Klassische Mischfonds-Konzepte mit substantiellem Rentenanteil haben es in Zeiten historisch niedriger Zinsen schwer, erbringen doch Anleihen guter Bonität bei aktuellen Renditen bestenfalls einen geringen Ertrag. Daher sind heute Konzepte vorzuziehen, die nicht nur Aktien und Renten, sondern eine breite Palette von Anlageklassen abbilden. Eine ausgewogene Mischung aus beispielsweise Absolute Return, Aktien, Anleihen, Edelmetallen, Immobilien, Liquidität, Private Equity, Rohstoffen, Wald- und Agrarinvestments und Wandelanleihen würde eine ausgewogene, ertragsstarke und damit zukunftsweisende Alternative sein.
Null-Zins bedeutet Risiko
Besonders unangenehm ist es für einen Manager, wenn festgeschrieben ist, dass ein bestimmter Anteil des Anlagevermögens in Renten anzulegen ist. Was macht man dann? Währungsanleihen, anstatt Euro-Anleihen? Unternehmensanleihen anstatt Staatsanleihen? Kurze Laufzeiten anstatt längerer Laufzeiten? Schwellenländer anstatt Industrienationen? Nachranganleihen anstatt Erstranganleihen? Besser wäre möglicherweise keine Anleihen anstatt Anleihen – wenn es denn die Anlagerichtlinien zulassen.
Wo sind die Chancen?
Im Nullzins-Umfeld werden die Karten neu gemischt. Erfolgreiche Konzepte der Vergangenheit (Renten und Aktien) können scheitern, sollten sie sich nicht auf die neuen Gegebenheiten einstellen, und werden scheitern, wenn sie dies nicht tun oder aufgrund ihrer Anlagerichtlinien nicht tun können. Der Anleger sollte „echte“ Multi-Asset-Fonds ins Depot nehmen und auf Renten weitgehend verzichten – jedenfalls als Bestandteil eines Multi-Asset-Fonds. Damit hat der Anleger die Chance, an den Wertentwicklungen von Sachwertanlagen zu partizipieren.
Welche Freiheiten braucht ein Fondsmanager, um die Klippen der nächsten Jahre erfolgreich zu umschiffen?
Im Nullzins-Umfeld braucht der Verwalter eines Vermögens die Freiheit, Assetklassen auszulassen, wenn sie ihm nicht aussichtsreich erscheinen. Er muss zudem verschiedene Assetklassen adressieren können, die möglichst wenig miteinander korrelieren. So kann er Schwankungen möglichst gering halten und dennoch eine angemessene Rendite erzielen. Andererseits sollte der Manager nicht grenzenlose Freiheiten haben. Höchstgrenzen für einzelne Assetklassen beschränken deren Risiken und sind auch im Hinblick auf die beabsichtigten Korrelationseffekte anzuraten.
Welche Kundenbedürfnisse sind aktuell zu berücksichtigen?
Die Kundenbedürfnisse haben sich, wenn überhaupt, nur graduell verändert. Nach wie vor wirdeine solide Rendite gefordert und es besteht der Wunsch, dafür nur geringe Risiken in Kauf zu nehmen. Die akzeptierten Risiken sind individuell unterschiedlich, stehen aber häufig nicht in einem soliden Verhältnis zu den gewünschten Renditen.
Welche Chancen und Herausforderungen haben Berater im Nullzins-Umfeld?
Viel zu selten wird der große Pluspunkt herausgestellt, der dem Berater aus dieser Situation erwächst. Konnten sich Anleger in der Vergangenheit einfach selbst Anleihen kaufen und dabei gute Erträge generieren, benötigen sie jetzt eine qualifizierte Beratung, um Renditen zu erzielen und langfristige Vermögensstrategien erfolgreich umzusetzen. Selten waren fachlicher Rat und Spezialistenkenntnisse notwendiger und wichtiger als heute. Die Herausforderung für den Berater besteht im Heranführen der Kunden an Anlageformen, die ihm möglicherweise noch nicht vertraut sind, und im Erläutern der Risiken, die mit einer langfristig erfolgreichen Strategie verbunden sind. Ihm klar zu machen, dass es sich lohnt, diese Risiken einzugehen ist kein einfacher Job, aber es lohnt sich.
Berater, die diese Herausforderung annehmen, werden sich zu den Gewinnern der Null-Zins-Ära zählen dürfen.