Es geht um das englische Unternehmen Renishaw, das hauptsächlich Messinstrumente herstellt. Dies können Messtaster und Prüfgeräte für die industrielle Prozesskontrolle sein, aber auch optische und magnetische Systeme zur Entfernungsmessung. Einsatz finden diese Produkte in den verschiedensten Bereichen wie Medizintechnik, 3D-Metalldruck oder Vakuumgießen, aber auch in „klassischen“ Technologien wie Kfz- und Flugzeugbau sowie elektronischen Konsumartikeln wie Smartphone-Kameras.
So unauffällig Renishaws Erscheinungsbild ist, so unspektakulär - aber grundsolide - war auch unsere Fundamentalanalyse, als wir das Unternehmen vor rund zwei Jahren gekauft haben. Die Nettomargen lagen bei 24%, die EK-Quote bei 75% und die Free Cash Flow (FCF)-Rendite bei 3,5%. Dies vor dem Hintergrund einer üppigen Cash-Position, Schuldenfreiheit und geringem Goodwill (2% des EK). Allerdings fehlten damals Momentum und Kursphantasie nach einer längeren Seitwärtsbewegung der Aktie.
Mit einem damaligen KGV von 16 und den beschriebenen Rahmendaten war Renishaw der klassische Value-Fall, was uns zum Einstieg bei £ 20 bewogen hat. Inzwischen ist schon fast ein Growth-Beispiel daraus geworden: der Kurs hat sich um 80% erhöht, das geschätzte KGV ist für 2017 auf 31 und für 2018 auf 27 gestiegen. Dies liegt vor allem an der Wachstumsdynamik, bei der der Gewinn pro Aktie nach Meinung der Analysten für das nächste Jahr um rd. 10% und der FCF sogar um 20% wachsen soll.
Gegründet wurde das Unternehmen vom gelernten Flugzeugingenieur David Mc Murtry im Jahre 1979, der auch heute noch mit 36% der größte Aktionär ist. Daneben ist der Mitgründer und heutige Co-Aufsichtsrat John D. Deer zu nennen, der aktuell 17% der Anteile besitzt. 2001 wurde Mc Murtry für sein Lebenswerk in den Ritterstand erhoben.
Der starke Anstieg von Kurs und geschätzten KGV macht uns naturgemäß vorsichtig, aber solange das Momentum anhält und die Aktienmärkte im Hausse-Modus laufen, werden wir investiert bleiben.
Transaktionen
Die Vorzugsaktien von Sto haben wir über die letzten Wochen verkauft. Vor gut vier Jahren hatten wir die Position aufgebaut, da das politische Umfeld für eine erfreuliche Nachfrage nach der Produktpalette sorgte und das Unternehmen mit einem ordentlichen Cash Flow zu überzeugen wusste. Inzwischen hat sich die Lage deutlich eingetrübt: die Fassadendämmung mit Kunststoffen ist zumindest in Deutschland (45% des Umsatzes) ökologisch fragwürdig geworden und der politische Wille zu weiteren staatlichen Subventionen schwindet. Der sinkende Ölpreis verringert den wirtschaftlichen Handlungsdruck, zudem sind Neubauten inzwischen häufig ausreichend gedämmt, so dass der kritische Bestand langsam abnimmt. Zusätzlich hat sich das Sentiment durch den Hochhausbrand in London verschlechtert, so dass wir den im 1. Halbjahr um 26% gestiegenen Kurs zu einer Gewinnrealisierung genutzt haben.