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Marktkommentar

Jens Wilhelm (Union Investment): Corona wird zum Katalysator

© Union Investment

23.06.2020 -Das Coronavirus wird den Beginn der 2020er Jahre an den Kapitalmärkten entscheidend prägen. Jens Wilhelm, im Vorstand von Union Investment zuständig für das Portfoliomanagement, rechnet mit deutlicher Unterstützung für die Kapitalmärkte durch die angekündigten geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen. „Die Coronakrise wirkt als Katalysator, der bereits bestehende Anlagetrends beschleunigt. Mehr kontrolliertes Risiko, eine höhere Aktivität und stärkere Selektion sind die richtigen Reaktionen darauf.“

Volkswirtschaftlich sieht Wilhelm die Coronakrise als größte Herausforderung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. „Der konjunkturelle Einbruch ist doppelt so tief wie in der Finanzkrise und erfolgt in deutlich kürzerer Zeit“, ordnet er die Ereignisse ein. Nach den Prognosen von Union Investment wird das Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone im Jahr 2020 um 8,5 Prozent schrumpfen. Deutschland dürfte die Krise dabei mit Einbußen von 6,7 Prozent noch vergleichsweise glimpflich überstehen. Besonders gravierend dürften die Folgen in Italien (-11,7 Prozent) und Spanien (-11,5 Prozent) ausfallen. Selbst die USA, in den vergangenen Jahren der Hort wirtschaftlicher Stabilität, werden mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 7,0 Prozent hart getroffen. „Unsere Schätzungen lassen einen Anstieg der US-Arbeitslosigkeit auf annähernd 20 Prozent erwarten – ein beispielloser Vorgang in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte“, sagt Wilhelm.

Volumen der geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen höher als in der Finanzkrise

Die konjunkturelle Talsohle dürfte bereits im zweiten Quartal 2020 erreicht werden. „Das Volumen der geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen ist höher als in der Finanzkrise und verfehlt seine Wirkung nicht. Das Schlimmste an den Märkten liegt hinter uns“, ist Wilhelm zuversichtlich. Zwar ist nach Einschätzung des Kapitalmarktstrategen mit einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen im Herbst 2020 zu rechnen. Aber: „Staat, Wirtschaft und Gesellschaft sind viel besser vorbereitet und sollten nicht mehr überrascht sein. Die Folgen einer zweiten Welle werden daher für die Kapitalmärkte deutlich geringer ausfallen.“ Einen schnellen, V-förmigen Aufholprozess erwartet er jedoch nicht. „Die Erholung wird im zweiten Halbjahr 2020 einsetzen, aber sie wird flach verlaufen.“

Wilhelm rechnet mit moderatem Wachstum zunächst ohne Inflationsdruck. „Die Sorge vor einem schnellen Anstieg der Inflation ist unbegründet“, meint er. Zwar kann es seiner Einschätzung nach bei einigen Gütern krisenbedingt vorübergehend zu steigenden Preisen kommen. Aber mittel- bis langfristig rechnet er mit einer anhaltenden gesamtwirtschaftlichen Nachfrageschwäche, in deren Folge der Inflationsdruck gedämpft wird.

Wesentliche Stützpfeiler der Krisenbekämpfung sieht der Kapitalmarktstratege in den Hilfsmaßnahmen von Regierungen und Notenbanken. „Geld- und fiskalpolitisch wurde in der Coronakrise vieles richtig gemacht“, urteilt Wilhelm. Er rechnet damit, dass auch künftig der wirtschaftspolitische Fokus auf Wachstumsförderung und nicht auf Bekämpfung öffentlicher Haushaltsdefizite liegen wird. „Eine Rückkehr zur Austerität wird es so schnell nicht geben“, ist er überzeugt. „Vor uns liegen Jahre mit strukturell erhöhten Schuldenquoten der öffentlichen Hand.“ Um die Tragfähigkeit der weltweiten Staatschulden zu gewährleisten, erwartet Wilhelm weitere geldpolitische Unterstützung. „Die Zentralbanken werden ihre Gläubigerrolle im Markt für Staatsanleihen ausbauen und auf Jahre hinaus die Renditen drücken.“

Besonders wichtig ist diese Hilfe nach Einschätzung Wilhelms für den Euroraum. Bereits vor Corona war die wirtschaftliche Lage von Ländern wie Italien angespannt. Durch die Wachstumseinbußen und die konjunkturpolitischen Gegenmaßnahmen verringert sich daher die Schuldentragfähigkeit. „Mit den Maßnahmen der Europäischen Zentralbank und den Vorschlägen für einen Wiederaufbaufonds wurde dieses Problem wirkungsvoll adressiert“, kommentiert Wilhelm die jüngsten Entscheidungen auf europäischer Ebene. „Die politischen Risikoprämien für Anlagen im Euroraum werden sinken“, prognostiziert er. Das dürfte auch den Außenwert des Euro unterstützen.

Coronakrise als Katalysator: Beschleunigung von Trends wie Deglobalisierung, Marktkonzentration und Nachhaltigkeit

Wilhelm geht von einer weiteren Verlangsamung der Globalisierung aus: „Eine groß angelegte Rückverlagerung industrieller Fertigung in die westlichen Länder wird es nicht geben. Aber bei kritischen Gütern wie Schutzausrüstung oder Impfstoffen werden die Regierungen auf den Ausbau heimischer Produktionskapazitäten dringen.“

Darüber hinaus verweist er auf die Erfahrungen der Unternehmen in der Krise. „Die Coronakrise hat die Anfälligkeit globaler Lieferketten schonungslos offengelegt. Daraus werden die Unternehmen lernen“, erwartet Wilhelm. Er rechnet daher mit größerer Bevorratung und der Verkürzung von Lieferketten. Im Ergebnis sollte sich der bereits seit einigen Jahren anhaltende Trend abnehmender Wachstumsraten im internationalen Handel beschleunigen. „Die Globalisierung verliert als Wohlstands- und Wachstumstreiber an Kraft“, prognostiziert Wilhelm.

Auch auf der Marktstrukturseite rechnet er mit weitreichenden Folgen der Pandemie. „Starke Unternehmen werden gestärkt“, erwartet der Kapitalmarktstratege. Gleichzeitig rechnet er damit, dass bereits angeschlagene Unternehmen vermehrt aus dem Markt ausscheiden werden. „Eine höhere Konzentration wird in vielen Branchen die Folge sein“, analysiert Wilhelm. Dort sieht er perspektivisch die Chance auf höhere Margen und Gewinne. „Bei der Auswahl von Aktien und Unternehmensanleihen gilt es diese Verschiebung zu beachten. Qualität wird sich mehr denn je auszahlen“, ist Wilhelm überzeugt und sieht in diesen Fällen auch historisch hohe Bewertungsniveaus als gerechtfertigt an.

Nachhaltiges Investieren gewinnt nach Wilhelms Einschätzung weiter an Bedeutung. „Anleger stoßen beim Umgang mit der Pandemie allenthalben auf Nachhaltigkeitsfragen“, sagt er. „Das fängt bei der wachsenden Attraktivität der Gesundheitsbranche an und hört bei Aktionärsrechten auf virtuellen Hauptversammlungen auf.“ Wilhelm erwartet, dass Nachhaltigkeit die Geldanlage der Zukunft stark prägen wird.

Niedrigzinsumfeld verfestigt: Risikoanlagen bleiben favorisiert

Trotz der Unsicherheiten rund um das Coronavirus sieht Wilhelm die Anlagetrends der vergangenen Jahre bestätigt. „Das Negativ- bzw. Niedrigzinsumfeld hält nicht nur an, es verschärft und verbreitert sich sogar“, prognostiziert er. Investoren sieht er daher mehr denn je von einem Anlagenotstand bedroht. „Sichere Staatsanleihen werfen nach wie vor kaum Verzinsung ab. Hinzu kommt das massiv steigende Emissionsvolumen im Zuge der anziehenden Staatsverschuldung, was das Performancepotenzial begrenzt“, verweist er auf die getrübten Aussichten für diese Anlageklasse. Gerade unter Chance-Risiko-Aspekten zählen daher Unternehmensanleihen zu seinen Anlagefavoriten.

„Die größten Anlagechancen bieten nach wie vor Aktien“, ist Wilhelm überzeugt. So traut er dem DAX auf Sicht von zwölf Monaten einen Anstieg auf 13.300 Punkte zu. „Es kommt aber mehr denn je auf die sorgfältige Titelauswahl an“, gibt er zu bedenken. Auch Rohstoffe schätzt der Kapitalmarktstratege als attraktiv, wenn auch volatil ein. „Der Ölpreis ist durch Angebotsbeschränkungen und schwache Nachfrage gedeckelt. Edel- und Industriemetalle bieten hingegen noch günstige Einstiegsgelegenheiten“, meint er.

„Corona wird zu einem Dekadenthema, dessen Konsequenzen genauso dauerhaft sein werden wie die Folgen der Finanzkrise“, resümiert Wilhelm. Die wichtigste Wirkung der Pandemie liegt seiner Einschätzung nach in der Verstärkerrolle von Trends. „Die Krise beschleunigt bereits vorher angelegte Trends wie Deglobalisierung, Marktkonzentration und Nachhaltigkeit. An der Börse schafft Corona Gewinner wie Technologieaktien und Verlierer wie die Luftfahrt- oder Tourismusbranche“, folgert er. „Anleger können sich diese Entwicklungen durch aktives Management zunutze machen.“

 

Stand aller Informationen, Erläuterungen und Darstellungen: 23. Juni 2020, soweit nicht anders angegeben.



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