Bis zu den US-Präsidentschaftswahlen verlief das Jahr relativ gut: Der MSCI Asia ex Japan stieg seit Jahresbeginn um 11 % (in USD) und war damit erfolgreicher als die Industriestaaten-Indizes. Doch nach dem Wahlsieg Trumps brach der asiatische Index ein - anders als in Europa, Japan und vor allem den USA, wo die Börsen mit kräftigen Gewinnen reagierten (siehe Grafik).
Entwicklung der Indizes S&P 500 und MSCI Asia ex Japan (in USD)
Index Dollar DXY
Wenn es zur Aufrichtung von Zollschranken käme, würden die Handelspartner der USA zu entsprechenden Gegenmaßnahmen greifen, und auch US-Unternehmen müssten bei Exporten in die großen asiatischen Märkte mit Strafzöllen rechnen. Dies wiederum käme den in der Konsumbranche führenden lokalen Unternehmen zugute: So könnte zum Beispiel Hengan, der (auch in unseren Portfolios vertretene) chinesische Marktführer für Babywindeln und Hygieneartikel, der bislang nur auf dem heimischen Markt tätig ist, seine Position durch protektionistische Gegenmaßnahmen gestärkt sehen, denn zu seinen großen Konkurrenten gehören unter anderem US-Unternehmen wie Procter & Gamble oder Kimberly Clark. De facto produzieren diese beiden US-Unternehmen jedoch auch in China, setzen chinesische Arbeitskräfte ein und wären daher von Zollschranken nicht betroffen. Doch für den Fall eines Handelskriegs ist zu vermuten, dass es zu einem Aufleben patriotischer Gefühle kommen könnte, so dass Produkte, die als „un-chinesisch“ wahrgenommen werden, vom Verbraucher zu einem gewissen Maße boykottiert werden könnten
Die Öffnung Chinas und die Liberalisierung der chinesischen Wirtschaft stellen angesichts der sich auf sich selbst zurückziehenden USA einen Trumpf für Peking dar. Auch die Aufkündigung des transpazifischen Handelsabkommens TTP, die Trump bereits im Wahlkampf angekündigt hatte, kann China beträchtlichen Aufschwung verleihen und dem Land helfen, seine starke Position im asiatischen Raum auszubauen. Auch die Äußerungen des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping beim Weltwirtschaftsforum in Davos weisen in diese Richtung. Diese Entwicklung ist möglicherweise sehr positiv für koreanische Unternehmen, die nach China exportieren (LG H&H, Orion, Amorepacific) und die in jüngerer Vergangenheit unter Drohungen aus Peking litten, Importe aus Korea und den bilateralen Handel beschränken zu wollen. Grund hierfür waren Spannungen zwischen den beiden Ländern im Zuge der geplanten Stationierung des THAAD-Raketenabwehrsystems (Terminal High Altitude Area Defense) auf der koreanischen Halbinsel.
Kursentwicklung koreanischer Unternehmen (in EUR): LG Household & Healthcare, Amorepacific und Orion Corp.
Naturgemäß sind Exportunternehmen in einer Welt höherer Zollbarrieren stärker gefährdet; wir meinen jedoch, dass es wichtiger denn je ist, sich auf Unternehmen zu konzentrieren, die über Wettbewerbsvorteile verfügen, so dass sie unabhängig davon sind, wo sich ihre Kunden befinden. Unternehmen wie TSMC oder Samsung Electronics zum Beispiel sind zwar wichtige Exporteure in die USA, dürften aber dennoch nicht allzu sehr unter den Maßnahmen leiden, da ihre US-Kunden wie Apple oder Qualcomm einfach nicht auf ihre Technologie in der Halbleiterproduktion verzichten können. Möglicherweise werden sie dazu gezwungen sein, Produktionsstätten in den USA aufzubauen, um ihre Produkte für den US-Markt herzustellen. In diesem Fall würden sie zwangsläufig ihre Kostensteigerungen an ihre Kunden weitergeben, die diese wiederum in Form höherer Preise an den Endverbraucher weiterreichen würden.
Als guter Merkantilist könnte Donald Trump den Anstieg des US-Dollars begrenzen wollen, da dieser die heimische Fertigungsbranche belastet und der Wettbewerbsfähigkeit der US-Wirtschaft auf dem Weltmarkt schadet. Dies umso mehr, als der Dollar seit seinem Tiefststand bereits 45 % gestiegen (s. Grafik oben) und in Bezug auf die Kaufkraftparität überbewertet ist. Ein sinkender Dollar-Kurs hingegen wäre offensichtlich eine äußerst gute Nachricht für die Emerging Markets.
Es ist davon auszugehen, dass die Befürchtungen, die die Wahl Trumps ausgelöst hat, in den Börsenkursen asiatischer Unternehmen bereits eingepreist sind: Schließlich sind diese Märkte in den vergangenen sechs Jahren fast 90 % hinter den US-Märkten zurückgeblieben (s. Grafik). Zudem dürften asiatische Unternehmen 2017 Cashflows in Rekordhöhe verzeichnen, und ihr Gewinnwachstum dürfte bei über 10 % liegen. Der operative Cashflow von Unternehmen wie z. B. Samsung Electronics könnte im kommenden Jahr höher sein als der von Microsoft.