03.09.2021
Makroökonomisches Umfeld
Realwirtschaftliche Situation:
Die globale Konjunkturlage entwickelt sich zunehmend divergent. Während sich in den USA der positive Trend weiter bestätigt, bleibt Chinas wirtschaftliche Erholung aufgrund von COVID-19-Ausbrüchen und Naturkatastrophen in einigen Teilen des Landes weiter instabil. Wichtige Indikatoren tendierten schwächer und verfehlten den Marktkonsens, wie etwa die Industrieproduktion mit +6,4% (erw. +7,8%) als auch die Umsätze im Einzelhandel mit +8,5% (erw. +11,5%). Die Arbeitslosenquote in den Städten erreichte mit 5,1 % ihr Dreimonatshoch. In der Folge wechselte das von uns gemessene realwirtschaftliche Regime für die Schwellenländer von „Sommer“ nach „Winter“. Beeinflusst von den negativen Entwicklungen in China sanken die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland im August 2021 um 22,9 Punkte auf 40,4 Punkte, den niedrigsten Stand seit November. Der Index lag deutlich unter den Markterwartungen von 56,7. Insgesamt befinden sich die meisten unserer Signale noch über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre, im asiatischen Raum hat der positive Trend jedoch spürbar nachgelassen.
Monetäre Situation:
Die Inflationsrate der US-Verbraucherpreise lag im Juli mit 5,4 % unverändert gegenüber dem 13-Jahres-Hoch des Vormonats und leicht über den Markterwartungen. Zu den Ursachen zählen der Basiseffekt durch die Covid-Krise sowie anhaltende Lieferengpässe. Fed-Chef Jerome Powell verzichtete in seiner Rede im Rahmen der Jackson Hole Konferenz auf einen genauen Zeitplan für die nächsten geldpolitischen Schritte. Während die Wirtschaftsdaten weiterhin solide aussehen, besteht nach wie vor Unsicherheit über den Verlauf der Pandemie. Darüber hinaus zieht die Fed es derzeit vor, die Haltung der Fiskalpolitik abzuwarten, bevor sie sich auf die neue Richtung für die Geldpolitik festlegt. Die Verbraucherpreisinflation in der Eurozone lag im Juli mit 2,2% gegenüber dem Vorjahr auf dem höchsten Stand seit Oktober 2018 und über dem EZB-Ziel von 2%. Auf Basis unserer Indizes identifizieren wir nun in allen Regionen bis auf Großbritannien ein neutrales monetäres Regime aus gestiegenen Inflationsrisiken bei expansiver Geldpolitik.
Marktentwicklungen
Globale Aktienmärkte verzeichneten Kurszuwächse zwischen +1,4% (Kanada) und +3,2% (Japan). Unternehmensgewinne in den USA stiegen im 2. Quartal wenig überraschend um +9,7% auf ein neues Rekordhoch und dies trotz steigender Kosten aufgrund von Rohstoff- und Arbeitskräftemangel. Rückenwind kam auch durch das vom US-Senat parteiübergreifend verabschiedete Infrastrukturgesetz im Umfang von 1,2 Billionen USD, dessen Schicksal allerdings von den im Herbst anstehenden Kongressverhandlungen über das ehrgeizige „soziale Infrastrukturpaket“ progressiver Demokraten abhängt.
Staatsanleihen notierten insgesamt schwächer. Die Rendite richtungsweisender US-Zehnjahrespapiere stieg zwischenzeitlich auf über 1,37%, den höchsten Stand seit Mitte Juli nach Spekulationen um die Beendigung der Anleihekäufe bis Anfang nächsten Jahres. Futures auf zehnjährige Treasuries verloren -0,3% auf Monatssicht. Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen erreichten angesichts der Aussichten auf eine vorzeitige Drosselung durch die Fed ihr Sechs-Monatstief, stiegen allerdings auf -0,38% am Monatsende. Bund-Futures gaben um -0,64% nach.
Der Ölpreis fiel innerhalb des Monats auf den niedrigsten Stand seit etwa drei Monaten, nachdem der US-Dollar aufgrund der Besorgnis über eine Verlangsamung der globalen Wirtschaftserholung und der Signale der Federal Reserve, die Konjunkturmaßnahmen zurückfahren zu wollen, gestärkt wurde. In der zweiten Monatshälfte konnte sich der Rohölpreis allerdings wieder stabilisieren. Die türkische Lira erholte sich, während Währungen anderer Schwellenmärkte eher nachgaben.
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