Unbeeindruckt vom Shutdown in den USA und den Ende letzten Jahres aufgetretenen und noch nichtverflogenen Unsicherheiten hinsichtlich des globalen Wachstums haben die Aktienmärkte im Januardeutlich zugelegt: Der US-Index S&P 500 und der europäische Stoxx 600 verzeichneten ein Plus von7,7% bzw. 6,4%. Diese Entwicklung könnte mehr als nur eine Erholung nach einer übertriebenen Korrektur im Dezember 2018 werden und sich angesichts der zuletzt lockeren Geldpolitik der Zentralbanken fortsetzen.
So verwies die EZB am 25. Januar auf „anhaltende Unsicherheiten, die das Konjunkturklima in der Eurozone belasten“ und äußerte die Einschätzung, dass „erhebliche geldpolitische Impulse nach wie vorunerlässlich“ sind, sodass in unmittelbarer Zukunft wohl keine Zinsanhebungen zu erwarten sind. Die Fed ließ ihrerseits am 30. Januar verlauten, sie sei angesichts der Entwicklungen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten bereit, das Tempo der Normalisierung ihrer Bilanz anzupassen, was einige vielleicht etwas voreilig dahingehend interpretierten, dass die Fed die Konjunktur und die Märkte weiter so stark und so lange stützen wird wie nötig.
Lassen wir die Experten weiter darüber sinnieren, wie die Aussagen der Herren Draghi und Powell zu verstehen sind, und begeben wir uns stattdessen auf Feldforschung. Unser allgemeiner Eindruck aus Gesprächen mit sechzehn deutschen Unternehmen anlässlich einer Investorenkonferenz in Frankfurt ist, dass man von einem rückläufigen Wachstum, vor allem in Europa und insbesondere in Deutschland, nicht jedoch von einem Schrumpfen der Wirtschaft ausgeht. Diese Stimmung herrscht jedoch nicht überall – insbesondere nicht bei Unternehmen ausbestimmten Tätigkeitsbereichen wie Bau, Energieeinsparung, Digitalisierung, Industrie 4.0sowie allen Bereichen, die zur Produktivität von Unternehmen beitragen. Mehrere Gesprächspartneräußerten zudem die Erwartung eines gewissen Lohndrucks, durch den es schwierig wird, die zuletzt erzielten operativen Margen zu verteidigen, geschweige denn zu steigern.
Im weiteren Jahresverlauf müssen wir uns auf einen möglicherweise deutlich selektiveren Markt einstellen, d. h. wir werden die Gewinnwachstumsaussichten und Bewertungen unserer Portfoliogesellschaften besonders wachsam im Auge behalten.