Märkte reagieren oft empfindlich auf Unsicherheiten. Hillary Clinton, die Kandidatin der Demokraten, steht für das Establishment und sie würde wahrscheinlich Obamas Politik annähernd fortführen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die überwiegende Mehrzahl der Investoren einen Sieg Clintons klar begrüßen würde. Trotz ihres leichten Vorsprungs gegenüber Donald Trump ist das Rennen immer noch offen. Historisch hat ein schwacher Aktienmarkt im Vorfeld der Wahlen meist einen Sieg der Oppositionspartei angedeutet. Vielleicht ist das Rennen doch enger als viele derzeit unterstellen.
Weltweite Verschuldung steigt
Weiterhin besorgniserregend ist die Dynamik der weltweiten Verschuldung. Kürzlich hat der Internationale Währungsfonds (IWF) die globale Gesamtverschuldung auf 152 Billionen US-Dollar oder 225 Prozent des globalen Bruttoinlandprodukts (BIP) beziffert. Zum Vergleich: 2002 lag der Wert noch bei 200 Prozent. Vor diesem Hintergrund sollte man den aktuellen Konjunkturoptimismus in vielen Ländern betrachten. So dürfte dieses Jahr die Neuverschuldung in den USA mehr als fünf Prozent des US-BIPs betragen. Trotz dieser massiven konjunkturellen Unterstützung über neue Schulden rechnet der IWF lediglich mit einem US-Wachstum von 1,6 Prozent in 2016. Nachhaltigkeit und Qualität sehen anders aus. Die Möglichkeit einer restriktiveren Geldpolitik erwarten wir weiterhin nicht.
Langfristige Zinsen bleiben niedrig
Die langfristigen Zinsen an den Rentenmärkten sehen wir in einer Bodenbildungsphase. Die Kombination aus ökonomischer Stabilisierung, leicht steigenden Inflationsraten und der Erkenntnis der Notenbanken, dass Geldpolitik an ihre Grenzen stößt, sind wichtige Einflussfaktoren. Der Abwärtsdruck auf die Anleiherenditen sollte sich damit reduzieren. Ein Unterschreiten der Tiefpunkte vom vergangenen Sommer erwarten wir daher auf absehbare Zeit nicht. Wir können uns sogar in den nächsten Monaten eine kleine Versteilerung der Zinsstruktur vorstellen. Das interpretieren wir aber nicht als nachhaltige Zinswende, sondern eher als Ergebnis einer langfristigen, wellenförmigen Bodenbildungsphase.
Aktienmärkte: Volatile Aufwärtsbewegung erwartet
An den Aktienmärkten lassen sich steigende Anleiherenditen und eine fehlende Gewinndynamik als Belastungsfaktoren identifizieren. Dies trifft insbesondere auf den US-Aktienmarkt zu, der zudem hoch bewertet ist und mit der Unsicherheit der Wahl zu kämpfen hat. In Europa haben Gerüchte bezüglich einer Reduzierung der EZB-Anleihekäufe für Nervosität gesorgt. Die Sorge ist zwar übertrieben, aber allein schon die Diskussion, dass die Zentralbanken weltweit an die Grenzen ihrer Möglichkeiten stoßen, könnte die Aktienmärkte negativ beeinflussen. Neben den Wahlen in den USA stehen Referenden im Euroraum bevor. Daher ist auch in den kommenden Wochen mit einem volatilen Marktumfeld zu rechnen. Jedoch sollte der Trend der Kursbewegung nach oben zeigen, insbesondere weil im Umfeld der Wahlkämpfe zunehmend Steuersenkungen und andere staatliche Ausgabenprogramme verkündet werden dürften. Für die Aktienmärkte wäre eine solche fiskalpolitische Ausgabenpolitik eine erfreuliche Nachricht. Der Aktienkursaufschwung der letzten Jahre, der fundamental nur bedingt gerechtfertigt war, könnte somit eine fundamentale Unterfütterung erhalten und die zum Teil recht hohe Aktienbewertung relativieren.