Wir haben die britische Playtech plc verkauft. Der Hersteller von Software-Plattformen für die Gaming- und Wettspielindustrie ist profitabel, unverschuldet und gekennzeichnet von einem positiven Momentum. Der Gründer und einzige Ankeraktionär Teddy Sagi hat in den letzten Monaten allerdings sein Engagement aus Diversifizierungsgründen deutlich reduziert, so dass das Unternehmen nicht mehr Bestandteil unseres Family Business-Universums ist. Da wir, anders als einige Wettbewerber, ausschließlich Familienunternehmen in unserem Portfolio halten und unsere Strategie nicht verwässern wollen, haben wir die Aktie als Konsequenz verkauft.
Die Playtech-Aktie hat seit Jahresanfang um 12,7% zugelegt und notiert nahe ihres Allzeithochs von rd. GPB 9,5. Den Kursanstieg kann man wohl auch als das „Verschwinden des Sagi-Diskonts“ interpretieren - der ehemalige Investmentbanker ist bisher als recht streitbare und publicityträchtige Persönlichkeit in Erscheinung getreten. Wir haben die Aktie knapp 3 Jahre gehalten und inkl. der Dividenden rund 50% verdient.
Portfolio
Die gesamte Branche der Gaming- und Wettspielindustrie ist weiterhin hochinteressant und wird von drei größeren Trends bestimmt: von „offline“ zu „online“, von lizenzlosen zu regulierten Umsätzen sowie der Entwicklung zur schnellen Konsolidierung, um Größenvorteile realisieren zu können. Wir bleiben daher in diesem Thema investiert, denn von den genannten Trends dürfte auch unser Portfoliowert Betsson AB aus Schweden profitieren. In der letzten Märzwoche wurde der Entwurf für das schwedische Glückspielgesetz vorgestellt, der das staatliche Lotto-Monopol festschreibt und zugleich die Online- und Offline-Aktivitäten für Wettspiel, Pferdewetten und Online-Kasino regelt.
Betsson ist ein typischer Value-Kandidat: die Bilanz ist mit einer EK-Quote von 56% solide und das Unternehmen mit einer Nettomarge von 21% hochprofitabel; dies dürfte zu einer Dividendenzahlung von gut 6% in diesem Jahr führen. Ein ungünstiges Timing der Firma in der Kommunikation nach dem Brexit schlägt sich noch immer in eher vorsichtigen Schätzungen der Analysten nieder und hat den Kursverlauf in einem neumonatigen Seitwärtstrend verharren lassen. Bei pessimistischer Schätzung des Free Cash Flows im laufenden Jahr und einem Unternehmenswert von gut SEK 12 Mrd. ergibt sich eine FCF-Rendite von knapp 7,5%. Dieses Geschäftsmodell ist aktuell zu einem unterdurchschnittlichen KGV von 12 zu haben in einem Umfeld, das regulatorisch immer wohlwollender wird. So werden die Niederlande ihr Wettspielgesetz voraussichtlich 2018 auf den Weg bringen und 2019 dürfte Deutschland folgen. Die genannte Ertragskraft wird sich unserer Auffassung nach künftig auch an der Börse auszahlen.
1963 gründeten Bill Lindwall und Rolf Lundström die ‘AB Restaurang Rouletter’, die später in Cherryföretagen AB umbenannt wurde und im Jahre 2003 die von Henrik Bergquist, Anders Holmgren und Fredrik Sidfalk gegründete Betsson AB gekauft hat. Seit 2006 firmiert das Unternehmen unter Betsson und wird heute in der 2. Generation von Pontus Lindwall (Aufsichtsrat) geleitet, der zusammen mit seiner Mutter Berit Lindwall und Rolf Lundström (über die Provobis Property AB) einen großen Teil der A-Aktien hält, die über 10 Stimmrechte pro Aktie verfügen. Weitere A-Anteilseigner sind neben den Gründern eines aufgekauften Konkurrenten (Kling, Hamberg und Knuttson) auch die Danske Bank und Svenska Handelsbanken, womit Betsson ein bestens etabliertes Unternehmen ist.