Bei europäischen Anleihen war die Lage zuletzt unhaltbar. Der Markt war vom massenhaften Ankauf europäischer Anleihen im Rahmen des Quantitative-Easing-Programms quasi ausgetrocknet, sodass die Anleger kaum noch die Möglichkeit hatten, selbst Anleihen zu erwerben.
Besonders deutlich war dies in den Segmenten Unternehmensanleihen und High Yield spürbar. „Es gibt keine Papiere mehr“, konnte man auf den Parketts der Market Maker vernehmen.
Im Euroraum entsprach das Zinsniveau eindeutig nicht mehr der wirtschaftlichen Dynamik. Während in den Vereinigten Staaten der jähe Rückgang des Automobilabsatzes um 10 % eine Verlangsamung des Wachstums befürchten lässt, haben sämtliche europäischen Einkaufsmanagerindizes (PMI Composite) (mit Ausnahme Großbritanniens) vom Juni die Erwartungen übertroffen: Frankreich lag mit 56,6 Punkten über dem Konsens von 55,3, nachdem im Mai 55,3 Zähler erreicht wurden, und auch Deutschland übertraf mit 56,4 Punkten die erwarteten 56,1 Punkte, die ebenfalls dem Stand von Mai entsprachen. Für den gesamten Euroraum lag der Index bei 56,3 Punkten und damit über den prognostizierten 55,7 Punkten, dem Stand vom Mai.
Mit der beängstigenden Aussicht auf eine schlecht gesteuerte Normalisierung der Geldpolitik auf den unterschiedlichsten Wegen konfrontiert, sind die Anleger somit gezwungen, das Anleiherisiko neu zu kalkulieren.
Aufgrund des mechanischen Effekts fallen nun somit kurzfristig die Aktienmärkte. Einzig der Bankensektor sticht in diesen Zeiten kurzer Marktphasen mit seiner relativen Performance heraus.
Abraham Lincoln sagte oft: „Die beste Art, die Zukunft vorherzusagen, besteht darin, sie zu schaffen.“ Womöglich setzen die Anleger am langen Ende der Zinskurve diese messianische Maxime des berühmtesten amerikanischen Präsidenten gerade in die Praxis um.