28.08.2023 - Die neusten Daten dürften die Sorgen um den Zustand der chinesischen Wirtschaft kaum gemindert haben. Ein offensichtlicher Einbruch bei der Binnennachfrage hatte im Juli wesentlich schwächere Importe zur Folge als erwartet. Im vergangenen Monat rutschte die Wirtschaft sogar in die Deflation, fielen die Verbraucherpreise doch im Vorjahresvergleich um 0,3 %.
Wenn die Behauptungen über eine „Japanisierung“ und eine Verschuldungs-/Deflationsspirale jemals eines Beweises bedurften, dann schien diese Entwicklung ihn zu liefern. Diese steht in deutlichem Kontrast zu den meisten anderen Teilen der Welt, in denen nach unserer Arbeit zum Regimewechsel die strukturelle Inflation und die Zinsen Aufwärtsrisiken unterliegen.
Die Sorgen hinsichtlich einer Verschuldungs-/Deflationsspirale können nicht vollständig ausgeräumt werden. Schließlich ist China eine Volkswirtschaft mit einem Angebotsüberhang, während die Nachfrage geringer ist, als wir nach der Aufhebung der Null-Covid-Politik erwarteten.
Der Boom im Reisesektor führte nicht zu einem allgemeinen Wirtschaftswachstum. Verantwortlich dafür war nicht zuletzt das harte Durchgreifen gegen spekulative Immobilienkäufe in den vergangenen Jahren, wodurch die Wirtschaft von einer wichtigen Nachfragequelle und einem Weg für die Übertragung politischer Maßnahmen abgeschnitten wurde. Die Kreditdaten für den Monat Juli zeigten erneut, dass aufgrund der nach wie vor sehr geringen Kauftätigkeit auf dem Wohnimmobilienmarkt die Kreditnachfrage der Privathaushalte schwach ist. Das erklärt auch zum Teil, weshalb die hohe Liquidität in den vergangenen Monaten bisher nicht in der Realwirtschaft angekommen ist. Zudem ist der enorme Schuldenstand Chinas gut dokumentiert.
Wir werden uns zu gegebener Zeit damit befassen, wie wahrscheinlich es ist, dass China langfristig in eine Deflationsspirale gerät, wie sie in Japan zu beobachten war. Betrachtet man den Fremdkapitalanteil auf dem überversorgten und teuren Immobilienmarkt, so lassen sich eindeutig einige Parallelen feststellen.
Allerdings deutet einiges darauf hin, dass im Juli kein langfristiger Abschwung begonnen hat ...