Die wichtigsten Zentralbanken haben sich in den letzten zwei Wochen so positioniert, dass sie einen moderaten Beitrag zu einem anhaltenden - wenn auch wenig spektakulären - Weltwirtschaftswachstum leisten sollten. Die Europäische Zentralbank lockerte ihre Geldpolitik abermals ziemlich deutlich. Die Bank of Japan und die Schweizerische Nationalbank waren zwar weniger aggressiv, stehen aber für eine weitere Lockerung bereit. Und wohl am wichtigsten: Die US-Notenbank Fed bestätigte zwar, dass sie weiterhin einen graduellen Straffungskurs verfolge, sie scheint nun aber besser mit den Markterwartungen in Einklang zu stehen als noch in den letzten Monaten. China steuert auf eine verstärkte fiskalische Lockerung zu und könnte im 2. Halbjahr 2016 auch seine Geldpolitik lockern, wenn sich seine Wirtschaft wie von uns erwartet weiter abkühlt. Was bedeutet all dies für die globalen Märkte, nachdem sich Rohstoffe, Anleihen und Aktien jüngst ausgehend von ihren Tiefstnotierungen von Mitte Februar markant erholt haben? Unter dem Strich bietet sich ein durchzogenes Bild: Die Anleger konzentrieren sich zwar nicht mehr auf negative Faktoren wie Rezessions- und Bankrisiken, eine deutliche Beschleunigung des Wirtschaftswachstums scheint aber ebenfalls wenig wahrscheinlich. Die Bewertungen von Aktien und den meisten anderen Anlageklassen bieten nun, nach der jüngsten Rally, weniger Unterstützung. Dies impliziert ein relativ beschränktes Aufwärtspotenzial, sofern die Konjunkturdaten nicht positiv überraschen. Sie bieten jedoch auch nicht genügend Anlass für eine Einstufung der Hauptanlageklassen mit Underperform. Hierfür müssten sich zuerst das Wirtschaftswachstum und die Gewinnperspektiven verschlechtern, die Bewertungen nochmals steigen oder die geldpolitischen Zügel insgesamt gestrafft werden. Wir schließen das Risiko von Marktkorrekturen nicht aus. Diese dürften indessen nicht so umfassend ausfallen wie in den ersten Wochen des laufenden Jahres, sofern keine neuen, größeren Schocks auftreten. Wir gewichten die wichtigsten Anlageklassen deshalb unverändert neutral, nehmen aber einige kleinere Änderungen vor. Insbesondere bevorzugen wir US-Anleihen gegenüber deutschen und kanadischen Verbindlichkeiten, beurteilen Edelmetalle neu zurückhaltend und beenden unsere bisher negative Einschätzung von Schwellenländerwährungen.
Michael Strobaek, Giles Keating
Lesen Sie hier die gesamte Ausgabe Investment Monthly April 2016: Strategien in Seitwärtsmärkten
https://www.credit-suisse.com/pwp/am/downloads/general/investmentmonthlyapr.pdf