Legen Sie bei Ihrer Geldanlage darauf Wert, dass bei den Veranlagungen nachhaltige, sozial verträgliche oder ethische Kriterien berücksichtigt und auch eingehalten werden? Wenn ja, dann sind Sie in bester Gesellschaft und befinden sich im Kreis derer denen die Zukunft des Planeten Erde ganz und gar nicht egal ist und die die Welt für die nächsten Generationen in möglichst ordentlichem Zustand erhalten wollen.
Und dieser Kreis wird immer größer. Das belegt die „European SRI Study 2016“, die von Eurosif, einer europäischen Mitgliederorganisation für nachhaltige und verantwortliche Geldanlagen publiziert wird. Laut der Studie, die Erhebungen für 13 europäische Staaten berücksichtigt, haben sich die Veranlagungen in nachhaltige Formen der Geldanlage europaweit zwischen 2013 und 2015 mit Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich erhöht.
Obwohl bei nachhaltigen Investments nach wie vor Großanleger die Hauptrolle spielen, springen laut dem im zweijährigem Rhythmus publizierten Marktbericht immer mehr Privatinvestoren auf den rollenden Zug auf. Ihre nachhaltigen Veranlagungen sind von 2013 bis 2015 um 547 Prozent angestiegen. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum hat sich das Volumen am gesamten europäischen Veranlagungsmarkt laut Eurosif um 25 Prozent erhöht.
Aber welche Anlagestrategien sind bei nachhaltigen und verantwortungsvollen Geldanlagen wichtig? Wie entwickeln sich die darin verwalteten Vermögen? Und welche Trends herrschen am österreichischen und deutschen Markt vor?
Investments mit Ausschlusskriterien
Es gibt ellenlange Listen an Ausschlusskriterien, die angeben, worin nachhaltig orientierte Anleger grundsätzlich nicht investieren. Bei der Einhaltung von Ausschlusskriterien stellen österreichische Nachhaltigkeitsinvestments laut European SRI Study 2016 eine Besonderheit dar. Demnach kommen in Österreich Ausschlusskriterien bei fast 100 Prozent der Investmentfonds, per Mandat verwalteten Geldern sowie selbst verwalteten Assets zum Einsatz. Bei Ausschlusskriterien sind in Österreich die Waffenindustrie, Kernenergie, Pornographie, Tabak oder Unternehmen, die Menschenrechte verletzen, am wichtigsten.Beim verwalteten Vermögen waren Ende 2015 mit Ausschlusskriterien gelenkte Vermögen in Österreich mit einem Volumen von 42,7 Milliarden Euro die bedeutendste nachhaltige Anlagestrategie. Das gilt auch für Deutschland, wo Ende des Vorjahres 1.803 Milliarden Euro unter Rücksichtnahme auf Ausschlusskriterien verwaltet wurden sowie für ganz Europa mit Investments von über 10.150 Milliarden Euro. Laut der SRI-Study hat die Debatte zum Klimawandel zu einer Welle von Divestments geführt. Das erklärt unter anderem auch den starken Anstieg der mittels Ausschlusskriterien in Europa verwalteten Gelder mit plus 48 Prozent zwischen 2013 und Ende des Vorjahres.
Normbasiertes Screening
Unter normbasiertem Screening wird eine Überprüfung von Investments nach ihrer Konformität mit bestimmten internationalen Standards und Normen verstanden. Normbasiertes Screening hat sich in Europa mit einem Volumen von knapp 5.088 Milliarden Euro und einem Zuwachs von 40 Prozent zwischen 2013 und 2015 zur zweitwichtigsten nachhaltigen Anlagestrategie entwickelt. Frankreich dominiert mit Anlagen in Höhe von 2.650 Milliarden Euro. In Österreich wurden Ende des Vorjahres mit normbasiertem Screening 7,9 Milliarden Euro verwaltet, in Deutschland waren es 15,4 Milliarden Euro.
Best-in-Class-Investments
Bei Veranlagungen nach dem Best-in-Class-Ansatz haben Investoren die Möglichkeit, in Wertpapiere einzelner Sektoren zu veranlagen die den besten ESG-Score aufweisen. ESG-Scores werden auf Basis der Einhaltung unterschiedlicher Nachhaltigkeitskriterien ermittelt.Wie populär Best-in-Class-Investments sind, zeigt die Entwicklung seit 2003. Damals betrug das gesamte europaweite Volumen von Best-in-Class-Investments etwas mehr als 130 Milliarden Euro. Ende des Vorjahres waren es europaweit bereits über 493 Milliarden Euro. Und alleine zwischen 2013 und 2015 stiegen die Veranlagungen um rund 40 Prozent an. Besonders beliebt ist dieser Investmentansatz in Frankreich mit einem per Ende 2015 verwalteten Volumen von 322 Milliarden Euro. Das in Österreich mit dem Best-in-Class-Ansatz verwaltete Vermögen betrug Ende 2015 rund 8,15 Milliarden, jenes in Deutschland 21,1 Milliarden Euro.
Nachhaltige Themen-Investments
Laut der Eurosif-Studie wiesen Investments, die nachhaltigen Themen wie Klimarelevanz, erneuerbare Energien oder Energieeffizienz folgen, zwischen 2013 und 2015 europaweit beim verwalteten Vermögen einen Anstieg um 146 Prozent auf 145,2 Milliarden Euro auf. Auch in diesem Bereich entfällt der größte Teil der Investments mit 43 Milliarden Euro auf Frankreich. In Deutschland wurden mit diesem Ansatz Ende 2015 insgesamt 8,2 Milliarden Euro verwaltet. In Österreich waren Nachhaltige Themen-Investments Ende des Vorjahres mit einem Volumen von 271 Millionen Euro nur wenig populär.
Impact Investment
Impact Investment ist die am schnellsten wachsende nachhaltige Anlagestrategie. Eine der gängigsten Definitionen für Impact Investing hat das Monitor Institute 2009 formuliert. Demnach „generieren Impact Investments sowohl sozialen und ökologischen Nutzen als auch finanzielle Erträge”.Das Volumen von Impact Investments ist in Europa von 20 Milliarden Euro im Jahr 2013 bis Ende 2015 auf 98 Milliarden Euro angestiegen. Dies entspricht einem Plus von 385 Prozent. Die Niederlande sind mit Impact Investments in Höhe von 40 Milliarden Euro führend. In Österreich steckte Impact Investment Ende des Vorjahres mit einem verwalteten Vermögen von 340 Millionen Euro noch in den Kinderschuhen. In Deutschland wurden Ende 2015 mit dem Ansatz Gelder in Höhe von 4,76 Milliarden Euro verwaltet.