Was diese Woche wichtig war: Brexit-Deal und China-Daten
Brexit bleibt unsicher
Zum Ende der Handelswoche kam einiges an Bewegung in den Markt. Zunächst waren die Blicke der Anleger in Richtung Großbritannien und EU gerichtet. Beide haben sich am Donnerstag nach der Regelung der Nordirland-Frage auf einen Austrittsvertrag zum 31. Oktober geeinigt. Die Wahrscheinlichkeit eines „harten Brexit“ dürfte damit deutlich gesunken sein. Allerdings muss Premierminister Boris Johnson nun das britische Unterhaus von seinem Deal überzeugen. Ob die Vereinbarung am 19. Oktober eine parlamentarische Mehrheit finden wird ist offen. Zahlreiche Analysten rechnen mit einer Ablehnung. Perspektivisch wäre dann über den Zwischenschritt vorgezogener Neuwahlen mit einer Annahme des Verhandlungsergebnisses zu rechnen.
China-Daten teils besser als erwartet
Darüber hinaus wurden am Freitagmorgen chinesische Konjunkturdaten bekanntgegeben. Während das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal mit 6,0 Prozent im Rahmen der Erwartungen lag, stieg die Industrieproduktion im September auf 5,8 Prozent (4,4 Prozent im Vormonat) an. Rückläufig zeigte sich die Investitionstätigkeit, vor allem im privaten Bereich. Die staatliche Seite konnte dies nicht ausgleichen. Insgesamt setzt sich der Abwärtstrend der chinesischen Wirtschaft trotz über Erwartung liegender Zahlen aber fort. Daher reagierten die asiatischen Aktienmärkte am Freitagmorgen zunächst einmal schwächer auf die Veröffentlichung.
Mit Ausnahme des britischen FTSE 100, der Freitagvormittag wegen des letztlich ungewissen Brexit-Ausgangs mit einem Prozent im Minus lag, tendierten die Börsen weltweit ins Plus. Als sicher geltende Staatsanleihen waren hingegen weniger gefragt, dort gab es Kursverluste.
Aktien: Aufschwung setzt sich fort
Verhandlungen zu Brexit und Handelsstreit stützt Börsen
In der Berichtswoche legten die Aktienmärkte weiter zu. Getrieben von der Hoffnung auf Fortschritte bei den Verhandlungen zwischen den USA und China im Handelskonflikt sowie bei der Brexit-Thematik kam es weltweit zu Kurszuwächsen. Die nun angelaufene Berichtssaison zum dritten Quartal stand mit den bislang veröffentlichen Ergebnissen der gestiegenen Risikofreude der Anleger nicht im Wege. Die großen Indizes legten bis Freitagmittag zwischen einem (MSCI World) und drei Prozent (Nikkei 225) zu. Der DAX 30-Index kletterte im Verlauf des Donnerstags über die Marke von 12.800 Punkten und erreichte damit ein Jahreshoch. Dem folgte eine Korrektur, dennoch verblieben auf Wochensicht 1,2 Prozent an Kurszuwachs.
US-Banken im Blickpunkt
Auf Einzeltitelebene war in der Berichtswoche die Aktie der Deutschen Bank mit einem Plus von 6,1 Prozent der stärkste Wert im DAX 30-Index. Der Bankensektor insgesamt (STOXX Europe 600) lief in den vergangenen Handelstagen erfreulich und gehörte mit plus 2,3 Prozent zu den besten europäischen Branchen. Unterstützend dürften sich die in der Berichtswoche vorgelegten Quartalszahlen der US-Banken ausgewirkt haben, die insgesamt gut ausfielen. Insbesondere J.P. Morgan Chase stach trotz Niedrigzinsumfeld und Handelskonflikt mit einem sehr guten Ergebnis heraus. Auch die Bank of America, die Citigroup und Morgan Stanley wiesen gute Ergebnisse vor. Goldman Sachs und Wells Fargo blieben dahinter zurück.
Stark unter Druck geriet im Wochenverlauf hingegen die Wirecard-Aktie und war mit einem Kursverlust von 17 Prozent klares Schlusslicht im DAX30-Index. Seitens der Finanzzeitung „Financial Times“ wurden erneut Vorwürfe wegen angeblicher Bilanzierungs-unregelmäßigkeiten erhoben.
Danone bringt Nahrungsmittelsektor unter Druck
Mit Blick auf die europäische Branchenentwicklung waren neben Banktiteln auch Aktien aus den Sektoren Immobilien, Autos sowie aus dem Einzelhandel gefragt. Deutlich rückläufig zeigte sich dagegen der Rohstoffbereich, der aufgrund schwächerer Rohstoffnotierungen 2,8 Prozent schwächer notierte. Auch Nahrung und Getränke lagen im Minus, nachdem der französische Konzern Danone am Freitag von enttäuschenden Umsätzen im dritten Quartal und schwächeren Gewinnen für das Gesamtjahr 2019 berichtete.
Renten: Peripherie gefragt
Bund- und Treasury-Renditen steigen an
An den sogenannten Kern-Staatsanleihemärkten gab es in der Berichtswoche weiter wenig Grund zur Freude. Die gestiegene Risikofreude der Anleger spiegelte sich dort in Verlusten beziehungsweise ansteigenden Renditen wider. Am US-Staatsanleihemarkt erhöhten sich die Renditen zwischen einem und fünf Basispunkten, die Zinskurve tendierte leicht steiler. Ähnlich zeigte sich die Entwicklung am deutschen Rentenmarkt: Die Bundkurve verschob sich über alle Laufzeiten hinweg um fünf bis sieben Basispunkte nach oben.
Peripherie-Spreads zu Bundesanleihen merklich verringert
Freundlicher tendierten die Peripheriemärkte. Die italienische Regierung konnte sich auf einen Haushaltsentwurf für 2020 einigen, der in der Nacht zum Mittwoch an die EU-Kommission geschickt wurde. Dieser sieht für 2020 ein Budgetdefizit von 2,2 Prozent vor, während die Verschuldung minimal auf 135,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes reduziert wird. Nun muss Brüssel das Budget genehmigen. Dies wurde von den Anlegern entsprechend honoriert, die Verzinsung zehnjähriger Staatsbonds fiel um vier auf 90 Basispunkte. Die Märkte in Portugal und Spanien lagen so gut wie unverändert. In Griechenland fiel die Zehnjahresrendite sogar um zehn Basispunkte auf 1,3 Prozent. Die Renditeaufschläge (Spreads) der Peripherie zu deutschen Bundesanleihen haben sich somit in der Berichtwoche merklich verringert und teils Jahrestiefstände erreicht.
Ausblick auf die kommende Woche
Am Donnerstag werden die Einkaufsmanagerindizes im Euroraum für Oktober bekanntgegeben. Dabei steht vor allem die Entwicklung in Deutschland und in Frankreich im Blickpunkt. Mit einer Verbesserung der zuletzt eingetrübten konjunkturellen Lage ist kaum zu rechnen. Der anhaltende Handelskonflikt und die zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht absehbare Entwicklung im Brexit dürften alles andere als positive Signale ausgesendet haben. Der Konsens rechnet aber sowohl in der Industrie als auch den Dienstleistungen mit einem minimalen Zuwachs und damit einer Stabilisierung des zuletzt erreichten Niveaus. Eine Stagnation wird zudem beim Ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland erwartet. Dieser wird am Freitag veröffentlicht.
Darüber hinaus sind die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter in der US-Wirtschaft von Bedeutung. Der Schnitt der Analysten rechnet mit einem Minus in Höhe von 0,8 Prozent. Rückläufige Flugzeugbestellungen und der Streik in der Automobilindustrie (General Motors) sollten die Daten für September ins Minus drücken.
Am Donnerstag tagt zudem die Europäische Zentralbank (EZB). Nach dem umfangreichen Maßnahmenpaket im September dürfte es dort wenig Neues geben. EZB-Präsident Draghi wird in seiner letzten Pressekonferenz nochmals - mit Hinweis auf die enttäuschenden Konjunkturdaten - auf die Notwendigkeit der getroffenen Entscheidungen hinweisen. Der EZB-Rat zeigte sich im September im Rahmen der dort gefällten geldpolitischen Maßnahmen in ungewohnter Anzahl uneins. Kritische Kommentare vereinzelter Ratsmitglieder zur aktuellen Geldpolitik sorg(t)en für Schlagzeilen und Diskussionen an den Finanzmärkten
Die Berichtssaison zum dritten Quartal setzt sich auch in der neuen Woche fort. Unter anderem berichten große Unternehmen wie SAP, McDonalds, Procter&Gamble, Ford Motor, BASF und Daimler.
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Stand aller Informationen, Darstellungen und Erläuterungen: 18. Oktober 2019, soweit nicht anders angegeben.
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