Oktober 2023 - Die Ankündigung der Europäischen Kommission von Anfang September, eine Untersuchung der chinesischen Subventionen für Elektrofahrzeuge einzuleiten, wirft ein neues Licht auf die Dominanz Chinas in diesem Bereich. Laut dem Europäischen Verband der Automobilhersteller (ACEA) entfallen auf China im Jahr 2022 15% der Importe von Elektrofahrzeugen in die Europäische Union; eine Zahl, die sich in den letzten fünf Jahren versechsfacht hat. Ohne dem Ergebnis dieser Untersuchung und der möglichen Einführung von Zollschranken vorgreifen zu wollen, wird China in der Wertschöpfungskette für Elektrofahrzeuge, insbesondere für Europa, unumgänglich bleiben.
Chinas technologischer und industrieller Vorsprung
Die Entwicklung eines Ökosystems für Elektro- fahrzeuge gehört zu den wichtigsten Punkten der großen Pläne zur Unterstützung des ökologischen Wandels in Europa (Green Deal) und den USA (IRA). Zudem sei daran erinnert, dass es sich hierbei auch um ein wichtiges Ziel des 14. Fünfjahresplans Chinas (2021-2025) handelt, dessen Priorität die Entwicklung der Produktion von Elektrofahrzeugen nach den besten technologischen Standards ist.
Da die Batterie etwa 40 % des Wertes eines elektrischen Fahrzeugs ausmacht, ist sie das kritische Element für die Kontrolle der Wertschöpfungskette, und deshalb ist China heute unumgänglich:
- China kontrolliert 80% der Lieferkette, die der Batteriemontage vorgeschaltet ist, mit einem Marktanteil von 77% bei der Lithiumraffination, 99% bei LFP-Kathoden (Lithium, Eisen, Phosphat) und 59% bei NMC-Kathoden (Nickel, Mangan, Cobalt), 90% bei Anoden und 86% bei Elektrolyten.
- Bei 36% niedrigeren Batterieproduktionskosten als in Europa und 16% niedrigeren Kosten als in den USA (nach den positiven Auswirkungen des IRA) verfügt China über eine bedeutend höhere aktuelle und zukünftige Kapazität: 1.000 GWh im Jahr 2022 gegenüber 140 GWh in Europa und 75 GWh in den USA; Zahlen, die bis 2030 für China auf über 3.000 GWh und für Europa und die USA auf rund 1.000 GWh ansteigen dürften.
- Aus technologischer Sicht schließlich dominiert China die Produktion von LFP-Akkus, eine Technologie, die im Wettlauf um das schnelle Aufladen am weitesten fortgeschritten und im Vergleich zur NMC-Technologie um etwa 20% billiger ist - Schlüsselelemente für die Entwicklung eines Massenmarktes für Elektrofahrzeuge.
Folglich dominiert China mit 5 Millionen verkauften Einheiten im Jahr 2022 (was rund 65% der Gesamtmenge entspricht) den Weltmarkt für Elektrofahrzeuge mit großem Abstand.
Die Abkopplung der Wertschöpfungskette für Elektrofahrzeuge von China ist nach wie vor ein Hauptziel der Maßnahmen zur Förderung des ökologischen Wandels in den Vereinigten Staaten und Europa. Die Verlagerung der Produktion scheint langfristig ein erreichbares Ziel zu sein, aber die Abhängigkeit von China bei den Rohstoffen (insbesondere für Europa) und im oberen Bereich der Wertschöpfungskette (Anoden, Kathoden) birgt das Risiko, dass die Verlagerung mehrheitlich auf Montageaufgaben beschränkt bleibt.
Unser Engagement in der Wertschöpfungskette für Elektrofahrzeuge in China
Wir sind derzeit in BYD investiert, einem Konzern, der mit Tesla um die weltweite Marktführerschaft bei Elektrofahrzeugen kämpft. Durch die Herstellung seiner eigenen Batterien und des dazugehörigen Managementsystems (Battery Management System) verfolgt BYD eine stark vertikal integrierte Strategie, die es ihnen ermöglicht, die Rentabilitätsschwelle für ihre Fahrzeuge um 30 % zu senken. Der Großteil des Umsatzes wird nach wie vor in China erzielt (> 55%), aber das Unternehmen expandiert schnell in anderen asiatischen Märkten (Japan, Indien, Thailand) und seit zwei Jahren auch in Europa.