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Marktkommentar

Dr. Volker Schmidt (ETHENEA): Sell in May but don’t stay away!

© Ethenea

Getreu der alten Börsenweisheit „Sell in May and go away“ beginnt mit dem vergangenen Monat eine schwierigere Zeit für die globalen Aktienmärkte. Und fast pünktlich zum Start des Monats meldete sich der bekannteste Twitteraccount der Welt und verursachte Kopfschmerzen.

Entgegen der allgemeinen Erwartung einer baldigen Lösung im Handelskonflikt zwischen den USA und China verkündete Präsident Trump, die Strafzölle auf bestimmte chinesische Einfuhren nochmal zu erhöhen. Die chinesische Führung reagierte prompt mit eigenen Zollerhöhungen für US-Exporte nach China. Als Folge gaben der S&P 500 Index um 4,5 % und chinesische Aktien um mehr als 7 % zu Beginn des Monats nach. Insoweit bewahrheitete sich die alte Börsenweisheit.

Die USA und ihr prominenter Twitternutzer, aber auch die chinesische Seite haben jedoch kein Interesse an deutlich niedrigeren Aktienkursen. Deshalb hat die amerikanische Seite zumindest auf ein Treffen der Präsidenten Trump und Xi auf dem G20-Gipfel Ende Juni hingewiesen, welches den Weg für eine Einigung ebnen könnte. Auch die chinesischen Unterhändler fanden zunächst weiterhin ihren Weg nach Washington, um über die Details eines Abkommens zu verhandeln. Auf der anderen Seite ist nun der chinesische Telekommunikationsgigant Huawei in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung geraten. US-Zulieferer müssen jetzt Ausnahmegenehmigungen beantragen, um weiterhin an Huawei liefern zu dürfen. Dies erinnert doch in frappierender Weise an die Situation bei den iranischen Ölexporten. Auch hier durften die Abnehmerstaaten (China, Indien, Korea und andere) Ausnahmegenehmigungen beantragen, um weiterhin iranisches Öl importieren zu dürfen, ohne Sanktionen durch die USA befürchten zu müssen. Diese Sonderregelungen sind übrigens Anfang Mai ausgelaufen und wurden nicht verlängert.

Aber es gibt auch positive Nachrichten zum Welthandel. Die USA haben die Importzölle für türkischen, mexikanischen und kanadischen Stahl wieder gesenkt. Und eine Entscheidung über erhöhte Einfuhrzölle für Autoimporte aus Europa und Japan in die USA wurde zunächst auf die lange Bank geschoben. Dieses dürfte zunächst mit Erleichterung wahrgenommen werden, aber eine vollständige Entwarnung ist das sicherlich nicht. In diesen ungewissen Zeiten mit geringer Planungssicherheit ist es nicht verwunderlich, dass das Wachstum des Welthandels nach Berechnungen der OECD im ersten Quartal 2019 nur noch knapp über null lag.

Grafik 1: Wachstum des Welthandels¹

Auch auf der anderen Seite des Kanals zeichnet sich kein Fortschritt ab. Theresa May hat bis zuletzt versucht, in einem verzweifelten Akt eine irgendwie geartete Version ihres Abkommens mit der EU über einen Brexit durch das Parlament zu bekommen. Nun hat sie ihren Rücktritt für Anfang Juni angekündigt. Nach dem desaströsen Abschneiden ihrer Partei der Tories bei den vergangenen Europawahlen fängt nun die Suche nach einem Nachfolger an. Wer auch immer folgen wird, er wird es genauso schwer wie seine Vorgängerin haben. Die Ausgestaltung des Brexit spaltet nämlich die Partei und das Land gleichermaßen. Die Gewinner der Europawahl waren die neue Brexit-Partei von Nigel Farage, die für einen harten Brexit einsteht, sowie die Liberaldemokraten und Grünen, die beide den Brexit ablehnen. Es wird schwierig, hier einen Ausweg zu finden. Die Insolvenz der Restaurantketten von Jamie Oliver und der Kollaps von British Steel wird die Stimmung auch nicht verbessern. Das doch solide Wachstum der britischen Wirtschaft zu Beginn dieses Jahres ist wohl eher einer verstärkten Lagerhaltung zur Absicherung gegenüber aller möglichen Varianten des Brexit zuzuschreiben. Eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung sieht anders aus. Einzig im Fußball ist die Insel noch dominant und das vernebelt vielleicht den Blick vieler für die aktuellen Probleme.

Hier scheint nur „The normal one“ Klopp in der Lage, den Abschied der Insel aus der EU aufhalten zu können. Wer will denn schon, dass der sowohl in Deutschland als auch auf der Insel so beliebte Trainer letztlich ohne Arbeitserlaubnis in Liverpool dasteht? Der Autor jedenfalls will das nicht. Aber aktuell wird es immer wahrscheinlicher, dass Jürgen Klopp letztlich „The special one“ Mourinho folgen und außerhalb Großbritanniens sein Glück suchen muss, da die Brexit-Hardliner um Herrn Farage die Insel letzten Endes in einen harten Brexit steuern werden. Die Befürworter eines Verbleibs Großbritanniens in der EU konnten sich jedenfalls nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten für eine Nachwahl in Peterborough einigen. Dies spricht nicht gerade für Geschlossenheit, wo sie doch so nötig wäre.

Auch wenn die vorherigen Betrachtungen eher zum Haare raufen sind, haben die weltweiten Aktien- und Rentenmärkte doch nur geringfügig reagiert. Dies liegt an den weiterhin deutlich wachsenden Dienstleistungsmärkten in den großen Volkswirtschaften der Welt, den stetig steigenden Löhnen sowie der Erwartung, dass die Zentralbanken Federal Reserve und EZB weiterhin unterstützend sein werden. So hat sich das „Sell in May“ bewahrheitet und der breite S&P 500 Index zu Beginn des Monats rund 4,5 % verloren. Aber man sollte vorsichtig sein mit dem „go/stay away“, denn der zuvor genannte Aktienindex hat zwischenzeitlich auch wieder 2 % hinzugewonnen, im Bewusstsein, dass die Gewinnsituation der Unternehmen als auch die Finanzierungsbedingungen weiterhin gut sind. Die Berichtssaison des ersten Quartals zeigt, dass die Unternehmen sowohl in den USA als auch in Europa weiterhin solide Gewinne ausweisen, die sogar noch leicht über dem Vorjahresniveau liegen. Jedenfalls ist es nicht angebracht, den Kopf in den Sand zu stecken und sich für die nächsten Monate von den Aktienmärkten zu verabschieden. Es wird immer wieder interessante Situationen geben, die ein Umdenken erfordern. Wer hätte gedacht, dass Renault und Fiat über eine Fusion sprechen und sowohl die Aktienbörsen als auch die Politik darüber jubeln?

Die Rentenmärkte in den USA haben nun wiederholt Rezessionssignale gesendet. Die Rendite 10-jähriger US-Treasuries ist erneut unter die Rendite dreimonatiger Staatsschulden gesunken. Diese Anomalie der Zinskurve ist aber sicherlich auch zu einem großen Teil auf die Angebotsseite zurückzuführen. In den ersten vier Monaten des Jahres hat das Treasury Department insgesamt mehr als USD 4 Billionen an Anleihen emittiert. Davon waren aber nur USD 177 Milliarden langlaufende 10- bis 30-jährige Anleihen, also nur 4,4 % vom gesamten Emissionsvolumen. Deshalb dürfte auch das Emissionsverhalten des US-Finanzministeriums die Invertierung der Zinskurve begünstigt haben. Da nicht geplant ist das zu ändern, begründet dies auch weiterhin niedrige langfristige Zinsen.

Ein paar Zölle mehr oder weniger werden den Welthandel letztlich nicht nachhaltig beeinträchtigen. Jedoch brauchen die Unternehmen Planungssicherheit. Solange dies nicht gegeben ist, werden die Unternehmen von großen Investitionen absehen. Aktuell sind daher viele von ihnen damit beschäftigt, ihre internen Betriebsabläufe zu optimieren. Allerdings sind dabei auch kaum kostspielige Fehlinvestitionen zu erwarten. Wieder mal hat sich der Mai als schwieriger Börsenmonat erwiesen, aber eine langanhaltende Abstinenz ist nun auch nicht angezeigt. Dafür ist die Unterstützung durch die Zentralbanken viel zu groß, und man kann sich gut vorstellen, dass die US-amerikanische Federal Reserve vorzeitig ihre Bilanzverkürzung beendet. Und vielleicht verkündet der wichtigste Twitternutzer demnächst auch mal versöhnliche Worte über seinen Lieblingskanal. Außerdem gibt es ja auch noch die Möglichkeit, auf klassische Art und Weise in einem Vier-Augen-Gespräch zwischen den Präsidenten Trump und Xi die Handelsproblematik während des G20-Gipfels Ende Juni zu entschärfen.

¹ Quelle: http://www.oecd.org/economy/economic-outlook/


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