-Ein Wunschzettel-
Nr. 1: US-Wirtschaft: Stark, aber nicht zu stark
Eine starke US-Wirtschaft ist in der Regel gut für die Schwellenländer, aber der Grat ist schmal. Ein zu starkes Wachstum zwingt die Zentralbank, auf die Bremse zu treten und die Zinssätze anzuheben. Das würde den US-Dollar nach oben treiben und den Schwellenländern schaden, vor allem denjenigen, die den Schuldendienst für ihre Auslandsschulden in US-Dollar leisten müssen.
Wie Abb. 1 zeigt, scheint der US-Dollar überbewertet zu sein, was mittlerweile schon einige Jahre der Fall ist. Für 2019 hoffe ich daher auf einen schwächeren Dollar, was den Schwellenländern sehr zugute käme.
ABBILDUNG 1: AUF ABSTIEGSKURS?
US-Dollar (nominaler handelsgewichteter Wechselkurs)
Quelle: Pictet Asset Management, Datastream, Bloomberg, Oktober 2018
Nr. 2: Ende der globalen Handelsspannungen
Die Gefahr eines Handelskriegs war 2018 das grösste Risiko für das globale Wirtschaftswachstum . Es bleibt abzuwarten, ob die Trump-Regierung den Handelsstreit in den kommenden Monaten eskalieren lässt. Fest steht (siehe Abb. 2), dass das BIP-Wachstum der Schwellenländer heute stärker vom globalen realen Exportwachstum abhängt als das Wachstum der Industrieländer. Ein Ende der aktuellen handelspolitischen Spannungen würde besonders den Schwellenländern einen kräftigen Schub geben.
ABBILDUNG 2: Schwellenländer sind stärker handelsempfindlich
Reale Exporte Welt (% im Jahresvergleich) und reales BIP-Wachstum (% im Jahresvergleich) Schwellenländer und Industrieländer
Quelle: Pictet Asset Management, CPB Netherlands, CEIC, Datastream, Juli 2018
Nr. 3: Mehr Impulse in China
China hat auf die US-Handelspolitik mit einer Reihe konkreter geld-, fiskal- und handelspolitischer Gegenmassnahmen reagiert, um seine Wirtschaft zu stützen. Wir können deren Wirkung noch nicht vollständig abschätzen, gehen aber von einer Grössenordnung von 2% des BIP aus (siehe Abb. 3 unten).
ABBILDUNG 3: In die Pedale treten
Angekündigte chinesische Konjunkturbelebungsmassnahmen als Reaktion auf die US-Handelspolitik
Quelle: JP Morgan, Natixis, Pictet Asset Management
Das ist zugegebenermassen eine taktische Abweichung von Präsident Xis langfristigem Ziel eines stärker konsumgesteuerten Wachstumspfads.
Diese Umorientierung ist allerdings ein langer Prozess und wir glauben, dass der kurzfristige Pragmatismus Chinas bei den Schwellenländeranlegern gut ankommt. China wird für die kommenden Jahre der Wachstumsmotor für die Schwellenländer bleiben, sodass eine Abkühlung der Wirtschaft des Landes besser allmählich als abrupt stattfindet.
Nr. 4: Robuste Rohstoffpreise
Wenn alle meine oben genannten Wünsche in Erfüllung gehen – oder zumindest die meisten – sollte sich der vierte automatisch erfüllen. Robuste Rohstoffpreise sind in der Regel gut für die Schwellenländer, insbesondere für diejenigen Volkswirtschaften, die Netto-Rohstoffexporteure sind.
Wie Abbildung 4 zeigt, dürfte der Aufschwung im chinesischen Baugewerbe, der auf die jüngsten Massnahmen zurückgeht, in den kommenden Monaten eine Erholung für Industriemetalle bringen.
ABBILDUNG 4: KAMPFGEIST WIEDER GEWECKT
Baukonjunktur und Metallpreise China
Quelle: Pictet Asset Management, CEIC, Datastream, September 2018
Nr. 5: Politischer Kurs der Schwellenländer
Für viele Schwellenländer waren die vergangenen 12 Monate sehr turbulent, vor allem für Argentinien und die Türkei – wir haben uns in diesem Beitrag ausführlich damit befasst. Insgesamt glauben wir jedoch, dass die Währungshüter in beiden Ländern unter den extrem schwierigen geldpolitischen Bedingungen weitgehend kompetent und vernünftig reagiert haben.
Mein letzter Wunsch für 2019 ist daher, dass auch die Schwellenländer im kommenden Jahr auf dem geldpolitischen Parkett ähnlich besonnen reagieren, sollte dies nötig sein.
ABBILDUNG 5: Den guten Kampf kämpfen ...
Chart links: Argentinien: Leitzins und Inflation auf Grundlage des VPI/Chart rechts: Türkei: Leitzins und Inflation auf Grundlage des VPI
Quelle: Pictet Asset Management, CEIC, Datastream. Bei Argentinien sind die Daten von Oktober 2018 berücksichtigt, bei der Türkei die Daten von November 2018.