Was diese Woche wichtig war:
EZB senkt Leitzins auf Rekordtief
Am Donnerstag beschloss die Europäische Zentralbank (EZB) ein umfangreiches Maßnahmenpaket. Die Erwartungen der Marktteilnehmer waren hoch und wurden letztlich nicht enttäuscht. Bei seiner vorletzten Sitzung als Chef der Notenbank senkte Mario Draghi den Einlagenzins um zehn Basispunkte auf nun -0,5 Prozent. Darüber hinaus wird es ab November eine Wiederauflage des Ankaufprogramms in Höhe von monatlich 20 Milliarden Euro geben. Zunächst machte sich unter den Marktteilnehmern etwas Enttäuschung breit, rechneten sie doch mit einem Kaufvolumen von 30 Milliarden. Doch die Währungshüter verzichteten auf eine Befristung. Damit sollte das faktische Kaufvolumen durch das offene Ende letztlich höher ausfallen, als bei einer zeitlichen Beschränkung. Gleichzeitig signalisiert die EZB damit Investoren und Sparern, dass sie sich noch lange auf niedrige Zinsen einstellen können. Die expansive Geldpolitik Draghis wird somit weit in die Amtszeit seiner Nachfolgerin Lagarde reichen. Begründet wurden die Maßnahmen mit einer merklichen Eintrübung des wirtschaftlichen Ausblicks. In diesem Zusammenhang rechnet die EZB für das kommende Jahr nur noch mit einem Inflationsanstieg von einem Prozent.
Die Entscheidung stieß europaweit auf ein geteiltes Echo. Kritik kam vor allem aus Frankreich und Deutschland, während die südlichen Länder das Maßnahmenpaket wohlwollend zur Kenntnis nahmen. Sparer in Deutschland, die 2,5 Billionen Euro auf Tages- und Festgeldkonten angelegt haben, müssen mit einem erheblichen Kaufkraftverlust rechnen.
Annäherung im Handelskonflikt zwischen China und den USA
In diesen Tagen kamen wieder gemäßigtere Töne aus den USA in Sachen Handelsstreit. Beide Seiten signalisierten einerseits Gesprächsbereitschaft, andererseits hieß es, die US-Administration könne sich eine Verschiebung der für Dezember geplanten Zölle vorstellen. US-Präsident Trump agiert damit einmal mehr opportunistisch, denn einer Umfrage zufolge soll sich nun erstmals die Mehrheit der US-Bürger gegen einen Handelsstreit ausgesprochen haben. Die Erhebung dürfte wohl kaum repräsentativ gewesen sein. Mit Blick auf eine mögliche Wiederwahl, könnte sie Donald Trump aber durchaus zum Umdenken bewogen haben.
Aktien: Big Rotation – Value schlägt Growth
In den letzten Wochen gab es eine sehr auffällige und fast schon einseitige Positionierung an den internationalen Aktienmärkten. Im Zuge der immer niedrigeren Renditen auf der Rentenseite gab es klare Sektorfavoriten. Wachstumstiteln (Growth) wurde der klare Vorzug vor werthaltigen Aktien (Value) gegeben. Zu den Value-Titeln zählen vor allem Bankaktien, deren Ertragsaussichten sich mit den negativen Renditen und einer immer flacher werdenden Zinsstrukturkurve stark verschlechtert hatten. Erträge aus der Fristentransformation (Geld kurzfristig zu niedrigen Sätzen aufnehmen und dann langfristig zu höheren Zinsen ausgeben) waren ebenso rückläufig. Darüber hinaus wurden Anleger auf der Suche nach Rendite immer stärker ins Risiko gedrängt. Klassische Bondinvestoren wählten dazu defensive Titel. Hierzu gehören Papiere von Lebensmittel- und Pharmaherstellern, da deren Umsatz auch in Krisenzeiten kaum schwankt. Wachstumssorgen machen sich in diesen Sektoren demnach weniger stark bemerkbar, lasten aber umso stärker auf Bankaktien.
Bankaktien deutlich im Plus
In den letzten Handelstagen kehrte sich diese Bewegung nun mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit um. Diskussionen um mögliche fiskalpolitische Maßnahmen (Konjunkturpakete, Steuersenkungen usw.), die Annäherung im Handelsstreit und besser als befürchtete Konjunkturdaten führten zu einem Renditeanstieg. In den USA ist die Rendite der zehnjährigen Schatzanweisungen innerhalb von fünf Tagen von 1,55 Prozent auf 1,80 Prozent angestiegen. Auf der Rentenseite nahmen Anleger daher Gewinne mit und kehrten den defensiven Aktientiteln den Rücken zu. Gleichzeitig stiegen sie bei Banktiteln ein. Gemessen an den Untersektoren des europäischen STOXX 600 Index verloren Lebensmittelproduzenten und Werte aus dem Gesundheitswesen auf Wochensicht jeweils rund 2,5 Prozent an Wert. Bankaktien legten hingegen mehr als sechs Prozent zu. Auch in den USA war das gleiche Muster zu beobachten. Gemessen am S&P 500 Index bildeten die defensiven Immobilienaktien mit einem Verlust von zwei Prozent das Schlusslicht. Bankaktien und Titel aus der Industrie führen auch dort die Gewinnerliste an.
Renten: Gewinnmitnahmen sorgen für steigende Renditen
Zurückhaltung vor EZB-Sitzung sorgt für Renditeanstieg
Im Vorfeld der EZB-Sitzung kamen Zweifel auf, ob die Notenbanker die in sie gesetzten Erwartungen letztlich auch erfüllen können. Nach den starken Kursgewinnen der letzten Monate nahmen daraufhin viele Marktteilnehmer ihre Gewinne mit und reduzierten ihre Bestände etwas. Der daraus resultierende Verkaufsdruck sorgte für leicht steigende Renditen. Gegenwind kam auch durch etwas bessere Konjunkturdaten aus China auf. Dort zeigte die Lockerung der Kreditvergabestandards bereits Wirkung. Deutsche Bundesanleihen rentierten Freitagmittag bei minus 0,48 Prozent und damit 16 Basispunkte höher als zum Vorwochenschluss.
Neue Regierung in Italien – Hoffnung auf konstruktive Verhandlungen mit der EU
Gute Nachrichten kamen aus Italien. Dort fand die neue Regierung ihre Zustimmung im Parlament. Italiens Ex-Premierminister Paolo Gentiloni soll zudem in der neuen EU-Kommission für Wirtschaftsthemen zuständig sein und so aus Brüssel heraus die Bemühungen der Lega Nord schwächen. Anleger erhoffen sich, dass die Budgetverhandlungen der neuen Führung in Rom mit Brüssel wesentlich konstruktiver erfolgen werden als zuletzt. Italienische Anleihen blieben daher gefragt. Insgesamt entwickelten sich damit Schuldverschreibungen aus den Euro-Peripherieländern besser als Anleihen aus den Kernstaaten.
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