Tag für Tag mehren sich die Anzeichen für ein Anziehen der amerikanischen Konjunktur mit der Industrie als wichtigster Triebkraft, was auch die Wall Street mit täglich neuen Höhenflügen quittiert. Selbst die Possen von Donald Trump und Gerüchte über illegale Absprachen seines Wahlkampfteams mit Russland können diesem Aufwärtstrend nichts anhaben.
In Europa sind die Anleger angesichts der politischen Risiken weiterhin blind für die Aufhellung der Konjunktur und schrecken vor Engagements zurück. Zur institutionellen und politischen Entwicklung der Eurozone sind noch immer dieselben Fragen offen, und dies bereits seit 2011.
Während in Frankreich die Zahl der Arbeitslosen erneut gesunken ist und die allgemeinen Kennzahlen (Kreditvergabe, Kfz-Neuzulassungen etc.) in die richtige Richtung weisen, fallen die Zuflüsse in europäische Aktien nach wie vor verhalten aus.
Das Risiko eines burlesken französischen Präsidentschaftswahlkampfs und eines Machtzentrums ohne jede wirtschaftliche Vernunft lähmt die Nachbarländer Frankreichs und auch deren Sparer. Tatsächlich fragt man sich, wie das Land, das Ludwig XIV., die Vordenker der Aufklärung, Napoleon und Charles de Gaulle hervorgebracht hat, heute so fragil, so gespalten, so schizophren und so empfänglich für absurde wirtschaftliche Thesen scheinen kann, die sich bereits anderswo (siehe Argentinien und Venezuela) als verheerend erwiesen haben.
Mit dem Äußersten ist zwar nicht unbedingt zu rechnen, doch eins steht fest: Die politischen Stolpersteine werden die Finanzmärkte in diesem Jahr weitaus stärker beeinflussen als die Entscheidungen der Zentralbanken.