droht an Wirkung zu verlieren. Das wird an den Kapitalmärkten bereits deutlich. Während die globale Geldbasis weiterhin mit hoher Geschwindigkeit wächst, haben sich die globalen Aktienmärkte seit zwei Jahren seitwärts bewegt. Dazu kommt: Die Spielräume der Geldpolitik werden immer geringer. Das verdeutlichen nicht nur der jüngste Strategiewechsel der Bank of Japan, sondern auch die Tatsache, dass das Pulver der Leitzinssenkungen längst verschossen wurde. Konnte die Federal Reserve als Antwort auf die seit 1957 gemessenen Rezessionen den Leitzins im Durchschnitt um über 600 Basispunkte senken, so ist diese Möglichkeit längst ausgeschöpft.
Am Ende die Erkenntnis: Dem schnellen Gewinn durch Kurszuwächse sind enge Grenzen gesetzt. Wer Kapitalerträge erwirtschaften will, der muss sein Portfolio aktiv und mit einem klaren Verständnis für die bestimmenden Treiber steuern (oder steuern lassen). Allein auf Kursgewinne zu setzen, reicht nicht. Volatilität dürfte bleiben.
Es geht um die Suche nach Kapitalerträgen, meint Ihr
Hans-Jörg Naumer