17.08.2022 -
Der Monat in Kürze:
- Erholung an den Kapitalmärkten, angeführt von Wachstumstiteln und Qualitätsaktien
- Positive Saisonalität, Zurückhaltung bei den Zentralbanken und eine solide Berichtssaison wirken unterstützend
- Unveränderte Rezessionsgefahr und hartnäckig hohe Inflationszahlen werden von den Anlegern ausgeblendet
Marktupdate
Die Aktien- und Anleihemärkte konnten sich im Juli deutlich erholen. Nach den Kursverlusten und der schlechten Stimmung der vergangenen Monate sorgten einige wenige positive Impulse für Erleichterung. Positive Saisonalität, etwas Zurückhaltung bei den Zentralbanken und eine solide Berichtssaison gerade bei den größeren Technologietiteln reichten dafür aus. Auch schlechte Wirtschaftsdaten aus den USA und Europa konnten die Kauflaune nicht unterdrücken, vielmehr bestärkten sie die Sicht der Marktteilnehmer, dass eine drohende Rezession das Ende von Zins- und Preissteigerungen einläuten könnte.
Regional wurden die Aktienbörsen von den USA angeführt, auch Japan entwickelte sich mit Hilfe seiner Währung gut. Europa hinkte wohl aufgrund des Ukraine Krieges und der problematischen Energieversorgung weiter hinterher. Die Emerging Markets konnten nur ein kleines Plus vorweisen und werden von der anhaltend getrübten Stimmung in China belastet. Die Performance der Sektoren wurde klar von den Wachstumstiteln aus dem Technologiebereich und Qualitätsaktien mit hoher Profitabilität dominiert. Eine potenzielle Zinswende bedeutet auch, dass höhere Aktienbewertungen vertretbar seien, außerdem sahen technisch orientierte Anleger gute Chancen nach dem Abverkauf der letzten Monate. Unter den Nachzüglern waren primär die bisherigen Gewinner des Jahres zu finden: Die sogenannten Value Aktien aus dem Finanz- und Rohstoffbereich und die defensiven Branchen wie Versorger, Gesundheit oder Konsum. Anleihen profitierten doppelt durch den Rück gang der Zinsniveaus und dem Rückgang der Prämien für Kreditrisiken. So konnten sich gerade die Hochzinsanleihen gut erholen, gefolgt von Unternehmensanleihen und dann den defensiveren Staatsanleihen. Der EUR wertete erneut gegenüber dem USO ab und notierte kurzzeitig unter der Parität, dem tiefsten Niveau der letzten 20 Jahre.
In der Gesamtschau war der Juli ein Monat der Performance Um kehr: Bisherige Verlierer konnten sich erholen, bisherige Gewinner legten eine Pause ein. Für die weitere Entwicklung wird viel davon abhängen - ausgedrückt in den Worten eines JP Morgan Analysten - ob die bisherige Inflation zyklisch oder strukturell war und ist. Sollten die Preissteigerungen durch Einmaleffekte im Zuge der COVID-Krise entstanden sein, dann könnten weitere Zinssteigerungen ausbleiben. Die Zentralbanken dürften dann aus Sorge vor einer drohenden Rezession wieder einen expansiveren Kurs ein schlagen und damit die Kapitalmärkte unterstützen. Eine strukturelle Inflation wäre dann gegeben, wenn Angebot und Nachfrage durch COVID und Krieg grundlegend verändert wurden. In diesem Fall könnte eine echte Rezession (und Kapitalmarktkorrektur) noch bevorstehen, um die Einschränkungen des Angebots mit einer entsprechenden Einschränkung der Nachfrage zu ergänze.