24.09.2024 -
Volatilität eröffnet Chancen: Der Börsensommer ist turbulent verlaufen. Zwar notierten die Aktienmärkte in der Nähe ihrer Allzeithochs, doch die Aussichten der Marktteilnehmer und Unternehmen haben sich eingetrübt. Insbesondere der Technologietrend mit Fokus auf künstliche Intelligenz hat sich merklich abgekühlt. Hinzu kam der technische Abverkauf in Asien aufgrund des Yen-Carry-Trades. Auch wenn sich die Märkte innerhalb kurzer Zeit wieder erholt haben, hat die Sensibilität und damit auch die Volatilität an den Märkten seit der Pandemie deutlich zugenommen. Dies hängt neben technischen Faktoren, wie der Marktkonzentration, auch von politischen Rahmenbedingungen ab. In diesem Umfeld lohnt es sich für Investoren, nach bereits abgestraften Unternehmen Ausschau zu halten und sich langfristig an ihnen zu beteiligen.
Anstehende Zinssenkungen sind Silberstreif am Horizont: Die Inflation hat sich stabilisiert, und die Zinsen sinken – ein Hoffnungsschimmer für die Wirtschaft. Sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die US-Notenbank (FED) haben erste Zinsschritte vorgenommen. Trotzdem überwiegt derzeit die makroökonomische Unsicherheit. Gerade Deutschland, einst das Powerhouse der europäischen Wirtschaft, schwächelt: Die Automobilbranche kämpft ums Überleben, und das schwache globale Wachstum setzt den Unternehmen weiter zu. Die anstehenden Zinssenkungen von EZB und Fed werden die Wirtschaft zeitverzögert unterstützen. Dies verstärkt die Attraktivität der Einstiegsmöglichkeiten.
Herausfordernde Standortfaktoren erfordern mitunter drastische Lösungen: Aktuell überwiegen die wachstumshemmenden strukturellen Probleme in Europa. Erfolgreiche Unternehmen passen sich den Rahmenbedingungen an, auch wenn diese für den Standort schmerzhaft sind. Die Pandemie hat die Unternehmensbilanzen einem Fitnessprogramm unterzogen und der Ukraine-Konflikt hat das Thema der Energieversorgung in ein neues Licht gerückt. Im Rahmen der Standortthematik, insbesondere der abnehmenden Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland, reagieren die Unternehmen mit Standortschließungen oder -verlagerungen. Laut dem Statistischen Bundesamt ist allein das Produktionsniveau der deutschen Chemieindustrie seit 2021 um 14 Prozent zurückgegangen. Deutsche Chemieunternehmen haben bereits mit Standortschließungen und Personalabbau begonnen und dürften diesen weiter forcieren.
Unternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht: Investoren sollten sich trotz allem nicht abschrecken lassen. Denn sie können sich aktuell zu günstigen Bewertungen an Unternehmen beteiligen, die zwar zyklisch eine anspruchsvolle ökonomische Phase durchmachen, aber ein langfristig erfolgversprechendes Geschäftsmodell haben. Viele Unternehmen haben die vergangenen Krisen aktiv genutzt, um ihre Hausaufgaben zu erledigen und sich auf herausfordernde Zeiten einzustellen. Erfolgreiche Unternehmen schaffen in den schwierigen Zeiten Fakten und stechen durch einen hohen Grad an Anpassungsfähigkeit hervor. Im Zuge des Handelskonflikts zwischen den USA und China sowie der Lieferkettenprobleme haben sich Unternehmen diversifiziert.
Die Langfristperspektive entscheidet: Ein viel beachtetes Zitat von Warren Buffett belegt, dass sich der Börsen-Guru in Geduld übt: „Die Börse transferiert Geld von den Ungeduldigen zu den Geduldigen“. Zusammengefasst bedeutet das für Aktienanleger: Die Zeit ist auf der Seite der intelligenten Investoren und der Durchschnittskosteneffekt ermöglicht eine vorsichtige Partizipation an Unternehmen. Investoren sollten daher bei der Unternehmensselektion neben der Substanz auch auf die Managementqualität sowie Anpassungsfähigkeit der Unternehmen achten, um den langfristigen Erfolg zu sichern.