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Großbritanniens Wunsch, aus der EU auszuscheiden (Brexit), erregte Aufsehen
- Das alles überschattende Ereignis für die Finanzmärkte der Welt war im Juni der Wunsch der Briten, aus der EU auszuscheiden. Auch wenn der Volksentscheid nur richtungsweisend ist und sehr knapp und in Schottland, Nordirland und London mit einer Mehrheit für den Verbleib ausfiel, wird es aller Wahrscheinlichkeit nach einen britischen Exit geben.
- Obwohl die langfristigen Konsequenzen eines britischen Abbruchs mit der EU kaum vorherzusagen sind, gelang es den Finanzmärkten recht schnell, wieder Fuß zu fassen. Sogar obwohl das Ergebnis Großbritannien bzgl. beider großen Parteien - der Labour-Partei und den Konservativen - in einem politischen Chaos hinterlässt. Gleichzeitig scheinen die Politiker, die die „Leave”-Kampagne angeführt hatten, keinen klaren Plan für den Austritt Großbritanniens aus der EU zu haben.
- Auf der anderen Seite führten die Regierungschefs der übrigen EU-Länder eine verhältnismäßig harte Rhetorik und forderten Großbritannien zu einer schnellen Stellungnahme auf.
- Die Anleger waren darüber besorgt, dass der Austritt Großbritanniens dazu beitragen könnte, Zweifel über die Position der schwächsten Länder in der EU aufkommen zu lassen sowie den Widerstand gegen die EU in mehreren Mitgliedsländern wiederzuentfachen.
- Großbritanniens bevorstehender Abschied von der EU hat bereits mehrere Kreditratingagenturen zu Stirnrunzeln veranlasst und sie die Aussichten für Großbritannien senken lassen.
- Die Unsicherheit an den Finanzmärkten führte dazu, dass die Zinsen bei den Staatsanleihen der sichersten europäischen Länder weiter zurückgingen. Dies führte dazu, dass die deutschen 10-jährigen Staatsanleihen in die entsprechenden schweizerischen Fußstapfen traten und nun mit negativen Zinsen gehandelt werden, wobei Dänemark auch dicht daran war.
Die amerikanische Zentralbank (Fed) dämpfte die Erwartungen hinsichtlich Zinserhöhungen in diesem Jahr
- Auf der jüngsten Sitzung des Zinskomitees der Fed waren die Äußerungen über potenzielle Zinserhöhungen in diesem Jahr gedämpfter als früher. Ursache dafür waren u. a. die erwarteten, wenn auch unsicheren Konsequenzen des Brexit sowie ein schwacher amerikanischer Arbeitsmarktbericht. Dabei handelte es sich um den schwächsten Arbeitsmarktbericht seit Juni 2011. Offiziell wird der bevorstehenden Präsidentschaftswahl im November keine Bedeutung zugemessen, die Aussicht auf einen Wettstreit zwischen der allerersten weiblichen Kandidatin für die Präsidentschaft - Hillary Clinton - und dem kontroversen Milliardär und Kandidaten der Republikaner, Donald Trump, kann auch einen Einfluss haben.
Marktrendite
Das Interesse wechselte von Energie auf IT über - u. a. nach guten Ergebnissen im IT-Sektor
- Die Aktien- und Devisenmärkte weltweit begaben sich im Juni auf eine Fahrt mit der Berg- und Talbahn - nicht zuletzt zum Ende des Monats als eine Folge des überraschenden Abschieds von der EU. Die Aussicht auf ein politisches Tauziehen in Europa im Laufe der kommenden Monate beeinflusste alle Kapitalmärkte der Welt. Die Märkte waren auch u. a. als eine Folge der Meinungsumfragen zum Brexit im Laufe des Monats von Schwankungen geprägt. Dänische Anleger büßten bei britischen Aktien 5 % ein, da das britische Pfund im Verhältnis zur dänischen Krone nachgegeben hatte. Den Aktienmärkten der südeuropäischen Länder erging es noch schlechter. Die Anleger waren darüber besorgt, dass der Austritt Großbritanniens dazu beitragen könnte, erneut Zweifel über die Position der schwächsten Länder in der EU aufkommen zu lassen sowie den Widerstand gegen die EU in mehreren Mitgliedsländern wiederzuentfachen. Gemessen in Kronen rutschten die spanischen und italienischen Aktienmärkte um 8-10 % ab, der griechische Aktienmarkt verzeichnete sogar einen Rückgang um mehr als 20 %.
Historisch niedrige Anleihezinsen
- Auch wenn die Meinungsumfragen im Vorfeld des Volksentscheids über die britische EU-Mitgliedschaft einen verhältnismäßigen Gleichstand zeigten, überraschte es die Rentenmärkte, dass die Entscheidung auf einen Exit fiel. Die Reaktion darauf waren sinkende Zinsen in den Ton angebenden Ländern. Zum ersten Mal wurden die Zinsen bei den deutschen 10-jährigen Staatsanleihen negativ, während sie in Dänemark weiterhin schwach positiv sind. Zunächst war die Reaktion in Spanien und Italien negativ, später gingen die Zinsen dann aber auch in diesen Ländern zurück.
- Die Rentenmärkte der Emerging Markets hatten einen hervorragenden Monat. Insbesondere die Märkte in Lokalwährungen schnitten mit Renditen von mehr als 6 % weit besser als erwartet ab. Die hohen Renditen waren nicht so sehr von länderspezifischen Faktoren verursacht, sondern eher von der unter den Anlegern herrschenden Auffassung, dass der Brexit zu niedrigen Zentralbankzinsen über einen langen Zeitraum führen würde.
- Hinsichtlich der Unternehmensanleihen hielt sich die Reaktion in Grenzen. Die Anleihen mit niedrigerem Rating litten unter der steigenden Risikoaversion und ergaben Renditen nahe Null, während die Anleihen mit höherem Rating im Juni Renditen von etwa 1 % erzielten.