DAS INVESTMENT: Neben Aktien und Renten nutzen viele Asset-Manager mittlerweile auch alternative Assetklassen und Strategien. Reichen Aktien als Performance-Treiber nicht mehr aus?
Leo Willert: Das sollten wir differenziert betrachten, da sich an den Märkten fundamental einiges geändert hat. Im Jahr 2008 hat sich in der Assetklasse Aktien erstmals kein einziges Land und kein einziger Sektor gegen den Drawdown-Trend stellen können. Das war zwischen 2000 und 2003 noch anders – es gab seinerzeit Phasen, in denen etwa Länder wie Australien oder Italien über viele Monate positive Renditen abgeliefert haben. Es kommt hinzu, dass heute der Geldmarkt als sicherer Hafen mehr oder minder weggefallen ist. Bei europäischen Staatsanleihen rentiert mittlerweile bis zur zehnjährigen Laufzeit fast alles negativ. So ist für uns seit Langem auch die Assetklasse Commodities relevant. Wir investieren hier zwar nicht direkt etwa in ETCs, aber nehmen bei Bedarf breiter diversifizierte Rohstofffonds oder -ETFs ins Portfolio mit auf.
Hauke Hess: Ich war schon immer ein Befürworter von alternativen Renditequellen, deren Charakter ist, dass sie zum Aktienmarkt gering korreliert sind. Nur hat man heute das Gefühl, dass bei den neuen alternativen Strategien auch viel Marketing im Spiel ist. Vor allem reicht es nicht, dass man aus der Not heraus alternative Renditequellen entdeckt, weil Anleihen gegenwärtig einfach keinen Spaß mehr machen. Die neuen Renditequellen sollten nicht erst im Niedrigzinsumfeld, sondern auch schon vorher funktioniert haben.
Das Investment Roundtable: „Mit niedrigeren Renditen arrangieren“