Die Covid-19-Pandemie und damit verbundene Kontaktbeschränkungen haben auch Ihre Arbeit im Vertrieb verändert. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Was wird davon nach der Pandemie bleiben?
Da wir bei Eyb & Wallwitz ein relativ kleines Team sind, mussten wir in unseren Arbeitsabläufen gar nicht so viel verändern. Mir ist aufgefallen, dass wir uns durch die zahlreichen Videokonferenzen mit Kunden von Homeoffice zu Homeoffice zum Teil sehr viel nähergekommen sind. Das war eine positive Erfahrung, die ich so nicht erwartet habe. Die Kunden haben sich sehr schnell auf die alternativen Kommunikationswege eingestellt, wodurch der Kontakt nicht unter den Einschränkungen gelitten hat. Letztlich war man aber auch einfach dazu gezwungen, endlich das einzusetzen, was technisch schon seit langem möglich ist.
Der persönliche Kontakt macht natürlich zu einem gewissen Teil den Charme der Vertriebstätigkeit aus. Ich befürchte jedoch, dass viele Unternehmen das monetäre und zeitliche Potential der digitalen Kommunikation nicht wieder aus der Hand geben. Auch Roadshows und Messen werden sicherlich weniger werden, weil auch die Kunden sich an die neuen Kommunikationswege gewöhnt haben.
Der globale Finanz- und Kapitalmarkt des ersten Halbjahres war durch die Corona-Krise geprägt. Welche Entwicklungen haben Sie in negativer und positiver Hinsicht überrascht?
Mich haben die Geschwindigkeit und die Heftigkeit der Erholung an der Börse positiv überrascht, wobei klar festzuhalten ist, dass die Gefahr nach wie vor nicht gebannt ist und die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie kaum zu beziffern sind. Offenbar bewertet aber die Börse viele Bedenken anders als die Realwirtschaft. Positiv überrascht hat mich auch, dass trotz der schwierigen persönlichen Umstände vieler Menschen ein großer Optimismus zu erkennen ist. Es war nicht zu erwarten, dass unsere Gesellschaft den strengen persönlichen Einschränkungen mit solcher Duldsamkeit und Disziplin begegnet.
Weniger Optimismus zeigen dagegen viele Investoren, die seit Anbeginn der Erholung an der Seitenlinie stehengeblieben sind. Sie haben Chancen verpasst und sich dadurch in eine Situation gebracht, in der sehr viel Unsicherheit ob der Frage steckt, wie es weiter geht und wann der richtige Zeitpunkt zu investieren gekommen ist.
Negativ zu bewerten ist auch, dass die ökonomischen und gesellschaftspolitischen Themen zu sehr hinter die gesundheitlichen Fragestellungen zurückgedrängt wurden. Hier sind die Isolation vieler Kinder und das Abwürgen des Kleingewerbes zu nennen. Die zu erwartenden Insolvenzen als langfristige Folge der Einschränkungen sind zu wenig bedacht worden.
Wie sieht Ihr persönlicher Ausblick für das zweite Halbjahr aus?
Mein persönlicher Ausblick für das zweite Halbjahr ist grundsätzlich positiv, solange wir die Sterblichkeitsraten durch Covid-19 im Griff haben. Die Infektionszahlen allein dürften auch bei einer möglichen zweiten Welle nicht entscheidend sein und keinen zweiten Drawdown herbeiführen. Unter diesen Umständen sollte dann auch die Erholung im zweiten Jahr anhalten, zumal wir immer besser lernen, mit Covid-19 zu leben. Die Entwicklung und Verfügbarkeit eines Impfstoffes dürften die Börse nochmals beflügeln.
Insgesamt werden wir künftig eine noch stärkere ökonomische Zweiteilung, wenn nicht sogar eine Wirtschaft der zwei Geschwindigkeiten sehen. Auf der einen Seite stehen die strukturellen Gewinner, auf der anderen die zyklischen kurzfristigen Gewinner und die strukturellen Verlierer. Auch die Divergenz in den Bewertungen der Unternehmen wird sich ausweiten.
IM INTERVIEW: Uwe Diehl, der seit dem 1. Juni 2020 als Head of Sales vom Frankfurter Büro aus den Vertrieb von EYB & WALLWITZ verantwortet.
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