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Marktkommentar

Simon Webber (Schroders): So erkennen Anleger Greenwasher

© Schroder Investment Management GmbH

29.04.2020 -Viele Unternehmen setzen sich verstärkt für die Bekämpfung des Klimawandels ein. Man muss jedoch ganz genau hinsehen, um die wirklich umweltbewussten Unternehmen von den Blendern zu unterscheiden.

Es gehörte zu den erfreulichen Entwicklungen des Jahres 2019, dass die Unternehmen dem Klimawandel mehr Aufmerksamkeit schenkten und Maßnahmen zu dessen Bekämpfung ergriffen. Viele Unternehmen haben sich ehrgeizige Ziele gesetzt und versprochen, beim Übergang in eine emissionsarme Wirtschaft eine führende Rolle zu spielen. Darin spiegeln sich die wachsenden Bedenken von Kunden und Mitarbeitern wider.

Um den Umstieg auf eine emissionsarme Weltwirtschaft zu vollziehen – bzw. auf eine emissionsfreie Weltwirtschaft in etwa 50 Jahren –, müssen in jedem Winkel der Volkswirtschaft und Märkte tiefgreifende Veränderungen stattfinden. Unternehmen müssen sich darauf einstellen, dass sich ihre Geschäftstätigkeit, ihre Lieferketten und das Verhalten ihrer Kunden grundlegend verändern werden. 

In Sachen Klimaschutz wird die Glaubwürdigkeit von Unternehmen immer stärker hinterfragt. Deshalb ist die Versuchung groß, schlagzeilenträchtige Tricks anzuwenden und harte strategische Entscheidungen auf die lange Bank zu schieben. Da wir uns bei unseren Anlagen auf echte „Low Carbon Leaders“ konzentrieren und in diesem Bereich eine langjährige Erfahrung mitbringen, haben wir ein feines Gespür für Unternehmen entwickelt, die lediglich „Greenwashing“ betreiben.

Nachfolgend ein Überblick über einige der wichtigsten Faktoren, auf die wir bei der Beurteilung der Unternehmenspläne achten:

1. Ein ehrgeiziges langfristiges Ziel

Um die langfristige Kapitalverteilung und strategische Investments in die richtigen Bahnen zu leiten, ist ein ehrgeiziger langfristiger Plan erforderlich, der dem Ziel des Pariser Klimaabkommens entspricht. Der Plan muss auf Vorstandsebene kontrolliert und genehmigt werden und regelmäßig Gegenstand zielgerichteter Vorstandsgespräche sein.

2. Anspruchsvolle, aber erreichbare Zwischenziele

20- bis 30-Jahres-Ziele können sich als unwirksam erweisen (oder, schlimmer noch, den Handlungsdruck verringern), wenn sie nicht von Zwischenzielen untermauert werden – denn diese können den Grundstein für die Erreichung des langfristigen Ziels legen. Diese Zwischenziele müssen mit dem langfristigen Ziel im Einklang stehen. Zudem ist es von entscheidender Bedeutung, dass dem Management Anreize geboten werden und dieses für die Erfüllung dieser Zielvorgaben in die Verantwortung genommen wird.

3. Der Schwerpunkt muss auf einer echten Senkung der Emissionen liegen und nicht auf dem Kohlenstoffausgleich

Privatpersonen oder Unternehmen können leicht in Versuchung geraten, sich auf dem Kohlenstoffausgleich auszuruhen und sich vorzugaukeln, dass sie einen echten Beitrag leisten. Der Kohlenstoffausgleich hat seine Berechtigung – sofern er als vorübergehender Mechanismus oder als „letzter Schritt“ betrachtet wird, nachdem bereits große Anstrengungen unternommen wurden, um die Emissionen so weit wie möglich zu begrenzen.

Er kann jedoch auch als Ausrede benutzt werden, um weiterzumachen wie bisher. Auf diese Weise steigen die Bruttoemissionen in der Wirtschaft und es wird die falsche Hoffnung geschürt, dass sich der Schaden durch den Kohlenstoffausgleich am Ende in Grenzen halten wird. Programme für den Kohlenstoffausgleich, wie beispielsweise Aufforstungsprogramme, sind nicht gleichzusetzen mit der Vermeidung von CO2-Emissionen. Ein Baum muss 30 Jahre wachsen, um tatsächlich die versprochene Menge an CO2 zu speichern. Dagegen hat der gegenwärtige CO2-Ausstoß bereits heute Auswirkungen – und in jedem einzelnen der nächsten 30 Jahre. Erst nach diesem Zeitraum können die Bäume das CO2 vollständig binden.

Zweitens kann man sich nicht hundertprozentig darauf verlassen, dass ein gepflanzter Baum die nächsten Jahrzehnte übersteht. Wenn es während der Reifezeit zu Naturkatastrophen wie Bränden oder Dürren kommt, kann dies das Wachstum des Waldes und die Speicherung von CO2 gefährden. Wenn Land zur Aufforstung genutzt wird, kann dies in anderen Regionen auch zur Abholzung führen, wenn das System nicht äußerst sorgfältig bewirtschaftet wird.

Wir achten auf echte Fortschritte, wenn wir die Maßnahmenpläne von Unternehmen prüfen. So sollte ein Plan vorhanden sein, um die direkten Emissionen des Unternehmens zu unterbinden. Das Unternehmen darf sich nicht auf den Kohlenstoffausgleich verlassen. Um es ganz deutlich zu sagen: Aufforstungsprojekte und Initiativen zur Ableitung von Kohlenstoff sind bei der Bekämpfung des Klimawandels unumgänglich – zudem sind Programme für den Kohlenstoffausgleich eine wichtige Finanzierungsquelle für diese Initiativen. Die Senkung der Brutto-CO2-Emissionen ist jedoch eine ganz andere Geschichte. Darauf sollte der Schwerpunkt sinnvoller CO2-Reduktionspläne liegen.

Warum nicht alle CO2-Bilanzen gleich sind

In einigen Branchen stellt eine gute CO2-Bilanz einen viel größeren Wettbewerbsvorteil dar als in anderen. Es mag zunächst widersprüchlich erscheinen, doch eine gute CO2-Bilanz ist häufig gerade in emissionsintensiven Branchen von größter Bedeutung.

Nehmen wir als Beispiel zwei Finanzunternehmen, von denen eines nur noch Strom aus erneuerbaren Energiequellen bezieht – das andere nicht. Das erste Unternehmen weist eine weitaus bessere CO2-Bilanz auf als das zweite. Die Scope 1-Emissionen bleiben bei beiden Unternehmen jedoch unverändert und die Rentabilität wird nicht wesentlich beeinträchtigt, weil der Energieverbrauch für keines der beiden Unternehmen einen wesentlichen Kostenfaktor darstellt.

Die größten Auswirkungen auf den Klimawandel haben bei Vermögensverwaltern oder Banken zudem die Klimarisiken der Unternehmen, in die sie investieren oder denen sie Kredite vergeben. Der springende Punkt ist, dass die Scope 1- und Scope 2-Emissionen, auf die sich die meisten Anleger konzentrieren (weil sie veröffentlicht werden und verfügbar sind), relativ einfach gesenkt werden können. Sie sagen jedoch nur wenig über die Risiken aus, mit denen bestimmte Unternehmen konfrontiert werden.

Ein weiteres Beispiel: Europäische Aluminiumhersteller haben ihre CO2-Emissionszertifikate bislang kostenlos erhalten. Bald müssen sie jedoch mehr Zertifikate auf dem Markt erwerben – und zwar zu dem Preis, der im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems festgelegt wurde. Dieser liegt derzeit bei etwa 25 Euro pro Tonne.

Wenn ein Aluminiumhersteller pro Tonne Aluminium 10 Tonnen mehr CO2 ausstößt als ein Wettbewerber (was in der weltweiten Aluminiumproduktion häufig vorkommt), muss er 250 Euro mehr pro Tonne bezahlen. Diese 250 Euro machen jedoch mehr als 10 % des Verkaufspreises von Aluminium aus – die Rentabilität eines Aluminiumherstellers könnte hierdurch also gänzlich zunichtegemacht werden.

Die Hersteller haben keine Möglichkeit, diese Kohlenstoffkosten zurückzuerlangen. Kohlenstoffintensive Anlagen müssen entweder stillgelegt werden, oder die Unternehmen müssen in vollständig neue Produktionskapazitäten investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wenn sich das kohlenstoffintensive Unternehmen die neue Investition nicht leisten kann, werden bei der Stilllegung des alten Werks neue Volumen auf den kohlenstoffbewussten Hersteller übertragen, wodurch sich Cashflow und Rentabilität erhöhen. Deshalb kann ein gutes Emissionsprofil in einigen Branchen einen klaren Wettbewerbsvorteil darstellen.

Scope 3-Emissionen werden derzeit nicht gemessen oder ausreichend offengelegt, dabei können sie von großer Bedeutung sein. Ein Fahrzeughersteller, der in den letzten zehn Jahren in die Entwicklung eines überzeugenden Sortiments an Elektrofahrzeugen investiert hat, kann eine ähnliche CO2-Bilanz aufweisen wie seine Wettbewerber. Mit dem Produkt, das er jetzt verkauft, werden jedoch die Scope 3-Emissionen gesenkt, die mit der Fahrzeugnutzung der Kunden einhergehen.

Unternehmen, die keine Investitionen vorgenommen haben, sind heute wahrscheinlich rentabler. Sie haben ihr Produktportfolio jedoch in keinster Weise an strengere Vorschriften und eine höhere Verbrauchernachfrage nach Elektrofahrzeugen angepasst. Nur das Unternehmen, das investiert hat, verfolgt eine Strategie, die im Einklang steht mit der künftigen Energiewende.

Eine nachhaltige und spürbare Veränderung

Die oben genannten Beispiele stellen Vereinfachungen dar, mit denen die Thematik veranschaulicht werden soll, und können bei vielen Unternehmen natürlich unterschiedlich ausfallen. Als Anleger müssen wir beurteilen, welche Investitionen unsere Portfoliounternehmen tätigen, um ihre Emissionen in den Griff zu bekommen.

Zunächst analysieren wir die Qualität der lang- und mittelfristigen Ziele des Unternehmens. Dann überprüfen wir, ob dauerhaft Forschungs- und Entwicklungsausgaben für emissionsarme Technologien und Produkte getätigt werden. Zudem beurteilen wir, ob sich der Vorstand dafür einsetzt, seine Führungsrolle bei der Bekämpfung des Klimawandels beizubehalten, und prüfen auch die Entscheidungen bezüglich der Kapitalallokation, mit denen die erklärten Richtlinien und Ziele untermauert werden.

Wenn wir all diese Faktoren berücksichtigen, können wir nachvollziehen, wo ein Unternehmen in drei, fünf und zehn Jahren stehen wird. Wir überlegen, ob die Unternehmen mit diesen Investitionen einen echten Wettbewerbsvorteil erlangen können – und verlassen uns nicht nur auf eine Momentaufnahme ihrer aktuellen CO2-Bilanz.


Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stammen von dem Autor und stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar. Diese können sich ändern.


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