Freitag, 9.11.2018
Aktienmärkte:
Die zum Monatswechsel an den Börsen einsetzende Kurserholung konnte sich fortsetzen. Ein wichtiger Impulsgeber waren dabei die Wahlen zum US-Kongress. Die Aktienmärkte honorierten dabei den Abbau der im Vorfeld herrschenden Unsicherheit, aber auch das Wahlergebnis (Demokraten dominieren das Abgeordnetenhaus, Republikaner kontrollieren den Senat); ein Machtpatt im Kongress, das ein „Durchregieren“ des jeweiligen US-Präsidenten erschwert, war schon in der Vergangenheit eine (zumindest aus Sicht der US-Anleger) positive Konstellation.
Die europäischen Aktienmärkte konnten gestern (8.11) zunächst nahtlos an den freundlichen Vortag anknüpfen, die nach Ende des europäischen Börsenhandels anstehende Bekanntgabe der Beschlüsse der US-Notenbank ließ die Anleger aber wieder zur Seitenlinie treten. Die Bilanz für den bisherigen Wochenverlauf der EWU-Leitindizes sieht bis auf den autolastigen DAX 30 (+0,1%) durchaus solide aus (Euro STOXX 50: +0,7%, CAC: +0,6%). Der Blick auf die Performance der STOXX-Sektoren zeigt allerdings eine klare Präferenz für defensive Marktsegmente (Versorger: +3,6%, Gesundheit: +2,5%, Einzelhandel: +1,5%). Zyklische und schwankungsfreudige Branchen mussten im bisherigen Wochenverlauf teilweise sogar Abschläge (Auto: -2,5%, Finanzdienstleister: -0,7%, Technologie: -0,6%) hinnehmen. Die hiesigen Anleger glauben anscheinend nicht an eine (saisontypische) Jahresendrallye.
Der S&P 500 schloss gestern, von der Fed-Sitzung (siehe unten) nur wenig tangiert, leicht schwächer. Die Bilanz der laufenden Woche sieht mit +3,1% sehr positiv aus; im Unterschied zu Europa notieren alle Sektoren des S&P 500 im Plus, die stärksten Zuwächse konnten Gesundheits- (+4,4%) und Gebrauchsgüterwerte (+3,5%) verbuchen.
An den asiatischen Leitbörsen dominieren heute Morgen (9.11.) die roten Zahlen. Der Nikkei 225 beschloss die Handelswoche mit marginalen Gewinnen, der südkoreanische KOSPI 200 verlor per Saldo -0,5%, der chinesische CSI 300 liegt -3,7% unter Vorwochenniveau.
Renten und Währungen:
Die US-Notenbank ließ ihre Leitzinsen erwartungsgemäß (noch) unverändert und sieht die amerikanische Wirtschaft trotz eines zuletzt moderateren Wachstums der Unternehmensinvestitionen weiter auf Expansionskurs („… economic activity has been rising at a strong rate.“). Die Renditen von 10J.-EWU-Staatsanleihen zogen im Wochenverlauf leicht an, der Euro (aktuell: 1,134 US-$) gab die am Montag und Dienstag erzielten Kursgewinne zuletzt wieder ab.
Edelmetalle und Rohstoffe:
Gold (aktuell: 1219 US-$/Unze) musste diese Woche leichte Abschläge hinnehmen, Rohöl (Brent-Future aktuell: 70,9 US-$), das Anfang Oktober kurzzeitig die Marke von 85 US-Dollar überschritten hatte, fuhr weiter im Rückwärtsgang.
Konjunkturelles Umfeld:
Aus den Vereinigten Staaten wurden gestern (8.11) wiederum sehr niedrige Erstanträge für Arbeitslosenhilfe (214.000 nach 215.000) gemeldet.
Aus China kam heute Morgen bereits die Inflationsrate für Oktober (unverändert +2,5% ggü. Vj.), aus Europa werden noch die Outputdaten des französischen produzierenden Gewerbes (September e: -0,3% ggü. Vm.) und die Zweitschätzung für das britische Q3 -BIP (e: +0,6% ggü. Vq.) erwartet. Um 16:00 Uhr steht dann noch das vorläufige US-Verbrauchervertrauen (Uni Michigan) für November (e: 98,0) auf dem Programm.
Positive Zwischenbilanz der US-Berichtssaison:
Die Berichterstattung der S&P 500-Gesellschaften für das 3. Quartal ist in vollem Gange. Mittlerweile liegen schon die Daten für 419 Unternehmen (Stand: 07.11.) vor, Zeit für eine durchaus erfreulich ausfallende Zwischenbilanz. Auf Basis der bereits veröffentlichten Zahlen sind die Gewinne (pro Aktie) um +29,7% ggü. Vj. gestiegen, 78 % der berichteten Gewinne liegen über den Schätzungen der Unternehmensanalysten. Die derzeitige, schon reichlich ambitionierte Q3-Prognose für den gesamten S&P 500 (Gewinn : +27,7%; jew. IBES-Schätzung für Q3/2018 ggü. Vj.) könnte sich also sogar als zu konservativ erweisen. Der starke und für ein fortgeschrittenes Stadium des Konjunkturzyklus ungewöhnlich dynamische Anstieg der Gewinne (pro Aktie) wird wesentlich getrieben von steigenden Umsätzen (e: +8,5%) und der Entlastung durch Trumps Steuerreform, aber auch von den anhaltenden Rückkäufen eigener Aktien. Die stärksten sektoralen Beiträge zum Gewinnwachstum sollten die Finanzbranche (e: +45%) und die von den im 3. Quartal deutlich gestiegenen Ölnotierungen profitierenden Energiekonzerne (e: +116%) beisteuern.