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Marktkommentar

Hugh Gimber, Jai Malhi (J.P. Morgan): UN-Klimakonferenz 2021

© J. P. Morgan Asset Management

15.10.2021 -

Im November findet in Großbritannien die 26. UN-Klimakonferenz (COP26) statt.

Führungskräfte aus knapp 200 Ländern werden die Klimaziele diskutieren und erneut einen Blick auf die, im Rahmen des Pariser Abkommens 2015, eingegangenen Verpflichtungen werfen. Die Parteien werden sich wahrscheinlich einig sein, dass die Bemühungen bedeutend verstärkt werden müssen, um bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. In den kommenden Jahren können Anleger mit einer Welle politischer Veränderungen rechnen. Dabei werden sich die Regierungen zunehmend auf die Ausgaben für die Infrastruktur aus öffentlicher Hand konzentrieren. Unternehmen könnten beispielsweise aufgrund der breiteren Einführung von CO2-Bepreisungssystemen höheren Kosten ausgesetzt sein. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass sie von den Kapitalmärkten für eine Fokussierung auf Investitionen in klimabezogene Projekte belohnt werden. Unternehmen, die dem bevorstehenden Wandel einen Schritt voraus sind und mit Regierungen zusammenarbeiten, um ihre Klimaziele zu erreichen, profitieren möglicherweise von einem First-Mover-Vorteil. Wir diskutieren Technologien und Strategien, die zur Erreichung von Klimaneutralität erforderlich sind, in unserem White Paper  „Klimaneutralität: Der Weg zu einer CO2-neutralen Welt“. 

Ohne ehrgeizigere Ziele keine Klimaneutralität 

Die Hauptziele des Pariser Abkommens sind die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius und das Erreichen einer Netto-Treibhausgasemission von Null bis 2050. Die beteiligten Länder verpflichten sich, ihre Emissionsminderungsziele in Form von Nationally Determined Contributions (NDCs) selbst zu definieren und alle fünf Jahre zu überprüfen. Die anstehende COP26 ist insbesondere deshalb wichtig, weil sie die erste Konferenz der globalen Führungskräfte seit dem Ende des ersten Fünfjahreszeitraums ist. Wir wissen heute, dass die in 2015 dargelegten Vorschläge nicht ausreichen, um das Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu erreichen.

Deshalb haben gut 110 Parteien – die etwa die Hälfte der globalen Emissionen verursachen – neue NDCs eingereicht. Die Vereinten Nationen (UN) kamen jedoch zu der Einschätzung, dass diese Vorschläge immer noch nicht genügen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Die Vereinten Nationen schätzen, dass die aktuellen nationalen Pläne die weltweiten Emissionen im Jahr 2030 auf rund 16 % über das Niveau von 2010 steigen lassen werden. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müssen die Emissionen im Jahr 2030 aber um 45 % unter denen von 2010 liegen. Angesichts der bislang bei weitem nicht ausreichenden Fortschritte werden die aktuellen Vorschläge und Verbesserungsmöglichkeiten voraussichtlich einen wesentlichen Teil der Gespräche bei der COP26 bilden.

Die USA, das Vereinigte Königreich und die Europäische Union haben unter anderem neue Pläne vorgelegt, um bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Die USA haben sich verpflichtet, bis 2030 ihre Netto-Kohlenstoffemissionen im Vergleich zu den Emissionen des Jahres 2005 zu halbieren, während die EU plant, ihre Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 1990 um 55 % zu senken. Großbritannien ist zwar für weniger als 1 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich, hat jedoch einen der ehrgeizigsten Klimaschutzpläne, mit dem Ziel, seine Emissionen bis 2030 gegenüber 1990 um 68 % zu senken. Tatsächlich verursachen die USA, Großbritannien und die EU lediglich 25 % der globalen CO2-Emissionen. Dies macht die Notwendigkeit einer globalen Koordination umso deutlicher. 

Hier liegt auch die Herausforderung der Konferenz. Zahlreiche Länder haben ihre Emissionsziele noch nicht aktualisiert. COP26 kann nur dann zum Erfolg werden, wenn alle Länder – einschließlich der Länder mit den höchsten Emissionen – sich entscheiden, ihre Reduktionsziele für das nächste Jahrzehnt zu erhöhen. China hat sein NDC nicht aktualisiert, jedoch seine Absicht erklärt, bis 2030 den maximalen CO2-Ausstoß und bis 2060 Klimaneutralität zu erreichen. Dieses Versprechen geht für ein Land, das für die größte Menge an globalen CO2-Emissionen verantwortlich ist, nicht weit genug. China wird zweifellos argumentieren, dass die Industrieländer die Hauptlast der Aufgabe tragen müssen, da sie die industrielle Revolution eingeleitet haben, bereits länger Emissionen verursachen als das Reich der Mitte selbst und zudem über die finanziellen Mittel verfügen, um Reduktionspläne umzusetzen. Chinas Beteiligung an der COP26 steht nach wie vor nicht fest und das Potenzial des Klimathemas als Auslöser geopolitischer Spannungen wird immer deutlicher. 

Die zur Messung der Emissionen verwendeten Kennzahlen spielen eine entscheidende Rolle: Auf Pro-Kopf-Basis haben die USA einen höheren Ausstoß als China. Nicht vergessen werden darf auch, dass etwa 14 % der chinesischen Kohlenstoffemissionen auf Waren zurückzuführen sind, die ins Ausland exportiert und dort verbraucht werden. Dies unterstreicht die Verantwortung der Importeure chinesischer Produkte, wenn es darum geht, China bei der Senkung seiner Emissionen zu unterstützen. Eine weitere wichtige Erwartung an die COP26 besteht darin, dass die Industrieländer ihr Versprechen einhalten, jährlich mindestens 100 Milliarden US-Dollar bereitzustellen, um die Entwicklungsländer bei ihren Klimazielen zu unterstützen. Laut OECD-Daten wurden im Jahr 2018 etwa 80 Mrd. USD für diesen Zweck verwendet. Zusicherungen, diese Unterstützung zu erhöhen, werden möglicherweise einige der wichtigen Entwicklungsländer dazu veranlassen, ihre Initiativen zur CO2-Reduzierung zu verstärken.

Wichtige Aspekte für Anleger 

Anleger sollten sich in den kommenden Wochen auf Schlagzeilen zum Thema Klima vorbereiten, da die COP26 Anlass für neue, ehrgeizigere Verpflichtungen von Regierungen und Unternehmen gibt. Wir gehen davon aus, dass sich dies in vielerlei Hinsicht auf die Finanzmärkte auswirken wird.

Wachsende Emission grüner Anleihen

Ausgaben für klimafreundliche Infrastruktur werden ein wichtiger Schwerpunkt für Regierungen sein, die gegenüber einer immer stärker ökologisch orientierten Wählerschaft ihr Engagement für Klimaschutz unter Beweis stellen müssen. Dafür gibt es bereits verschiedene Beispiele. Der American Jobs Plan der Biden-Administration in Höhe von 2,3 Billionen USD umfasst Investitionsprogramme für saubere Energietechnologie und den Umstieg auf Elektrofahrzeuge. Auf der anderen Seite des Atlantik ist es ähnlich: Der Zehn-Punkte-Plan der britischen Regierung für eine grüne industrielle Revolution zielt darauf ab, 250.000 grüne Arbeitsplätze zu schaffen. In Europa müssen mindestens 30 % der Ausgaben des 750 Milliarden Euro schweren Wiederaufbaufonds der EU klimabezogenen Zwecken dienen. Geschätzte Investitionen in Elektrizitätsinfrastruktur von mehr als 13 Billionen US-Dollar, die weltweit bis 2050 zum Erreichen von Klimaneutralität benötigt werden, machen das Ausmaß der Herausforderung klar.

Mehr Emissionen grüner Anleihen werden das wichtigste Instrument sein, mit dem Regierungen neue klimaorientierte Ausgaben finanzieren werden. Die Europäische Investitionsbank war bereits 2007 der erste Emittent von Green Bonds, deren Erträge aus umweltfreundlichem Wirtschaften stammen. Seitdem sind sowohl Regierungen als auch Unternehmen in den nachhaltigen Anleihemarkt eingestiegen, wobei sich das Volumen grüner, sozialer und nachhaltiger Anleihen von nur 6 Milliarden USD im Jahr 2012 auf über 700 Milliarden USD im Vorjahr erhöhte. Die Popularität dieses Marktes überrascht nicht, da die starke Nachfrage nach diesen Schuldtiteln häufig zu niedrigeren Finanzierungskosten für den Emittenten führt – eine Dynamik, die als „Greenium“ (Renditedifferenz) bezeichnet wird. Trotz dieses Vorteils ist die US-Regierung bemerkenswert inaktiv auf dem Green Bond-Markt. Auch wenn Verantwortliche bisherzögerten die Idee öffentlich zu diskutieren, scheint die Einführung einer „Grünen Schatzanleihe“ nur noch eine Frage der Zeit.

Privates Kapital soll Teil der Lösung sein 

Eine Erhöhung der Staatsausgaben ist nur ein wichtiger Baustein – wir erwarten weitere Maßnahmen, die dazu dienen sollen, Anreize für die Investition privaten Kapitals zu schaffen. Eine verstärkte Regulierung, die große Anleger dazu zwingt, ihre Portfolios klimafreundlich auszurichten, ist eine Möglichkeit, dies zu erreichen. Ein weiterer Weg sind Public-Private-Partnership-Modelle unter Beteiligung des öffentlichen und privaten Sektors. Mit dieser Strategie kann häufig sichergestellt werden, dass Initiativen, deren Finanzierung für den Privatsektor allein zu riskant wäre, trotzdem realisiert werden können.

Ankündigung von Unternehmen rücken Spitzenreiter und Schlusslichter ins Blickfeld 

Unter dem immer stärker sensibilisierten Blick der Anleger wird der Unternehmenssektor wahrscheinlich nicht abwarten, bis er von den Regulierungsbehörden zur aktiven Bekämpfung des Klimawandels gezwungen wird. Die Anzahl der Unternehmen, die sich wissenschaftsbasierten Zielen verpflichtet haben, hat bereits im Juni dieses Jahres den Rekordwert des Vorjahres übertroffen. Der Klimagipfel im November wird den Druck auf Unternehmen, die noch nicht an Bord sind, weiter verstärken. Diejenigen, die in der Lage sind, die staatlichen Vorgaben zu erfüllen, werden von Staatsausgaben profitieren und mit Zugang zu einer einfacheren Finanzierung über die Kapitalmärkte belohnt. Die Zentralbanken werden wahrscheinlich grüne Anleihen kaufen oder ihre Käufe von Unternehmensanleihen auf Emittenten konzentrieren, die in das Klimaneutralitätsziel investieren. Dies bedeutet, dass solche Unternehmen wahrscheinlich von relativ niedrigeren Kreditkosten profitieren werden. Darüber hinaus schafft die Tatsache, dass die Zentralbank wahrscheinlich kaufbereit sein wird, vor allem bei schwierigem wirtschaftlichen Umfeld Sicherheit für Anleger solcher Unternehmensanleihen.

In typischerweise kohlenstoffintensiven Branchen wie Energie, Logistik, Luftfahrt und Landwirtschaft gibt es ebenfalls Gründe für Optimismus. Emittenten, die ihre Strategien auf Beiträge zum Erreichen von Klimaneutralität ausrichten, werden vermutlich Marktanteile gewinnen. Sie werden nicht mehr nur als Verursacher des Problems gelten, sondern als Teil der Lösung gesehen werden. In allen Branchen bieten sich Anlegern attraktive Möglichkeiten, wenn sie die Unternehmen identifizieren, die am besten auf den Übergang vorbereitet sind.

Preise für CO2-Emissionen dürften sich auf Unternehmensgewinne auswirken

Die Einigung über ein globales CO2-Preissystem wird eines der schwierigsten Themen des Gipfels sein. Wie ein solches System funktionieren könnte, erläutern wir in unserem Papier „Auswirkungen der Kohlendioxid-Bepreisung für Anleger“ Einige Regionen wie Europa haben bereits erhebliche Fortschritte gemacht. Bis zum Erreichen einer globalen Lösung bestehen jedoch für Unternehmen weiterhin Anreize, die Produktion in andere Regionen mit niedrigeren CO2-Kosten auszulagern. Ohne eine globale Lösung riskieren Regionen, die sich für einen Sonderweg entscheiden, auch Gewinnrückgänge bei heimischen Unternehmen. Das Risiko, dass sich Meinungsverschiedenheiten über CO2-Preise auf breiterer Ebene auf internationale Beziehungen auswirken könnten, ist klar: Möglicherweise muss Europa eine CO2- Grenzsteuer einführen, wenn andere Länder sich gegen die Einführung eines CO2-Preissystems entscheiden. Ohne wesentliche Fortschritte erscheint der Weg zur Klimaneutralität besorgniserregend steil.

Fazit 

Die Anleger sollten sich auf eine Welle neuer Klimaziele einstellen, die auf dem COP26-Gipfel im November formuliert werden. Die Konferenz wird den Fokus auf die enorme Herausforderung richten, die sich aus dem Ziel der Klimaneutralität bis 2050 ergibt und sowohl der öffentliche als auch der private Sektor werden ihre Ambitionen diesbezüglich hervorheben. Dies kann erhebliche Auswirkungen auf den Markt haben. Für Anleger bestehen demzufolge sektorübergreifend sowohl Risiken als auch Chancen. Unternehmen, die beweisen, dass sie Teil der Lösung sein können, werden in den kommenden Jahren wahrscheinlich von niedrigeren Finanzierungskosten profitieren, da sowohl Regierungen als auch der Privatsektor danach streben, ihre Ausgaben auf umweltfreundliche Initiativen zu konzentrieren. Für Unternehmen aller Branchen, die schlecht auf den Klimawandel vorbereitet sind, wird die Situation hingegen noch schwieriger.



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