Leichter Optimismus macht sich breit
Die Anleger an den internationalen Finanzmärkten waren im April weniger pessimistisch als zuvor. Dazu trug bei, dass die chinesische Führung die Kreditvergabe ausweitet und das Budgetdefizit erhöht - diese Kombination könnte die wirtschaftliche Situation im Reich der Mitte kurzfristig stabilisieren. Offiziellen Angaben zufolge wuchs die Wirtschaft in China zum Jahresauftakt um 6,7 Prozent, was einer geringen Verlangsamung entspricht. Andere Indikatoren deuten jedoch darauf hin, dass die Konjunktur wieder an Schwung gewonnen hat. Gleichzeitig nimmt die US-Notenbank Abschied von ihren Plänen, die Zinsen zu erhöhen. Der Markt taxiert die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im Juni auf nur noch 12 Prozent. Vor der letzten Notenbanksitzung lag sie bei rund 20 Prozent, Mitte März bei über 50 Prozent. So verwundert es nicht, dass sich die Deflationssorgen an den Kapitalmärkten abschwächten - im Gegenzug konnten sich die Aktienkurse und Rohstoffpreise im April weiterhin gut behaupten.
Anleihenmärkte: Keine schlechten Aussichten
An den Anleihemärkten könnte der kurzfristig erwachende Konjunkturoptimismus die Anleihekurse etwas drücken und die Renditen steigen lassen. Dies würden wir als Kaufgelegenheit erachten, da wir weiter von einer schwachen globalen Wirtschaftsentwicklung im Jahresverlauf ausgehen. Andererseits gilt es, die Brexit-Diskussion und die Situation in Griechenland im Auge zu behalten. Beides dürfte einen nachhaltigen Anstieg bei den Renditen von Bundesanleihen in den kommenden drei Monaten verhindern, wobei aber auch deutlich niedrigere Renditen unwahrscheinlich sind. Vermutlich werden sich die Kurse der Bundesanleihen daher zunächst seitwärts bewegen. Unternehmensanleihen dürften weiter vom bevorstehenden Kaufprogramm der EZB profitieren. Wie schon seit geraumer Zeit bevorzugen wir hier die Bonds qualitativ hochwertiger Emittenten. Kurzfristig können sich auch schlechte Bonitäten gut entwickeln.
Aktienmärkte: Risiken in den USA nehmen zu
An den internationalen Aktienmärkten gilt derzeit die Devise: Rückschläge sind temporär und daher eine Kaufgelegenheit. Institutionelle Anleger müssen Geld investieren, sind aber am Geldmarkt de facto mit Negativzinsen konfrontiert, während die Renditen bei Anleihen auf einem historischen Tiefpunkt sind. Diese Anleger verkaufen nur, wenn sie sich verschlechternde Fundamentaldaten - niedrigere Gewinnerwartungen, sich verschlechternde Geschäftsmodelle etc. - identifizieren und sich dauerhaft nachgebenden Kursen gegenübersehen. Da dies nicht der Fall ist, hat sich der amerikanische Aktienmarkt sukzessive in Richtung des Allzeithochs vorgearbeitet. Nach der Kurserholung der vergangenen Wochen ist jedoch recht viel Optimismus eingepreist, was sich aus unserer Sicht als trügerisch herausstellen könnte. Wenn die Zahlenflut aus den Unternehmen Mitte Mai abebbt, dürfte es den Aktienmärkten zunächst an Nachrichten fehlen, so dass dann Rücksetzer möglich sind. Die mittlerweile hohen Bewertungen in Verbindung mit einer schwachen Gewinndynamik sind latente Belastungsfaktoren.
Rohstoffmärkte: Der Boden ist gefunden
Nach vier verlustreichen Jahren bilden die Rohstoffmärkte den von uns erwarteten Boden aus. Die erste Erholungsbewegung war überwiegend von Short-Eindeckungen getrieben und fiel dementsprechend stark aus. Wir erwarten, dass sich die Preise künftig wieder mehr an den Fundamentaldaten orientieren. Chinas Anstrengungen, die eigene Wirtschaft anzukurbeln, könnte auch die globale Konjunktur zumindest stabilisieren. Bei den Edelmetallen bleiben wir zuversichtlich. Am Goldmarkt ist eingepreist, dass die Zinsen in den USA langsamer steigen, als zuvor erwartet. Zusätzlich profitiert Gold derzeit von den sich eintrübenden globalen Konjunkturperspektiven und den immer mehr um sich greifenden Negativzinsen am Geldmarkt.