Wir gehen jedoch davon aus, dass die chinesische Wachstumsdynamik in den kommenden Quartalen leicht nachlässt. Die sich abzeichnende Normalisierung beim privaten Konsum (der durch die Senkung der Umsatzsteuer beim Kfz-Kauf im vergangenen Jahr einen temporären Schub erhielt) und die erkennbare Abkühlung in der Bauwirtschaft dürften stärker wiegen als der Rückenwind vom Export.
In den USA dominierten bei den realwirtschaftlichen Aktivitätsdaten der vergangenen Woche die Enttäuschungen. Zu verschmerzen war noch, dass die erwartete Aufwärtskorrektur des Q4-BIP-Wachstums im Rahmen der ersten offiziellen Revision ausfiel – der Zuwachs blieb unverändert bei 1,9%. Im Gegensatz dazu zog aber der überraschende Rückgang der Konsumausgaben im Januar grössere Kreise. Selbst wenn im Februar eine deutliche Gegenbewegung folgt, zeichnet sich wegen des statistischen Unterhangs für den Quartalsdurchschnitt ein Anstieg von nur rund 1,5% ab. Dadurch erhalten die Perspektiven für das BIP-Wachstum im laufenden Quartal einen Dämpfer. An unserem positiven Ausblick für das US-Wirtschaftswachstum im Gesamtjahr 2017 ändert sich dadurch jedoch wenig.
Für Gelassenheit spricht vor allem, dass sich das makroökonomische Umfeld für den privaten Verbrauch weiterhin in einer äusserst guten Verfassung befindet. Ganz zentral schürt der anhaltende Aufschwung am Arbeitsmarkt den Optimismus. Die jüngsten Rekorde bei den Zahlen zum Arbeitsmarkt und der Verbraucherstimmung bildeten damit in der vergangenen Woche ebenso einen Gegenpol zu den schwachen Konsumausgaben wie positive Signale der Unternehmen.
Derweil hat es in der Eurozone die Inflation endlich geschafft: Gemäss der ersten Schätzung von Eurostat erreichte die jährliche Teuerungsrate im Februar dank gestiegener Energie- und Nahrungsmittelpreise die 2,0%-Marke (nach 1,8% im Januar).
Allerdings gibt es nach wie vor keine Anzeichen dafür, dass der Höhenflug bei den Energie- und Nahrungsmittelpreisen auf die übrigen Komponenten nennenswert ausstrahlt. Die Kerninflationsrate verharrte im Februar einmal mehr bei niedrigen +0,9%. Die Kerninflation dürfte sich in den nächsten Monaten nur langsam nach oben bewegen. Ende 2017 rechnen wir mit knapp 1,1% und Ende 2018 mit 1,3% bis 1,4%.
In konjunktureller Hinsicht ist die anziehende Teuerung jedoch keineswegs vernachlässigbar, belastet sie doch die Kaufkraft der Konsumenten. Damit ist aber keine kräftige Abschwächung des privaten Verbrauchs vorgezeichnet, existiert doch in Form der Arbeitsmarkterholung eine Gegenkraft zu den steigenden Preisen.
Dennoch, anziehende Inflation und sinkende Arbeitslosenzahlen liefern sich dieses Jahr einen Kampf um die Gunst der Konsumenten. Dies schlägt sich auch im Verbrauchervertrauen nieder, das zuletzt einen Zickzackkurs beschrieb. In der jüngsten Umfrage der EU-Kommission unter mehr als 70.000 Unternehmen und Verbrauchern der gesamten Währungsunion hat sich entsprechend das Konsumklima als Bremsfaktor erwiesen. Die Stimmung im Industrie-, Dienstleistungs- und Baugewerbe hat sich dagegen weiter aufgehellt. Im Endeffekt legte damit auch das alle Indikatoren bündelnde »Wirtschaftsvertrauen« im Februar erneut leicht zu (108,0 nach 107,9 Punkten) und markierte einen 6-jährigen Höchststand.
Betrachtet man die Länderergebnisse, befindet sich das Wirtschaftsvertrauen nahezu überall im Aufwind. Nicht zuletzt in den Peripherieländern und Frankreich ist die wachsende Zuversicht unverkennbar.
Für die EZB ergibt sich eine neue Situation: Erstmals seit vier Jahren ist das Inflationsziel (»unter, aber nahe 2,0%«) wieder übererfüllt und die wirtschaftliche Entwicklung so eindeutig aufwärtsgerichtet wie seit sechs Jahren nicht mehr. In der konjunkturellen Lagebeurteilung anlässlich der nächsten Sitzung des EZB-Rats am kommenden Donnerstag sind damit Anpassungen unvermeidlich.
Bei der Inflation dürfte jedoch alles beim Alten bleiben. So dürfte die EZB weiterhin nur von einer temporären (energiepreisgetriebenen) Inflationsbeschleunigung sprechen und den fundamentalen Preisdruck als schwach ansehen. Weil noch keine breit angelegte, nachhaltige und selbsttragende Reflationierung in Sicht ist, dürfte die EZB auch ihren expansiven geldpolitischen Ausblick beibehalten.
Für die Finanzmärkte gibt es – ungeachtet des erfreulichen Konjunkturausblicks – nicht nur gute Nachrichten: Der Aufwärtstrend der Renditen von US-Treasuries sollte sich in den nächsten Wochen so lange fortsetzen, bis die Erwartungslücke der Investoren verschwunden ist, die nach wie vor aus den relativ zurückhaltenden Leitzinserwartungen der Geldterminmärkte und dem dynamischeren Leitzinsszenario der Fed resultiert. Damit dürften sich die Renditen 10-jähriger Laufzeiten der 3%-Marke nähern.
Deutsche Bundesanleihen bleiben von dieser Seite stark unter Druck – wegen der QE-Käufe der EZB hält sich der Schaden jedoch in Grenzen. In diesem Zusammenhang sei auch an die Anleihenkäufe der Schweizerischen Nationalbank erinnert, die wegen der Devisenmarktinterventionen (Verkauf von CHF gegen EUR) permanenten Anlagebedarf in Bundesanleihen hat, was vor allem die Renditen kurzer und mittlerer Laufzeiten stützt.
Dennoch hat die vergangene Woche gezeigt, dass Bundesanleihen nicht völlig immun gegenüber den makroökonomischen Rahmenbedingungen sind. Deshalb gehen wir weiterhin davon aus, dass die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen im 2. Quartal über 0,50% hinaus bis auf 0,75% steigen werden, bevor der Trend während der dann anstehenden konjunkturellen Konsolidierung wieder nach unten knickt.
Steigende Renditen deutscher Bundesanleihen dürften mittelfristig mit tieferen Risikoprämien von Peripheriestaatsanleihen einhergehen. Negative Überraschungen im Umfeld der bevorstehenden Wahlen in den Niederlanden und Frankreich einmal aussen vor gelassen.
Die Aktienmärkte dürften ihren Aufwärtstrend beibehalten, die zyklischen Höchststände sollten erst im des Sommer erreicht werden. Ausser durch die anziehende Konjunkturdynamik und steigende Gewinnmargen wird die Hausse durch die defensive Positionierung vieler Investoren gestützt. Trotz hoher Notierungen ist von Euphorie nach wie vor nichts zu erkennen, was den Aktienmärkten Luft nach oben verschafft und gleichzeitig eine gute Absicherung nach unten bildet.
Auch wenn die nächsten Monate von hoher Volatilität geprägt sein dürften, sehen wir EUR-Unternehmensanleihen in Anbetracht des erfreulichen Konjunkturumfeldes positiv. Anhaltende Zuflüsse in die Assetklasse untermauern diese Einschätzung. Zudem gehen wir davon aus, dass die Risikoprämien vom insgesamt noch günstigen technischen Bild gestützt bleiben.
Seit Anfang Februar hat sich in unserem Anlagemanagement nicht viel verändert: Wir nutzen weiterhin die Chancen des guten konjunkturellen Umfelds und halten in allen Fonds, die in Aktien, Unternehmens- und Hochzinsanleihen investieren dürfen, die Quoten auf hohem Niveau beziehungsweise schöpfen sie sogar voll aus. Die Anleihenlaufzeiten haben wir zwar wegen tendenziell steigender Zinsen (anziehende Konjunktur und steigende Inflationsraten) verkürzt, können jedoch mit mittleren Laufzeiten noch von temporären Kursrückgängen profitieren, welche aufgrund der Anleihenkäufe der EZB und temporärer Fluchtbewegungen von Anlegern in die sicheren Häfen möglich sind.