Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille – und die Wahrheit
In einem kürzlichen Interview mit Bloomberg sagte der legendäre Anleger Howard Marks von Oaktree Capital, dass es bei Investments „nie um schwarz oder weiß, alles oder nichts, riskant oder sicher“ gehe. Er wies darauf hin, dass es bei einem Investment um die fortlaufende Feinjustierung eines Portfolios entlang eines Risikospektrums gehe – von aggressiv bis defensiv. Er spricht uns aus der Seele.
Den Medien gefallen Rufe von den Märkten. Ihnen gefallen Experten mit Aussagen wie „Jetzt verkaufen“, „Jetzt kaufen“ oder „Es ist Zeit“ usw. Wir sind der Ansicht, dass sich niemand jemals so sicher sein kann. Meistens liegt der richtige Weg irgendwo in der Mitte. Wir wissen nicht, was die Zukunft für uns bereithält. Doch wir können eine Vorstellung möglicher Ergebnisse erhalten, indem wir vergangene Ereignisse und unsere gegenwärtige Lage betrachten. Der von Ihnen angelegte Betrag, Ihr Engagement in einzelnen Anlageklassen und -sektoren und der vermutete Risikograd aller dieser Komponenten im aktuellen Marktumfeld. All dies kann von uns berücksichtigt werden.
Wo stehen wir also heute? Unserer Einschätzung nach gestaltet sich die Lage eher mau. Nochmals, dies ist kein Ruf von den Märkten. Diese Rally könnte noch ein weiteres Jahr oder sogar länger andauern. Wer weiß das schon? Wir wissen jedoch, wo wir im Vergleich zum historischen Kontext stehen.
Nehmen wir beispielsweise die Aktienmärkte. Die folgende Grafik zeigt das zyklisch bereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis (CAPE). Hiermit kann der Wert von Aktien im S&P 500 Index beurteilt werden.
So hoch wie jetzt war das CAPE bisher lediglich drei Mal: 1929 (im Vorfeld der Großen Depression), 1999 (während der Dotcom-Blase) und 2007 (während der Immobilienblase im Vorfeld der Großen Rezession).
Zwar können wir das Auf und Ab der Märkte nicht vorhersehen, doch wir können Portfolios vorsichtig entsprechend dem jeweiligen Kontext positionieren. Vielleicht sollte jetzt in Betracht gezogen werden, das Risiko in gewissem Maße zurückzufahren. Nach unserer Einschätzung wurde in diesem Zyklus das leichte Geld bereits verdient.
Vielleicht ist es an der Zeit, in den Portfolios eine Risikoanpassung vorzunehmen und sich auf „Alpha-Märkte“, auf denen harte Arbeit und Können die Erträge ohne wesentliche Erhöhung des Risikos steigern können, zu fokussieren.
Hochwertige „Beta-Märkte“, die konstantere Erträge bei niedrigerem Risiko bieten können, sind unserer Einschätzung nach derzeit dünn gesät. Wie Marks sagte: „Es kommt immer auf den Preis an. … Wenn wir Wert günstig bekommen können, sollten wir aggressiv sein, und wenn wir Wert nur teuer bekommen können, sollten wir uns zurückhalten.“
Die Inflationserwartungen scheinen zu stagnieren und könnten sogar allmählich sinken. Vielleicht hätten wir weitere Daten abwarten sollen, um zu sehen, ob der jüngste Rückgang der Inflation in der Tat „vorübergehend“ ist, wie die Äußerungen von Janet Yellen, der Vorsitzenden der US-Notenbank (Fed), nahezulegen scheinen. Vielleicht aber auch nicht. Kommt Zeit, kommt Rat.
Mehr Long/Short Equity Global
Obwohl unser Ausblick hinsichtlich der allgemeinen Marktniveaus weiterhin gemäßigt ist, halten wir an unserer positiven Einschätzung für Long-Short-Aktienanlagen fest: Wir haben unseren Schwerpunkt von Europa auf globale nicht sektorspezifische Titel verlagert.
Nach unserer Ansicht dürften bestimmte Trends, wie z. B. Aktien, die auf Fundamentaldaten reagieren, geringere Korrelationen zwischen Aktien und eine stärkere Streuung, der Wertentwicklung im Bereich Long/Short Equity in den kommenden zwölf Monaten Auftrieb geben. Die Unternehmensgewinne und das Wirtschaftswachstum sind insbesondere in den USA ebenfalls weiterhin robust.
Überdies führten die steigenden Zinssätze dazu, dass die Short Rebates erstmals seit mehr als acht Jahren für viele Verwalter wieder positiv wurden. Wir gehen davon aus, dass dies so bleibt.
Die Fed und andere Zentralbanken haben seit 2008 enorme Liquidität in das System gepumpt. Dies verengte die Spreads weltweit und sorgte für Kapitalfluss in Risikoanlagen. Das nach unserer Einschätzung baldige Ende dieser Entwicklung wird für die Märkte einen Wendepunkt darstellen.
Ebenso wie die Fed signalisierte auch die Bank of England dem Markt, dass sie dem System Liquidität entziehen wird. Wir erwarten dies auch von der Europäischen Zentralbank.
Relative Value – Festverzinsliche Anlagen
Wir sind der Auffassung, dass der Hochzinsmarkt so zinsempfindlich ist wie nie zuvor. Die Anleger wiegten sich bisher mit der Konsensmeinung, dass die Zinssätze für längere Zeit niedrig bleiben werden, in Selbstzufriedenheit. Dies unterscheidet sich sehr stark von der Denkweise zu dem Zeitpunkt, als Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde.
Die Zinssätze sind nach wie vor niedrig, und die Duration [1] ist weiterhin ein erhebliches, verbreitetes Risiko in den Portfolios vieler Festzinsanleger. Wir sind der Ansicht, dass Verwalter im Bereich festverzinslicher Relative-Value-Anlagen, wie z. B. Long/Short-Credit-Manager, aufgrund der kürzeren Duration ihrer Portfolios gut aufgestellt sind, um dieses Risiko zu begrenzen. Wir gehen davon aus, dass diese Verwalter Alpha aus der zunehmenden Sektorstreuung erzielen können, wenn die Zinssätze wie von uns erwartet steigen.
Macro Commodity Trading Advisor (CTA) im Aufwind
Wir definieren Global Macro CTA als mittel- bis langfristige Investments und das Folgen von Trends. Wir halten die Strategie in dieser Phase für interessant, denn wir kommen gerade aus einem technischen Drawdown. Nach unserer Erfahrung ist dies einer der besseren Einstiegspunkte für die Strategie. Der Btop50 Macro/CTA Index erlebte in den 30 Jahren seines Bestehens vier große Drawdowns, und der 30. Juni 2017 markierte den tiefsten Punkt des fünften Drawdowns.[2] Nach unserer Einschätzung ist die Erholung bereits seit Juli und August 2017 im Gange. Die durchschnittliche Erholung ab dem tiefsten Punkt der vier vorherigen großen Drawdowns betrug in den zwölf Folgemonaten 21,8 %.[3] Die Wertentwicklung der Vergangenheit stellt natürlich keine Garantie für künftige Ergebnisse dar.
Kurzum, die Strategien scheinen in eine Erholungsphase eingetreten zu sein und profitieren von den festeren Trends an den Märkten und einem verbesserten Korrelationsumfeld.
[1] Die Duration misst die Zinssensitivität einer Anleihe.
[2] Quelle: Bloomberg LP. Januar 1987 bis August 2017. Weitere Informationen zu Datenanbietern finden Sie unter www.franklintempletondatasources.com. Indizes werden nicht gemanagt. Es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Gebühren, Kosten oder Ausgabeaufschläge sind in den Indizes nicht berücksichtigt. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist weder ein Indikator noch eine Garantie für die zukünftige Wertentwicklung.
Sie können in unserem früheren Blogeintrag mehr über die hier behandelten und weiteren Arten von Hedge-Strategien erfahren: „Schlagende Argumente für liquide Alternativen.“
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