Die Bewertung defensiver Qualitätsaktien ist zwar hoch, aber noch nicht massiv überzogen. Zu diesem Schluss kommt Guy Wagner, Kapitalmarktexperte der Banque de Luxembourg. "Daraus lässt sich folgern, dass diese Unternehmen künftig eine Gesamtrendite abwerfen werden, welche niedriger sein dürfte als in der Vergangenheit", sagt Wagner. Vor dem Hintergrund der niedrigen Zinsen könne man diese trotzdem als vernünftig ansehen. Die Höhe der Rendite werde indes von dem Preis bestimmt, den Anleger beim Kauf zahlen. "Es wäre daher illusorisch anzunehmen, man könne die gleichen Renditen erzielen wie in der Vergangenheit", so Wagner. Anleger sollten aufgrund der hohen Bewertung also ihre Renditeerwartungen nach unten korrigieren.
In den vergangenen Jahren fanden insbesondere Qualitätsunternehmen in wenig zyklischen Branchen bei den Anlegern Anklang – etwa Nestlé, Unilever oder Reckitt Benckiser. Die Frage nach überzogenen Bewertungen liegt deshalb nahe. Wagner hat deshalb Bewertungsmodelle herangezogen, um das Preisniveau von Qualitätstiteln zu überprüfen. "Verwendet man einen Diskontierungssatz von etwa neun Prozent, der in der Vergangenheit als angemessen galt, so kommt man zu dem Schluss, dass defensive Unternehmen tatsächlich relativ teuer sind. Ihr Bewertungsniveau kann aber noch nicht als massiv überzogen bezeichnet werden", sagt er. Verglichen mit dem Markt als Ganzem seien sie nicht teurer als in der Vergangenheit.
Gewinne treiben die Kurse Der überdurchschnittlich gute Kursverlauf von Aktien wie Unilever und Nestlé lässt sich mit der positiven Entwicklung ihrer Unternehmensgewinne erklären, sagt Wagner. Das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bewege sich nun in einem ähnlichen Korridor wie in der Vergangenheit. "Wenn das Bewertungsniveau dieser Aktien weiter steigt, wird irgendwann der Zeitpunkt kommen, an dem die erwartete Rendite so niedrig wird, dass eine Anlage in diese Werte nicht mehr sinnvoll ist", so Wagner. Doch dies sei derzeit noch nicht der Fall.
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