Die weitgehende Stilllegung des öffentlichen Lebens, Produktionsausfälle, steigende Arbeitslosigkeit und Konsumschwäche sorgen für eine Abwärtsspirale. Die Rezession ist Realität. Auch wenn ihre Dauer und ihr Ausmaß noch ungewiss sind, wird die Wirtschaftsleistung stärker als in der Finanzkrise zurückgehen.
Gesundheit geht aktuell vor Ökonomie. Je länger aber dieser Zustand anhält, desto nachhaltiger werden die Spuren in der Realwirtschaft und an den Finanzmärkten sein. Im Unterschied zur Finanzkrise haben Geld- und Fiskalpolitik diesmal allerdings weltweit schnell und beherzt reagiert. Unbegrenzte Liquiditätsversorgung, Anleihekaufprogramme und Fiskalpakete von im Durchschnitt mehr als 10% der jährlichen Wirtschaftsleistung werden hoffentlich verhindern, dass die realwirtschaftliche Krise weitere Panikattacken an den Finanzmärkten auslöst, die in einer zweiten Runde die Rezession verschärfen.
Dass die Finanzmärkte extrem nervös sind, zeigt exemplarisch die Entwicklung des Dow Jones, der zuerst innerhalb von 19 Tagen um mehr als 30% nachgab, um dann innerhalb von 3 Tagen mit einem Zuwachs von über 20% in den Bullen-Modus zurückzukehren. Zuletzt gab es eine solche Bewegung im Jahre 1931 mitten in der Weltwirtschaftskrise. Verstärkt werden solche Phänomene durch systematische Anlagestrategien, die bestehende Trends nach unten, aber auch nach oben verstärken.
Fundamental tappen wir alle zusammen noch im Dunkeln. Unternehmen kassieren reihenweise ihre Prognosen, kürzen Dividenden, legen Sparprogramme auf, ziehen bestehende Kreditlinien und horten Liquidität. Jetzt zeigt sich, welche Geschäftsmodelle wirklich funktionieren. Die Fo-kussierung auf Qualität ist nötiger denn je. Auch wenn es nur ein schwacher Trost ist, haben doch die von uns favorisierten Aktien aus den Segmenten „Qualität“ und „Wachstum“ deutlich weniger verloren als der Gesamtmarkt oder der zuletzt oft propagierte „Value“-Stil.
Neben Qualität geht es aber auch insbesondere um Liquidität sowohl innerhalb der Unternehmen, wie auch allgemein an den Finanzmärkten. Unter „Liquiditätsschwund“ leiden vor allem Anleihen, es sei denn, es handelt sich um US-Treasuries oder deutsche Bundesanleihen. Bis Anfang März war das von uns favorisierte Segment der Unternehmensanleihen relativ stabil. Danach waren die Kursschwankungen oft ähnlich hoch wie im Aktienmarkt und kaum noch zu erklären. Die Risikoaufschläge explodierten geradezu. Technische Faktoren spielen dabei eine große Rolle: Es gibt viele Investoren, die verkaufen müssen (Fondsrückflüsse, begrenzte Risikobudgets, Risikomodelle etc.).
Dem stehen aufgrund des unsicheren Ausblicks wenige Käufer gegenüber. Banken wollen ihre Risikopositionen aktuell nicht vergrößern. Das auch Unternehmensanleihen umfassende Kaufprogramm der EZB und die signalisierten Unterstützungsmaßnahmen der FED werden letztlich die Finanzmärkte beruhigen. Wie in der Finanzkrise wird es aber noch einige Zeit dauern, bevor die „Marktpreise“ wieder ein realistischeres Bild der Solvenz eines Emittenten zeichnen und nicht mehr nur die Marktliquidität widerspiegeln. In der Zwischenzeit werden insbesondere der Phaidros Funds Fallen Angels und der Phaidros Funds Conservative mit ihrem Fokus auf Anleihen weiter von diesen Verwerfungen betroffen sein. Abgesehen von den üblichen technischen Gegenbewegungen nach starken Kursverlusten werden sich die Finanzmärkte erst wieder nachhaltig nach oben orientieren, wenn der „Shutdown“ des Wirtschaftslebens schrittweise wieder aufgehoben wird.
Je länger diese Entwicklung auf sich warten lässt, desto schlechter für die Finanzmärkte. Angesichts der monetären und fiskalischen Stützungsmaßnahmen in noch nie dagewesenem Umfang sehnen sich alle Investoren nach positiveren Nachrichten. China hat es vorgemacht: Sobald sich die Zahl der Neuinfektionen stabilisiert hatte, haben Aktien- und Anleihekurse nicht weiter nachgegeben. Auch für die Konjunktur keimt zuletzt wieder Hoffnung auf: Zumindest die dortigen Einkaufsmanager schätzen die Aussichten wieder deutlich optimistischer als im Februar ein. Nach dem Absturz im Vormonat auf ein Rekordtief von 35,7 hat sich der Index für das verarbeitende Gewerbe wieder auf 52 erholt.
Finden Sie hier Informationen zu den Vermögensverwaltenden Fonds und Produkten der Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH.